Fadenheftung

Die gefalteten Bögen werden in die Fadenheftmaschine eingelegt.

In der Steuerungseinheit am Fadenhefter werden Länge, Breite und alle sonstigen Einstellungen gemacht.

Saugnäpfe ziehen die gefalteten Bögen, die sogenannten Lagen, automatisch ein.
Mittels Doppelgreifertrommel werden die gefalteten Bögen in der Mitte aufgemacht.



Die geöffnete Papierlage fällt auf einen Hilfssattel auf der Transportkette, und wird dort von der Rolle zum Heftsattel transportiert.



Dieses hier verarbeitete Buch besteht nur aus drei gefalteten Bögen, deshalb ist jeder vierte Durchgang in der Maschine ein Leerdurchgang.

Nach jedem zusammengehefteten Buchblock führt die Fadenheftmaschine einen Leerstich aus, die einzelnen Bücher werden mit Messern automatisch voneinander getrennt.



In der Fadenheftmaschine können 6000 Lagen pro Stunde verarbeitet werden.
Die Anzahl der Garnrollen ist deshalb so groß, weil bei einem Format von DIN A3 alle Garnrollen gebraucht werden. Bei kleineren Formaten sind nicht alle Spulen in Gebrauch.
In dieser Fadenheftmaschine können Formate von 10,5 cm bis DIN A3 verarbeitet werden.



Die Stichweite ist fix eingestellt immer gleich, der Abstand der Stiche ist genormt.



An der Stapelauslage werden die fertig gehefteten Buchblöcke gesammelt.



Der Effekt des Fadens wird sichtbar, wenn man den genähten Bogen öffnet.

In seltenen Fällen werden anstatt der sonst üblichen weissen auch bunte Fäden zum Nähen verwendet, um einen besonderen gestalterischen Akzent zu setzen.



Auch das Kapitalalt, ein Stoffwülstchen am Rücken des Buches, eine Reminiszenz an alte Buchbindertechniken, kann farblich hervorgehoben werden.

Dadurch können die Fäden, das Kapitalalt, das Lesezeichen und die Farbe des Leinen-Einbandes farblich aufeinander abgestimmt werden. Diese weiteren Verarbeitungsschritte in der Buchbinderei werden auf anderen Maschinen hergestellt.

Am Klebebinder, wie bei dem Buch links, werden die Lagen am Buchrücken nur aufgefräst und mit Heißleim verklebt.
Rechts sieht man am Rücken die fadengehefteten Lagen.

Die Fadenheftung ist die haltbarste Form der buchbinderischen Verarbeitung, da die Fäden den Papierlagen zusätzlichen Halt verleihen.

Die kleinen schwarzen aufgedruckten Balken heissen Flattermarken und dienen zur optischen Kontrolle der Vollständigkeit und richtigen Reihenfolge der einzelnen Lagen eines Buches.


A Richtige Reihenfolge
B Doppelte Bögen
C Fehlende Bögen
D Vertauschte Bögen

Wenn kein Umschlag auf den Rücken geklebt wird, besteht die Möglichkeit, diese bedruckten Rücken der einzelnen Lagen als Gestaltungselement zu verwenden.
Als Beispiel hier das Buch über den Schweizer Grafiker und Illustrator Martin Woodtli.



In der Vergrösserung kann man gut sehen, daß die Bögen um bis zu einem Millimeter verrutscht sein können.

Das ist auch der Grund, warum Bilder oder Farbflächen, die im endgültigen, beschnittenen Buch bis an den Rand gehen sollen, im Layout 3 mm darüber hinausgehen müssen.


Dadurch wird ein unerwünschter schmaler weisser Rand durch Verrutschen vermieden.
Das gilt nicht nur für die Fadenheftung sondern für alle Druckprodukte, besondere solche, die gefaltet werden. Diesen abgeschnittenen Rand nennt man auch abfallenden Rand.

Bei alten Büchern haben die einzelnen Lagen von Büchern auch noch eine sogenannte Bogensignatur. Auf der ersten Seite jedes Druckbogens erscheint ganz klein am unteren Rand die Nummer des Druckbogens, auf der dritten Seite steht die Nummer nocheinmal mit einem hochgestellten Sternchen.

Manchmal steht dahinter auch noch die sogenannte Bogennorm, das ist der Nachname des Verfassers und der meist abgekürzte Titel des Buches, dadurch konnte ein einzelner Druckbogen einem Werk eindeutig zugeordnet werden. Die Signatur auf der ersten Seite hieß Prime und diente der Kontrolle der Bogenreihenfolge, die Signatur auf der dritten Seite hieß Sekunde und diente der Falzkontrolle.

Nach der Kontrolle der Vollständigkeit jeden Buches sind die fadengehefteten Bögen fertig für die weitere Verarbeitung in der Buchbinderei.