Die Probleme des Halbbildverfahrens 3 / Postproduktion- Halbbildflimmern

Interlaced-Footage, also Videomaterial mit Halbbildern, hat auch einen wesentlichen Nachteil in vielen Bereichen der Nachbearbeitung:
Soll z.B. ein Videolayer rotiert oder skaliert werden, so können die Halbbilder zu störenden Bildfehlern führen. Auch beim Keying wirken sich die Halbbilder häufig negativ aus - die meisten hochwertigen Postproduktions- und Compositingtools sind aber dahingehend optimiert und verarbeiten auch Halbbilder problemlos, sofern die Interpretation des Materials korrekt eingestellt wurde. After Effects z.B. trennt in der gesamten Verarbeitung die Halbbilder voneinander und behandelt sie wie einzelne Frames, um die Ergebnisse zu optimieren.

Halbbildflimmern

Ein weitaus größeres Problem stellt die Halbbild-Technik bei der Erstellung von Text oder Grafik- bzw. 3D-Animationen dar.
Bei der Wiedergabe von feinen Linien und/oder harten Konturen auf einem Fernseher oder Video-Monitor kann es zu einem störenden Flimmern, dem so genannten Halbbildflimmern, kommen (engl.: Interlace-flicker). Dieses Flimmern wird bei feinen horizontalen Linien, wie sie auch bei Textelementen vorkommen können, dadurch erzeugt, dass diese Linien unter Umständen nur genau einer Fernsehzeile zugeordnet werden können und so mit einer Frequenz von 25 Hz abwechselnd sichtbar und unsichtbar sind, da sie nur in jedem zweiten Halbbild enthalten sind und neu aufgebaut werden müssen. Da die Frequenz für diese Linien nur noch 25 Hz beträgt, wird dieser Bildwechsel vom Auge wahrgenommen und als störend empfunden.



Das extremste Beispiel wäre eine Grafik mit abwechselnd jeweils einer 1Pixel-starken weißen Linie und einer 1Pixel-starken schwarzen Linie:


Darstellung auf dem PC-Monitor

Videomonitor-Darstellung - Rollover-Bild ! (Simulation)

Dieses Beispielbild wird auf einem Videomonitor als Wechsel zwischen hell und dunkel mit einer Frequenz von 25 Hz
dargestellt, diese schnelle Frequenz ist aufgrund des hohen Kontrastes für das menschliche Auge sehr gut wahrzunehmen.

Bei scharfen Grafik-Objektkanten, die horizontal verlaufen, tritt dieser Effekt auf, wenn die Pixel an der Kante ebenfalls nicht zu zwei Zeilen, also zu beiden Halbbildern, zugeordnet werden können. Verstärkt wird dieser Effekt, wenn zusätzlich ein starker Farb- oder Helligkeitskontrast zum Hintergrund vorhanden ist.

Auch für Fotos, die in einem Video eingesetzt werden, gilt diese Problematik:
Fotos, egal ob digital oder analog aufgenommen, haben meist eine wesentlich höhere Bildschärfe als das im Vergleich dazu relativ gering aufgelöste Videomaterial.

Abhilfe kann man schaffen, indem man bei problematischen Grafiken, Fotos oder Textelementen einen entsprechenden Filter anwendet, der die Konturenschärfe in vertikaler Richtung reduziert.
Wichtig ist dabei allerdings die Problembereiche zu erkennen, da diese auf einem Computer-Bildschirm nicht auffällig sind.
Die einzige Möglichkeit schon während dem Produktionsvorgang potentielle Flimmerbereiche zu erkennen, ist der Einsatz spezieller Videokarten, die es ermöglichen eine hochqualitative Vorschau des Arbeitsbereiches auf einem Videomonitor darzustellen. Ist dies nicht möglich, so sollte man auf jeden Fall Testsequenzen rendern und diese dann auf einem Videomonitor kontrollieren.

Besondere Vorsicht ist auch beim Erstellen von DVD-Menüs geboten...

Ergänzende und vertiefende Module