Grundprinzip einer Blue/Greenbox

Eine Person oder ein Objekt wird vor einem gleichmäßig, einfärbigen Hintergrund gefilmt oder photographiert. In der Postproduktion wird mittels "Keying" aus den Farbwerten des Hintergrundes eine Maske generiert, um die Personen freizustellen. Anschließend kann der Vordergrund vor jedem beliebigen Hintergrund montiert werden.

Allgemeines zu Blue/Greenbox:

Der Einsatz einer Blue/Greenbox ist in der heutigen Film und Videoproduktionen kaum wegzudenken. Ob nun ein Moderator vor einer animierten Wetterkarte agiert, oder Nero in Matrix durch virtuelle Welten stürzt: Immer findet die Aufnahme der Person in einer Blue/Greenbox statt. Der Akteur oder ein Objekt wird vor einem homogenen Hintergrund aufgenommen und direkt live im Studio, oder später in der Postproduktion, wird die Hintergrundfarbe durch einen beliebigen anderen Background ersetzt.


Durch die rasante Weiterwicklung von Keying Software und den Preisverfall bei der Videohard - und Software steht dieses Tool nicht mehr nur High-End Produktionen zur Verfügung, sondern kommt auch bei Low Budget Produktion zum Einsatz.

Dem Ausleuchten und Einrichten einer Bluebox sollte möglichst viel Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zeit, die man in die genaue Planung einer Bluebox steckt, kann in der Postproduktion um ein vielfaches wieder eingespart werden. Dabei ist man vor allem mit drei gravierenden Problemen konfrontiert, welche die freie Arbeit in der Bluebox stark einschränken:
Große Schwierigkeiten beim Keying bereiten die Reflexionen der Hintergrundfarbe, vor allem auf den Rändern des Vordergrundobjektes (Spill), ein nicht homogener Hintergrund und semitransparente Bereiche, wie Glas, Rauch und Haare. Auch wenn man mit den aktuellen Keyern Probleme, wie Schatten, Spill und ungleichmäßige Ausleuchtung des Hintergrunds, korrigieren kann, so kostet dies viel Zeit und man muss Qualitätsverluste einkalkulieren.

Wie bei jeder Produktion steht am Anfang die exakte Planung des Drehs, um Zeit am Set und in der Postproduktion zu sparen. So können die Rahmenbedingungen für die Einrichtung der Bluebox festgelegt werden:
Welche Ausschnitte und Kamerabewegungen können in Bezug auf die Blue/Greenbox Größe durchgeführt werden?
Welche Kleidung werden die Akteure tragen und welche Farbe ist deshalb für den Hintergrund sinnvoll?
Wird die Akteurin die Haare offen tragen und riskiere ich damit Schwierigkeiten beim Keyen?
Verwende ich Requisiten, die eine spiegelnde Oberfläche haben, oder kann ich darauf verzichten? u.s.w.
Die Planung bedeutet also auch hier stets ein Abwägen zwischen Kosten, Effezienz und Qualität. Natürlich ist es auch möglich, eine Aufnahme aus einer schlecht ausgeleuchteten Bluebox freizustellen. Notfalls muss die Sequenz Frame für Frame mit dem Painttool freigestellt werden (=> Rotoscoping) - dabei steigt der Arbeitsaufwand in der Postproduktion um ein Vielfaches.

Beachtenswertes beim Dreh in einer Blue/Greenbox:

FARBWAHL:

Prinzipiell ist jeder Farbwert, ob rot, grün oder blau geeignet, wenn dieser nicht im Vordergrund vorkommt. Trägt der Akteur bei der Aufnahme in einer Bluebox einen blauen Anzug, so könnte das beim Keyen zu einer unangenehmen Überraschung führen, denn nicht nur der Hintergrund, sondern auch ein Großteil der Person wird freigestellt.
Meist wird Blau und Grün als Stanzfarbe verwendet, da diese Farbtöne in der menschlichen Haut kaum vorkommen. Es kann sich aber auch einmal als sinnvoll erweisen, eine andere Farbe zu verwenden. Wird zum Beispiel ein stark glänzendes Objekt aufgenommen, empfiehlt sich weiß oder rot als Hintergrundfarbe, um blaue oder grüne Spieglungen zu vermeiden.

Grün oder Blau?
Über die Frage, ob nun Grün oder Blau die ideale Stanzfarbe ist, hat sich unter den Experten eine nicht enden wollende Kontroverse entwickelt. In letzter Zeit wird aber verstärkt Grün als die ideale Stanzfarbe empfohlen. Als Argument wird ein höherer Grün Anteil bei der YUV Abtastung angeführt. Unabhängig von der Kamera verfügt die Farbe Grün über eine stärkere Strahlkraft als Blau . Daraus ergibt sich aber der Nachteil, dass durch die höhere Reflexion bei Grün auch der Spill größer ist. Das heißt, dass sich bei einer Aufnahme vor einem grünen Hintergrund eine größere grüne Kante um das Objekt bildet, als bei einem Blauen. Dieser so genannte Spill Effekt kann dann beim Keyen Probleme verursachen. Die Diskussion, ob Blau oder Grün die ideale Stanzfarbe ist, kann hier nicht gelöst werden, denn die Unterschiede beim Abtasten sind marginal und sind von der verwendeten Kamera, wie auch der Videohardware und Compositing Software abhängig.

GRÖSSE:

Diese Frage ist mit einer simplen Formel auf den Punkt zu bringen: Je größer, umso besser!
Das zu keyende Objekt/Person sollte so weit wie möglich vom Hintergrund entfernt sein, damit die Blue/Greenbox an Schärfe und Kontrast verliert und die Person keinen Schatten auf den Hintergrund wirft. Wenn möglich sollte mit Hilfe der Blende der Kontrast zusätzlich verringert werden. Ein großer Abstand zwischen Hintergrund und Person erleichtert auch das gleichmäßige Ausleuchten des Hintergrundes.

professionelle Greenbox


Die zweite Formel macht für viele Studenten die Erste wieder zunichte: Je größer, umso teurer!
Im seltensten Fall hat man die Möglichkeit, in einer professionellen Bluebox zu arbeiten, oder man verfügt über viel Platz sich eine eigene Bleu/Greenbox einzurichten. Dann muss man sich mit einfacheren Lösungen, wie z.B. dem Bau einer mobilen Blue-Wand, begnügen.

Wichtig ist, dass die Bluebox mindestens so groß ist, dass die Person oder das Objekt immer innerhalb der blauen oder grünen Fläche steht. Erscheint der Rand der Bluebox oder ein unerwünschtes Objekt im Kameraausschnitt, so kann dies später mit Hilfe einer animierten Maske entfernt werden.

MATERIAL:

Die Wände einer Bluebox können entweder bemalt, oder mit einem Stoff bespannt werden. Erscheint die Person in einer Totalen muss natürlich auch der Boden blau/grün unterlegt sein. Schwierigkeiten ergeben sich oft an den Kanten zwischen Wand und Boden. Ideal wäre ein runder Verlauf (Hohlkehle siehe Foto), damit sich hier keine Schatten bilden können. Dies ist oft mit einem Stoff leichter zu bewerkstelligen.

ideale Kantenlösung

Bei Einsatz von Stoff muss darauf geachtet werden, dass dieser möglichst glatt und gespannt ist, da die Schatten eines Faltenwurfes das Keyen erschweren würden. Sitzt eine Person z.B auf einem Sessel, so kann auch dieser mit einem Stoff abgedeckt werden.

Diverse Film - Ausstattungsfirmen ( http://www.rosco.com/, http://www.gerriets.at) bieten professionelle Blue/Greenbox Farben und Stoffe an.
Bei einem geringen Budget kann auch z.B. auf einen blauen Mollton zurückgegriffen werden. Wichtig ist, dass der Stoff möglichst wenig Licht reflektiert, er frei von Falten ist und die Nähte sich an keinen heiklen Position befinden. Der Vorteil von Stoff liegt darin, dass dieser öfter verwendet werden kann und die Lagerung auch in einer kleinen Studentenwohnungen möglich ist.
Auch Wandfarben aus dem "Heimwerkerbedarf" kann verwendet werden. Da diese aber nicht in einem reinen Blau oder Grün angeboten werden (hoher Grauanteil), muss man beim Keyen Komplikationen einplanen.


Bluebox aus blauem Packpapier

Spezial-Tool: Von der BBC wurde für das Keyen der virtuellen Studios das PlayHolo Set entwickelt. Dabei kommt statt der Hintergrundwand ein Vorhang mit kleinen Glaskugeln zum Einsatz, welche das Licht in die einfallende Richtung reflektieren. Auf der Kamera wird ein Ring mit grünen oder blauen Leuchtdioden angebracht, mit deren Hilfe der Hintergrund in der Kamera grün oder blau erscheint, während die Person im Vordergrund nicht beleuchtet wird. Mit Hilfe dieses Systems kann auch eine Aufnahme in einer schwach beleuchteten Bluebox gemacht werden (um z.B. die Person später vor einen dunklen Hintergrund zu montieren) und der Spilleffekt wird reduziert.

BELEUCHTUNG:

Die Schwierigkeit liegt darin, den Hintergrund möglichst gleichmäßig zu beleuchten, ohne auf eine dramatische Lichtsetzung des Vordergrundes verzichten zu müssen.
Weitere Details zur Beleuchtung finden Sie unter Gestalterische Hinweise zum Arbeiten in der Bluebox.

AUFNAHME MEDIUM:

Die Qualität der erstellten Matte hängt stark mit der Qualität der Kamera und des Aufnahmemediums zusammen. Die Art der Linse, die Sampelrate, die Auflösung und die Komprimierung sind entscheidende Faktoren für die Qualität eines Blue/Greenbox Shots.

Bei professionellen Bluebox Studio Produktionen kommen Studio Kameras oder EFP Kameras zum Einsatz, deren RGB oder R-Y B-Y Y Signal direkt an eine Ultimatte Box, oder einen Chromakeyer, ohne Komprimierung und Qualitätsverlust, gesendet werden kann. Kommen Videokameras zum Einsatz und wird in der Postproduction gekeyt, kann über SDI auf ein digitales Format, wie D1, D2, Digibeta oder DVCPro 50, aufgenommen werden. Die digitalen Videofiles werden dann in einer Compositing Software weiter bearbeitet. DigiBeta, DVCPro50 und D9 verfügen über dieselbe Samplerate, wie die unkomprimierten digitalen Formate, nämlich 4:2:2, welche auch für das Keyen ideal ist.

Natürlich kann auch mit einer "leistbaren" Kamera ein akzeptables Ergebnis erreicht werden. Man muss nur einen größeren Aufwand beim Keyen einplanen und seine Qualitätsansprüche etwas reduzieren.
DV Formate, wie miniDV, DVCam und DVCPro 25, verfügen nur über eine Samplerate von 4:1:1, was beim Keyen, vor allem bei Details, zu Problemen führen kann. Außerdem verfügen Ein-Chip Kameras oft nicht über die nötige Farbqualität. Wichtig ist, dass man, wenn genug Speicherplatz vorhanden ist, möglichst unkomprimiert digitalisiert und wenn nötig, das Material vor dem eigentlichen Keyen optimiert. Eine eventuelle Farbkorrektur sollte jedoch erst nach dem Keyen vorgenommen werden.