Beim Zeitraffer wird die reale Zeit komprimiert dargestellt: Möchte
man Abläufe die normalerweise mehrere Stunden dauern in wenigen Sekunden
wiedergeben, so empfiehlt sich die Aufnahme von einzelnen Bildern in Zeitabständen
die der Geschwindigkeit des Prozesses entsprechen. Ein Bild pro Minute
würde so eine Bildsequenz von ca. 30 Sekunden Länge ergeben,
um den Ablauf von 12 Stunden darzustellen. Ein Beispiel dafür wäre
der Tageszyklus einer Blume. Häufig wird diese Technik eingesetzt
um die Dynamik und das Wechselspiel des Wetters zu visualisieren.
Zur technischen Umsetzung dieses Verfahrens benötigt man eine Kamera
auf Stativ, die diese Funktion bietet (z.B Intervall-Funktion bei Sony
VX2000 und Canon XL1s, die aber jeweils kurze Sequenzen mit mehreren Frames
aufnehmen) oder ein an die stationäre Kamera angeschlossenes Schnittsystem
mit Adobe Premiere, das mit der „Bild für Bild“ –
Aufnahme-Funktion jeden gewünschten Bild-Intervall von der Kamera
direkt auf die Festplatte aufzeichnet.
Diese Technik funktioniert auch mit bereits auf Band aufgezeichnetem Material
und ist dann zweckmäßig, wenn die Kamera flexibler eingesetzt
werden soll und der ursprüngliche Ablauf nicht länger als 60-90
Minuten dauert (Bandlänge!). Ein häufiges Anwendungsbeispiel
wäre hier z.B. die beschleunigte Darstellung einer Verkehrssituation.
Die Zeitlupe setzt größeren technischen Aufwand voraus: Um
einen natürlichen Ablauf langsamer darzustellen, muss man mehr als
25 Bilder pro Sekunde aufzeichnen um eine exakte und detaillierte Zeitlupe
zu ermöglichen. Bei großen Sportveranstaltungen, hochwertigen
Tierdokumentationen und aufwendigen Spielfilmproduktionen wie etwa Matrix
kommen sogenannte Highspeed-Kameras zum Einsatz die mehr als 100 Vollbilder
pro Sekunde aufnehmen können.
Speziell in der Messtechnik werden sogar Kameras eingesetzt, die bis zu
1000 Bilder pro Sekunde mit einer enormen Auflösung von 1536x1024
Pixel aufzeichnen.
Hat man also 100 Bilder in einer Sekunde aufgenommen, so kann man die
Zeit auf das vierfache dehnen, ohne Qualitätseinbussen in Kauf nehmen
zu müssen.
Leider sind diese Kameras extrem teuer, man kann aber in der Postproduktion
Techniken einsetzen, die das vorhandene Bildmaterial verlängern indem
die fehlenden Bilder errechnet werden.
In After Effects steht dafür die Funktion der „Frame-Überblendung“
zur Verfügung. Ist diese Funktion für eine Ebene aktiviert so
versucht das Programm mittels linearer Interpolation die Bewegungsabläufe
fließender zu gestalten.
Dehnt man also einen Clip der mit 25 fps aufgezeichnet wurde mit 200%
so wird in der Standardeinstellung jeder Frame wiederholt und das Ergebnis
ist ein ruckartiger Bewegungsablauf. Aktiviert man die Funktion „Frame-Überblendung“
für die Ebene und die gesamte Komposition dann errechnet das Programm
jeweils einen Zwischenframe um die Bewegung zu optimieren. Auch beim Zeitraffer,
also bei Dehnungswerten unter 100%, optimiert diese Funktion den Ablauf,
indem auch die nicht mehr sichtbaren Frames mit den sichtbaren kombiniert
werden.
Wirklich sauber werden die Ergebnisse bei einer Zeitlupe bis maximal 200%.
Bei höheren Dehnungswerten entsteht aber ein interessanter Shutter-Effekt,
den man auch gezielt einsetzen kann. Das Ergebnis hängt natürlich
auch immer von der Qualität des Ausgangsmaterials und von der Geschwindigkeit
der Bewegung im Bild ab. Langsame Bewegungen lassen sich mitunter auch
bis zu 400% dehnen.
Um bessere Ergebnisse mit höheren Dehnungsfaktoren zu erstellen,
empfiehlt es sich spezielle Software wie Slowmotion von Dynapel oder Retimer
von Realviz einzusetzen. (Links ###)