Fontographer - Bauklötzchenschrift
Puzzlesteine - Bauklötze
Erzeugung eines Puzzlesteins
Mit dem System Schrift kann man auch Muster erzeugen. Dabei sieht man auch die grundsätzliche Funktionsweise einer Schrift am besten. Kästchen beliebigen Inhalts von gleicher Höhe und anpassbarer Breite werden einfach über Tastenanschlag aneinandergereiht. Als erste einfache Übung und zum kennenlernen der Grundfunktionen von Fontographer erstellen wir einen solchen sogenannten Dingbatsfont (Dingbat steht für eine Schrift, die keine Buchstaben enthält sondern Zeichen, Muster, Piktogramme).

Eine der grundsätzlichen Beschränkungen eines Buchstabens ist, er besteht aus schwarzen Flächen. Diese Flächen können zwar in allen Grafik-Programmen eingefärbt werden, aber in der Schrift selbst ist nur schwarzweiss und nicht etwa eine oder mehrere Farben oder Farbabstufungen möglich. Außerdem können nur Flächen verwendet werden, die von einer oder mehreren Umrißlinien gebildet werden, und keine Linien mit unterschiedliche Strichstärken. Damit man dennoch mit Linien entwerfen kann, weil mit einer Linie viele Formen einfacher zu machen sind als mit Umrissen, kann man Linien am Ende in Flächen umwandeln.

Unter ->Neu erzeugen wir eine neue Schrift. Unter dem Punkt "->Element ->Font Info" gibt man dem Font einen Namen, beispielsweise "Puzzle". Anschließend speichert man als erstes den Font (und in weiterer Folge unaufgefordert nach jedem erfolgreichen Arbeitsschritt).

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Eine leere Schrift enthält 256 Zeichen und sieht so aus.

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Unter ->Element ->Font Info... stellen wir die Oberlänge (Ascent) stellen der Einfachheit halber auf 1000, weil wir in diesem Fall keine Unterlängen (Descent) brauchen (Unterlängen sind die Teile von gpqjy, die unter die Grundlinie ragen).

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Der Puzzlestein entsteht mit der Rastervoreinstellung von 200 em-Einheiten "->File ->Preferences ->Editing Behaviour ->Grid spacing".

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Durch Doppelklick auf das Feld mit der eins oder anwählen des Menübefehls "Open Outline Window" öffnet sich das Bearbeitungsfenster für die Vektorpfade.

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Mit dem Kästchenwerkzeug (das gerundete Icon unter dem Bearbeiten-Werkzeug in der Werkzeugpalette) ziehen wir Kästchen auf, die automatisch am Raster einschnappen und somit sehr präzise sind.


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Unter der Option Voransicht (->View ->Preview) sieht man, das das Zeichen aus einzelnen Teilen besteht. Idealerweise sollte aber eine durchgehende Umrißlinie vorhanden sein.

Mit der Funktion Überlappungen entfernen "->Element ->Remove Overlap" werden die einzelnen Kästchen zu einem Objekt vereint.


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Anschliessend kann man unter Ansicht wieder die Vorschau anwählen (->View ->Preview).

Mit dem Aufrufen des Metrics-Fensters ("->Windows ->Open Metrics Window") kommen wir zur Einstellung des Abstandes der Zeichen. Die Einstellung für die rechte Breite des Buchstabens (die Nachbreite) setzt man durch Verschieben der gepunkteten Linie, und zwar durch Klicken des Kästchens mit dem R drinnen und Verschieben. Durch Klick irgendwoanders auf das Feld verschiebt man den Buchstaben selbst (innerhalb einer gleichbleibenden Breite). Solange der Raster eingestellt ist, schnappt die Marke zur Begrenzung der Zeichenbreite ebenfalls magnetisch auf die 200 Einheiten ein.

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Damit wird in der Schrift jeder neue Puzzlestein oder jedes andere Zeichen genau nach dieser Marke eingesetzt. Durch zweimaliges Tippen des jeweiligen Buchstabens im Eingabefeld oben kann man das Ergebnis der Breite überprüfen. Wir setzen die Breite auf 1400, das ist ein leeres Feld weiter als der rechte Rand, überprüfbar auch im Eingabefeld unten "Width: 1400" und das ist gleichzeitig ein rechter Rand "Right: 200". Wir schließen das Kerning-Fenster wieder.

Mit "->Edit ->select all" wählen wir alles aus, mit "->Edit ->Copy" kopieren wir das Zeichen, schließen das Bearbeitungsfenster des Zeichens durch Mausklick auf das Schließfeld links oben im Eck des Fensters und öffnen durch Doppelklick das Bearbeitungsfenster des nächsten Zeichens. Hier fügen wir durch "->Edit ->Paste" den Puzzlestein nochmals ein.

Um nahtlos aneinanderstossende Puzzlesteine zu erzeugen, muß die Breite hinten negativ sein, damit die Enden ineinandergreifen können.

Wir öffnen dazu gleich das Metrics-Fenster und stellen die Vorbreite des Puzzlesteins durch Klicken auf das R-Kästchen und Verschieben auf 1000 ein. Dadurch ragt die Nachbreite jetzt in das Zeichen hinein, hat dadurch also einen negativen Wert, überprüfbar unten im Eingabefeld für die Nachbreite "Width: -200". Wenn man jetzt oben mehrmals die 2 eintippt, stoßen die Puzzlesteine Stoß an Stoß aneinander. Durch abwechselndes Tippen von 1 und 2 sieht man gut den Unterschied in der Einstellung der Breite. Hier ist also zweimal derselbe Buchstabe, nur mit unterschiedlichem Abstand.


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Als kleine Variation kann man jetzt nochmals das Zeichen kopieren und auf der 3 einsetzten und die linken und rechten Begrenzungslinien des Puzzlesteins ein wenig unregelmäßig verschieben.

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Um ein auch senkrecht ineinandergreifendes Zeichen zu machen, müssen die verschränkten Teile oben und unten entsprechend über die Zeile hinausstehen. Wir öffnen das Bearbeitungsfenster der Tastaturbelegung 4 und machen ein solches Puzzleteil. Dazu zieht man wieder mit mehreren einfachen Kästchen einen Puzzlestein auf, der ungefähr so aussehen könnte. Die Begrenzung der Zeile ist die strichlierte Linie und gleichzeitig die Grundlinie (weil wir am Anfang die Unterlänge auf 0 gesetzt haben). Überlappungen entfernen nicht vergessen "->Element ->Remove Overlap"! Überflüssige Punkte können markiert und mit "->Points ->Merge Points" entfernt werden.

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Auch hier muß im Metrics-Fenster die Buchstabenbreite noch so eingestellt werden, daß die Zacken des Puzzlesteins über die Breite hinausgehen.

Im Metrics-Fenster sollten die Zeichen auf 1234 jetzt so aussehen.

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Wenn jemand sonst noch Ideen hat, um sich wiederholende Muster zu erzeugen, der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Beispielsweise, um es einfach zu halten, einen Puzzlestein mit zwei Zacken an jeder Seite.

Ein letztes Mal speichern und dann erstellt man die Schrift mit "Generate Font Files". Unter "Where to output the fonts:" kann man mit Klick auf "Set Folder..." festlegen, wohin die Schrift gespeichert werden soll.
"Bitmap sizes to output:" was man hier hineinschreibt, ist fast egal, eine Zahl zwischen 8 und 24.

Auf Macintosh ist Postscript als Schriftenformat empfehlenswert, die erstellte Schrift muß in OS 9 (Classic) in den Ordner ->Systemordner/Zeichensätze kopiert werden (unter OS X unter ->System/Library/Fonts oder ->Privat/Library/Fonts).


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Unter Windows ist Truetype als Schriftenformat vorzuziehen, die erstellte Schrift muß in den Ordner ->Systemsteuerung/Fonts kopiert werden, um in allen Programmen verwendet werden zu können (Mit einem anderen Schriftenprogramm kann man auch direkt eine OpenType Schrift erzeugen, die funktioniert dann auf Mac und PC).

Alternativ dazu kann die Schrift auch mit einem Schriftenverwaltungsprogramm wie "Suitcase" (wenn vorhanden) aktiviert werden.

Wenn Freehand oder QuarkXPress oder ein anderes Grafikprogramm schon geöffnet sind, muß das Programm eventuell beendet und erneut gestartet werden, damit die Schrift "Puzzle" in der Liste der verfügbaren Schriften aufscheint. Nachdem die Schrift aber jetzt systemweit verfügbar ist, könnte man den Test der Schrift genauso in Word oder jedem anderen Programm durchführen, in dem man Text eingeben kann.

Jetzt öffnen wir ein Grafikprogramm wie QuarkXPress oder Freehand und tippen ein paar 1111er. Mit der 2222 erhalten wir das Puzzlesteinchen, das genau ineinandergreift. Hier färbt man das erste zum Beispiel Grün ein und das zweite cyan. Dann wählt man beide aus und kopiert sie und wählt mehrmals den Befehl "Einsetzen".

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Mit der 3333 erhält man ein unregelmäßig zusammenstoßendes Muster an Polygonen, das auch verschieden eingefärbt am interessantesten aussieht.

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Mit der 44444 kommt das auch senkrecht zusammenpassende Muster, erst einmal braucht man dazu mehrere Zeilen der 4er Puzzlesteine. Ich habe hier die einzelnen Steine mit einigen Abstufungen von Blau eingefärbt und anschliessend wieder mehrmals kopiert. Damit die Zeilen auch senkrecht zusammenstoßen können, muß aber der Zeilenabstand auf 0 stehen (falls er nicht schon automatisch auf Null steht). In QuarkXPress markiert man den Text und wählt in der Maßpalette unten den Wert 0. In Freehand befindet sich der Zeilenabstand in der Inspektor-Palette unter dem Icon "A".

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Unter der 5 habe ich noch einen zusätzlichen Puzzlestein mit zwei Zacken an jeder Seite, was auch ein hübsches Muster ergibt.

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Bei bestimmten Größen können Darstellungsfehler auftreten, dadurch sieht es so aus, als ob dünne weisse Linien zwischen den Steinen wären. Wenn man aber mit der Lupe näher heranzoomt, sieht man, daß die Steine perfekt zusammenstossen (um solchen Darstellungsfehlern am Bildschirm vorzubeugen kann man auch die Steine in Fontographer geringfügig überlappen lassen).


Der feinste mögliche Raster für einen Buchstaben in einer Postscript-Schrift beträgt 1000 Einheiten. Das bedeutet, das kein Strich in einer Postscriptschrift feiner sein kann als eine Einheit (1/1000 der Schrifthöhe). Diese Beschränkung ist im Normalfall egal, weil eine Einheit bei einer 12-Punkt-Schrift (=4,236mm) vier tausendstel Millimeter, also so gut wie unsichtbar ist.

(Ein Millimeter sind 2,835 pt. Ein Punkt sind 0,353 mm). Wenn man sich den Entwurfsraster als Millimeterpapier vorstellt, auf dem man nur auf den Kreuzungsstellen der Linien einen Vektorpunkt setzen darf, wäre das Millimeterpapier ohnehin einen Quadratmeter pro Buchstabe groß. Umgekehrt kann man aber den Raster zur Vereinfachung der Entwurfsarbeit gröber einstellen (nur im Programm für die Bearbeitung, die Schrift hat immer 1000 Einheiten), um beispielsweise eine einfache, streng modulare Schrift zu machen, bei der die einzelnen Buchstaben nach einem gleichbleibenden Schema aufgebaut sind (wie etwa eine Vektorschrift für Flash, die so aussieht wie ein Bitmap).