Bildqualität und Bildeindruck bei Video
DV-Video hat zwar eine relativ hohe Qualität und eine akzeptable Auflösung, vor allem in Bezug auf die geringen Kosten. Im Vergleich zu Digibeta, HD oder analogem Film aber ist DV-Material doch eher minderwertig und meist auch sehr einfach als solches zu erkennen.
Wo liegen nun, abgesehen von der geringeren Auflösung, die Unterschiede zum höherwertigen Video- und Filmmaterial ?
Der Kontrast- und Farbumfang: Kleine DV-Kameras
haben einen wesentlich geringeren Kontrast- und Farbumfang als
professionelle Kameras, die wiederum selbst im HD-Sektor noch weit
hinter dem analogen Film liegen. Um den Ansprüchen der meisten
Consumer gerecht zu werden, nehmen DV-Kameras die Farben mit einer
höheren Sättigung auf. Besonders Rot wird bei den meisten
Modellen zu stark betont.
Der Kontrastumfang, also das Spektrum zwischen Weiß und
Schwarz, ist bei den meisten DV-Kameras äußerst gering.
Selbst teure DV-Modelle liegen hier aufgrund der einfacheren
Chip-Architektur noch weit hinter den großen Kameras, die
zumeist mit ½ Zoll bzw. 2/3 Zoll-Chips ausgestattet
sind.
Wichtigstes Merkmal des geringen Kontrastumfangs ist das
Überstrahlen in hellen Bereichen. Hier muss der Operator an
der Kamera immer Kompromisse eingehen und darauf achten, dass
zumindest das Hauptmotiv korrekt belichtet ist, was zur Folge hat,
dass häufig im Hintergrund befindliche Lichtquellen stark
überstrahlen und einfach nur noch weiß dargestellt
werden. Auch die Übergangsbereiche von hell nach dunkel bei
starken Kontrasten im Bild zeigen häufig hässliche
Säume.
Den größten Kontrastumfang hat auch hier natürlich
der analoge Film.
Um hier Abhilfe zu schaffen, muss in erster Linier die Sättigung der Farben verringert werden. Den Kontrastumfang kann man nicht nachträglich erweitern – wenn aber schon bei den Aufnahmen hoher Wert auf perfektes Licht gelegt wird, möglichst weiche Ausleuchtung ohne harte Kontraste und Schatten nur dort, wo sie auch gewollt sind – so steckt doch einiges an Potential in diesem Format. Gleichmäßig ausgeleuchtete Aufnahmen können durch die Erhöhung des Kontrastes in der Postpro hervorragend akzentuiert werden. Durch die selektive Anpassung der einzelnen Farbkanäle lassen sich auch wichtige Details vom Hintergrund abheben.
Die Bildschärfe: DV-Material ist zumeist
überall ein bisschen scharf, sowohl im Vordergrund als auch im
Hintergrund, in keinem Bereich aber hundertprozentig.
Das hat mehrere Ursachen: Die winzigen Objektive, die kleinen
Chips und das Farbrauschen. Um die Bedienung der Geräte so
einfach wie möglich zu machen, werden die Kameras auch auf
eine möglichst große Tiefenschärfe optimiert.
Genau die Tiefenschärfe ist aber der am stärksten
sichtbare Unterschied zwischen Film und Video. Nur wenn man den
Schärfebereich bewusst reduzieren kann, besteht die
Möglichkeit die Bilder wirklich zu gestalten und Motive
hervorzuheben, um den Blick des Betrachters zu führen.
Auch das Problem mit dem zu großen
Tiefenschärfenbereich lässt sich kaum
nachträglich beheben. Zumindest mit professionellen
Videokameras kann man, wo es aufnahmetechnisch möglich ist,
mit langen Brennweiten und offener Blende arbeiten, um das Motiv
vom Hintergrund abzuheben. Bei Mini-DV Kameras ist das aufgrund der
noch kleineren Bildsensoren und der weniger lichtstarken Objektive
etwas schwieriger.
After Effects bietet aber die Möglichkeit
Unschärfe-Effekte an einzelnen Farbkanälen oder
Helligkeitsabhängig anzuwenden. So können bestimmte Farb-
oder Helligkeitsbereiche aus der Weichzeichnung ausgenommen und
dadurch optisch hervorgehoben werden. Noch besser eignet sich der
Effekt „Ebenenübergreifender Weichzeichner“ mit
dessen Hilfe man über die Helligkeitswerte einer Hilfsebene
den Grad der Unschärfe in verschiedenen Bildbereichen steuern
kann.
Die Halbbilder: Bis auf wenige Ausnahmen werden Videobilder im Interlaced-Verfahren aufgezeichnet. Film besteht aber immer aus 24 Vollbildern und bekommt auch dadurch seine eigene Charakteristik.
Siehe auch: Grundlagen Video vs. Film ####
Da aus Kosten- und Zeitgründen immer mehr Produktionen mit
einfachen DV- oder DVCAM Kameras gedreht werden, gibt es auch jede
Menge Leute, die sich den Kopf darüber zerbrechen, wie man das
DV-Material verändern muss, um einen höherwertigen Look
oder sogar den vielzitierten Film-Look zu erlangen. So gibt es z.B.
ein PlugIn-Paket für After Effects das speziell dafür
entwickelt wurde - Magic Bullet Suite.
Mittlerweile gibt es auch sehr viele große Produktionen von
Werbespots und sogar Kinofilmen, die mit einfachen DV-Kameras
gedreht werden und dann in der Postpro so stark optimiert werden,
dass selbst für Profis schwer erkennbar ist, dass es sich
dabei ursprünglich um einfaches DV-Material handelt.
Erste Grundvoraussetzung dafür sind die Vorkehrungen bei
der Aufnahme:
Nur wenn man bei den Dreharbeiten einen ähnlich hohen Aufwand
betreibt, wie beim echten Film, kann das Material hinterher auch
"beinahe" wie echter Film aussehen.