Modul 4:
Bildoptimierung / Unterschiedliche Looks erzeugen
Bildqualität und Bildeindruck bei Video
Nachdem wir in Übung 4 gesehen haben, wie man die Farben auf einen neutralen Level bringt, werden wir uns nun mit der gezielten Manipulation der Farben und dem Look unserer Beispielvideos auseinandersetzen.

DV-Video hat zwar eine relativ hohe Qualität und eine akzeptable Auflösung, vor allem in Bezug auf die geringen Kosten. Im Vergleich zu Digibeta, HD oder analogem Film aber ist DV-Material doch eher minderwertig und meist auch sehr einfach als solches zu erkennen.

Wo liegen nun, abgesehen von der geringeren Auflösung, die Unterschiede zum höherwertigen Video- und Filmmaterial ?

Der Kontrast- und Farbumfang: Kleine DV-Kameras haben einen wesentlich geringeren Kontrast- und Farbumfang als professionelle Kameras, die wiederum selbst im HD-Sektor noch weit hinter dem analogen Film liegen. Um den Ansprüchen der meisten Consumer gerecht zu werden, nehmen DV-Kameras die Farben mit einer höheren Sättigung auf. Besonders Rot wird bei den meisten Modellen zu stark betont.
Der Kontrastumfang, also das Spektrum zwischen Weiß und Schwarz, ist bei den meisten DV-Kameras äußerst gering. Selbst teure DV-Modelle liegen hier aufgrund der einfacheren Chip-Architektur noch weit hinter den großen Kameras, die zumeist mit ½ Zoll bzw. 2/3 Zoll-Chips ausgestattet sind.
Wichtigstes Merkmal des geringen Kontrastumfangs ist das Überstrahlen in hellen Bereichen. Hier muss der Operator an der Kamera immer Kompromisse eingehen und darauf achten, dass zumindest das Hauptmotiv korrekt belichtet ist, was zur Folge hat, dass häufig im Hintergrund befindliche Lichtquellen stark überstrahlen und einfach nur noch weiß dargestellt werden. Auch die Übergangsbereiche von hell nach dunkel bei starken Kontrasten im Bild zeigen häufig hässliche Säume.
Den größten Kontrastumfang hat auch hier natürlich der analoge Film.

Um hier Abhilfe zu schaffen, muss in erster Linier die Sättigung der Farben verringert werden. Den Kontrastumfang kann man nicht nachträglich erweitern – wenn aber schon bei den Aufnahmen hoher Wert auf perfektes Licht gelegt wird, möglichst weiche Ausleuchtung ohne harte Kontraste und Schatten nur dort, wo sie auch gewollt sind – so steckt doch einiges an Potential in diesem Format. Gleichmäßig ausgeleuchtete Aufnahmen können durch die Erhöhung des Kontrastes in der Postpro hervorragend akzentuiert werden. Durch die selektive Anpassung der einzelnen Farbkanäle lassen sich auch wichtige Details vom Hintergrund abheben.

Die Bildschärfe: DV-Material ist zumeist überall ein bisschen scharf, sowohl im Vordergrund als auch im Hintergrund, in keinem Bereich aber hundertprozentig.
Das hat mehrere Ursachen: Die winzigen Objektive, die kleinen Chips und das Farbrauschen. Um die Bedienung der Geräte so einfach wie möglich zu machen, werden die Kameras auch auf eine möglichst große Tiefenschärfe optimiert.
Genau die Tiefenschärfe ist aber der am stärksten sichtbare Unterschied zwischen Film und Video. Nur wenn man den Schärfebereich bewusst reduzieren kann, besteht die Möglichkeit die Bilder wirklich zu gestalten und Motive hervorzuheben, um den Blick des Betrachters zu führen.

Auch das Problem mit dem zu großen Tiefenschärfenbereich lässt sich kaum nachträglich beheben. Zumindest mit professionellen Videokameras kann man, wo es aufnahmetechnisch möglich ist, mit langen Brennweiten und offener Blende arbeiten, um das Motiv vom Hintergrund abzuheben. Bei Mini-DV Kameras ist das aufgrund der noch kleineren Bildsensoren und der weniger lichtstarken Objektive etwas schwieriger.
After Effects bietet aber die Möglichkeit Unschärfe-Effekte an einzelnen Farbkanälen oder Helligkeitsabhängig anzuwenden. So können bestimmte Farb- oder Helligkeitsbereiche aus der Weichzeichnung ausgenommen und dadurch optisch hervorgehoben werden. Noch besser eignet sich der Effekt „Ebenenübergreifender Weichzeichner“ mit dessen Hilfe man über die Helligkeitswerte einer Hilfsebene den Grad der Unschärfe in verschiedenen Bildbereichen steuern kann.

Die Halbbilder: Bis auf wenige Ausnahmen werden Videobilder im Interlaced-Verfahren aufgezeichnet. Film besteht aber immer aus 24 Vollbildern und bekommt auch dadurch seine eigene Charakteristik.

Siehe auch: Grundlagen Video vs. Film ####

Da aus Kosten- und Zeitgründen immer mehr Produktionen mit einfachen DV- oder DVCAM Kameras gedreht werden, gibt es auch jede Menge Leute, die sich den Kopf darüber zerbrechen, wie man das DV-Material verändern muss, um einen höherwertigen Look oder sogar den vielzitierten Film-Look zu erlangen. So gibt es z.B. ein PlugIn-Paket für After Effects das speziell dafür entwickelt wurde - Magic Bullet Suite.
Mittlerweile gibt es auch sehr viele große Produktionen von Werbespots und sogar Kinofilmen, die mit einfachen DV-Kameras gedreht werden und dann in der Postpro so stark optimiert werden, dass selbst für Profis schwer erkennbar ist, dass es sich dabei ursprünglich um einfaches DV-Material handelt.

Erste Grundvoraussetzung dafür sind die Vorkehrungen bei der Aufnahme:
Nur wenn man bei den Dreharbeiten einen ähnlich hohen Aufwand betreibt, wie beim echten Film, kann das Material hinterher auch "beinahe" wie echter Film aussehen.