Fontographer - Schriftenmix
Buchstaben mischen
Buchstaben zwischens Schriften tauschen und mischen

Eine interessante typografische Gestaltung kann auch durch die Modifikation bestehender Schriften erzielt werden. Kommerzielle Schriften dürfen zwar entsprechend den jeweiligen Bestimmungen des Herstellers meist verändert werden, aber die veränderten Schriften dürfen dann natürlich nicht weiterverkauft werden.

In dieser Übung ist der Plan folgender, nämlich die Großbuchstaben der Arial mit den Kleinbuchstaben der Times in einer Schrift zu mischen, damit man nicht im Text jeden Großbuchstaben auf Arial umstellen muß sondern das einfach in der Schrift schon erledigt hat.

Wem das zu langweilig ist, der kann auch beispielsweise Times kursiv Kleinbuchstaben aeiou in die Arial mischen.

Dazu kopiert man zuerst die Arial und Times in einen Arbeitsordner, das direkte Öffnen von im Gebrauch befindlichen Schriften aus dem Schriften-Ordner des Betriebssystems kann zu Problemen führen (Absturz). Wem Arial und Times nicht zusagen, dem steht es natürlich frei, jede andere Schrift zu verwenden.

Mit "->File ->Open Font" werden beide Schriften in Fontographer geöffnet. Im Font Info der Times ändern wir den Namen in Mischmasch und speichern erstmals die im Entstehen begriffene Schrift.
Dann wird in der Arial die Reihe der Großbuchstaben von A bis Z mit gedrückter Maustaste erst markiert (einfach drüberfahren), und dann mit ->Edit ->Copy kopiert.


%eventuell Bildlegende zum Screenshot
In der Schrift Mischmasch werden wird jetzt ebenfalls mit gedrückter Maustaste die Großbuchstaben A-Z markiert, und per Einsetzen ->Edit ->Paste die Großbuchstaben der Arial eingefügt.

%eventuell Bildlegende zum Screenshot

Das ging ja fix, und speichern nicht vergessen. Was noch fehlt sind bestimmte Großbuchstaben mit Akzenten wie ÜÖÄ, die irgendwo in der Schrift verteilt sind.

Im Kerningfenster kann man direkt die Mischung der Buchstaben begutachten.


Wenn man diese Schriftmischung sehr sorgfältig machen will steckt die Hauptarbeit noch in der Feineinstellung der Buchstabenabstände zwischen den Groß- und Kleinbuchstaben im Metrics-Fenster. Für jeden normalen Anwendungszweck reicht es allerdings so auch schon.
Die häufigsten Kombinationen von großem Anfangsbuchstaben und folgenden Kleinbuchstaben, bei denen gerne störende Löcher in dern Buchstabenabständen entstehen, sind Ti, Wi, Pv und ähnliche mehr.

Verschmelzen, "morphen" von zwei Schriften

Die zweite Möglichkeit der Mischung ist, die Vektorpfade der Buchstaben von Fontographer "morphen" zu lassen.

Dazu macht man erst die zwei zu verschmelzenden Fonts auf und wählt dann den Menübefehl "->Element ->Blend Fonts..."
In dem Eingabefeld, das dann angezeigt wird, kann man einstellen, in welchem Ausmaß verschmolzen wird.
Am Besten funktioniert das ganze natürlich, um beispielsweise zwischen Helvetica Bold und Helvetica Regular desselben Herstellers noch eine Zwischenstufe zu erzeugen. Wenn man unterschiedliche Schriften verwendet, erhält man mehr oder weniger unvorhergesehene Ergebnisse.


%eventuell Bildlegende zum Screenshot
Auf der Guide-Ebene befinden sich noch die zwei Ausgangsvektorzüge (also die Buchstaben aus den zwei ursprünglichen Schriften), an denen man die Problemursachen zurückverfolgen kann.
Man sieht beim kleinen b deutlich, das alle Linienzüge genau in der Mitte den neuen Umriß bilden. Das führt mathematisch korrekt, aber als Form etwas verzerrt, zum untenstehenden Ergebnis. Allerdings können diese Ergebnisse interessant sein und als Ausgangspunkt für eine weitergehende Bearbeitung dienen.

Was man tun kann, um das Ergebnis gezielt zu beeinflussen sowie Allgemeines und Grundsätzliches zum Thema Vektor-Interpolation (Morphen) ist in den DTP-Grundlagen zu finden.

Wenn die Anzahl der Bezier-Punkte in den zwei Buchstaben und die Punktart nicht übereinstimmt, kommt meist kein klares Ergebnis zustande.