Schrift - Bleisatz - Punktgröße
Seit der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Gutenberg 1450 hatte sich bis 1950 nicht viel verändert, erst dann wurde der Bleisatz durch den Fotosatz und dann durch das Computer-Desktop-Publishing abgelöst. Gleichzeitig vollzog sich auch der Übergang vom Hochdruck zum Offsetdruck und von der Handwerksarbeit zur standardisierten Industrieproduktion im Druckereigewerbe. Aus dieser 500 Jahre langen Tradition erklärt sich auch, dass viele Begriffe und Bezeichnungen noch auf die Bleibuchstaben Bezug nehmen.
Punktgröße
Die Punktgröße bezeichnet die Höhe des Bleiklötzchens, auf dem der Buchstabe sitzt. Ein Punkt ist dabei die Grundmaßeinheit. D.h. die Punktgröße gibt an, wieviele Punkte das Bleiklötzchen hoch ist.
Im Laufe der Geschichte hat die Größe eines Punktes variiert. Einen Überblick finden Sie hier. Ein DTP-Punkt im modernen Desktoppublishing ist 1/72 inch = 0.3528 mm
Die Punktgröße ist also nicht die Großbuchstabenhöhe und auch nicht der Abstand von Oberlänge zu Unterlänge der Kleinbuchstaben, sondern der nicht wirklich sichtbare (und zum Teil schwer zu bestimmende) Wert des Zeilenabstandes. Heute am Computer entspricht die Punktgröße dem Zeilenabstand.
Diese Zeile wurde mit einer Typograph-Bleisatzmaschine hergestellt, die von 1890 bis etwa 1960 gebaut wurden. Der Text ist spiegelverkehrt, da er eingefärbt und direkt auf das Papier abgedruckt wurde. Das schrägliegende Metallstück ist ein Zeilenabstand.
Im Bleisatz wurden die Zeilen entweder direkt aufeinandergelegt (genannt kompress), oder wenn mehr Zeilenabstand gewünscht war, wurden mehr oder weniger dünne Bleistücke dazwischengeschoben, der Satz wurde durchschossen, wie der Bleisetzer das nannte.
Der Durchschuss wurde auch in Punkt angegeben, meist in Zusammenhang mit der Schriftgröße, geschrieben Schriftgröße/Zeilenabstand, beispielsweise 12/14. Kompress ist 12/12.
Leerzeichen / Zeichenabstand
Von unten nach oben: Buchstabe, und dann kürzer das nichtdruckende Blindmaterial: Geviert, Halbgeviert, Viertelgeviert
Die Leerzeichen beziehungsweise vergrößerten Abstände zwischen den Buchstaben wurden mittels weniger hoher Bleistücke (als die Buchstaben) unterschiedlicher Breiten erreicht.
Das Wichtigste ist das Geviert (am Computer Em-Square). Es hat die Abmessungen der Punktgröße quadratisch in der Breite und in der Höhe. Dieser in Relation zur Schriftgröße immer gleiche Abstand existiert auch am Computer als spezielles Leerzeichen und auch als spezieller Bindestrich weiter.
Aufgrund der Tatsache, dass jede Schriftgröße speziell in Blei produziert werden musste, gab es nur eine begrenzte Anzahl in klar abgegrenzten, unterscheidbaren Sprüngen. Diese Abstufungen haben sich bis heute als Vorgaben in den meisten Programmen erhalten.
Abbildung aus: Friedrich Bauer, Handbuch für Schriftsetzer, 1926
Genau dieselben Stufen aus dem Bleisatz findet man als Vorgaben in fast allen Computerprogrammen.
Die Schriftmenüs in Photoshop 6, Freehand 9 und QuarkXPress 5 mit den Vorgabenwerten
Natürlich kann man auch jeden Zwischenwert eingeben, in QuarkXPress beispielsweise sogar auf drei Stellen hinter dem Komma genau. Aber gerade in Word arbeiten viele Anwender mit der Vorgabenhöhe von 12 Punkt . Dennoch haben sich hier die traditionellen Vorgaben aus der technischen Notwendigkeit des Bleisatzes ins Computerzeitalter herübergerettet. Bereits einige der Fotosatzmaschinen hatten als Bestimmung der Schriftgröße die Großbuchstabenhöhe in Millimeter herangezogen, aber das waren Überschriftengrößen für die Werbegrafiker und mit der Einführung der Computer sollten die Schriftsetzer Recht behalten.