Ein Postscript-Font enthält normalerweise 256 Zeichen, außer Groß- und Kleinbuchstaben auch Ziffern, Sonderzeichen und Akzentbuchstaben für viele europäische Sprachen. Natürlich muss eine Postscript-Schrift nicht alle 256 Zeichen enthalten, aber bei kommerziellen Schriften finden sich im Normalfall alle diese Zeichen. Das sind zum Beispiel alle, die auch direkt auf der Tastatur aufgedruckt sind, wie ! " ? % & / ( ) = ? ß , . - ; : _ > < * - + ' # @ aber auch [ ] | { } ^ \ ~ - € und noch einige mehr.
Wenn die Schrift in allen Sprachen mit lateinischen Buchstaben verwendbar sein soll, müssen auch alle Akzentbuchstaben, also solche mit Strichen, Dächern, Wellen und Kreisen darüber gemacht werden.
Bei Opentype können noch alternative Buchstabenformen und vieles mehr hinzukommen. In einem Opentype-Font können auch die Buchstaben für kyrillisch, griechisch und andere Sprachen integriert sein, ein OpenType-Font kann 65.000 Zeichen enthalten. OpenType ist ein Containerformat, das entweder Postscript oder TrueType-Kurvenzüge enthalten kann.
Außerdem gibt es meist nicht nur eine Schrift, sondern eine ganze Schriftfamilie. Die gebräuchlichsten Variationen sind fett und kursiv, gedacht für Hervorhebungen und Überschriften. Dünn, normal, fett, aber vielleicht auch breit und schmal, können aber auch noch dazukommen. Gut ausgebaute Schriftfamilien können so auf 100 oder mehr Schnitte kommen, obwohl die meisten Schriften im Durchschnitt sicherlich unter zehn Variationen bleiben.
Beachtenswertes für den Schriftentwurf
Als Ausgangspunkt für den Entwurf einer Schrift dient oft die Idee für die Form einens einzelnen Buchstabens, dann aber steht der Zusammenhang der Buchstaben in einem Text im Vordergrund. Viele heute sehr bekannte Schriften wurden auch für einen speziellen Einsatzzweck gemacht, beispielsweise die Times für die gleichnamige Tageszeitung, die Bell Gothic als Schrift für gut lesbaren kleinsten, schlecht gedruckten Text in Telefonbüchern, oder die Frutiger für die Beschriftungen des Flughafens Roisy.
Ganz wichtig ist auch das Verhältnis von der Höhe der Kleinbuchstaben (x-Höhe) zu den Großbuchstaben. Verbreitet als Testwort ist Hamburgefonts, hier kann man von den signifikantesten Buchstaben das Verhältnis von Oberlängen und Unterlängen der Kleinbuchstaben sehen und kontrollieren, ohne die ganze Schrift schon komplett fertig machen zu müssen. (Geht natürlich auch mit jedem anderen Wort zu testen, das einen Großbuchstaben mit oben und unten geraden Abschluß hat und zumindest je einen Kleinbuchstaben mit Oberlänge und einen mit Unterlänge enthält).
Wenn man nur die Buchstaben des Alphabets anschaut, bekommt man keinen Eindruck der tatsächlichen Wirkung der Schrift in einem Text, da einige Buchstaben wesentlich öfter vorkommen als andere.
Genauso wichtig wie die Ausgewogenheit der Buchstaben insgesamt ist auch der gleichmäßige Innenraum in Buchstaben und der Abstand zwischen den Buchstaben. Erst wenn Innenraum und Abstand in einem guten Verhältnis stehen, ist die Schrift ausgewogen.
Das Ideal ist, bei einem Ausdruck auf Entfernung einen gleichbleibenden Grauwert des Textes zu erzielen. Beim Entwurf einer Textschrift liegt das Hauptaugenmerk also nicht vorrangig auf der Schönheit des einzelnen Buchstabens, sondern auf dem Zusammenspiel der Buchstaben im Gesamtgefüge des Texts.
Das wird durch sehr häufige, wiederholte Ausdrucke sichergestellt. (Auf Papier sieht das immer ganz anders aus als am Bildschirm). Einzelne Buchstaben, die in einem Text zu sehr herausfallen, sollten so verhindert werden, dass sie sich möglichst gut in das Gesamtgefüge einordnen. Bei der Futura oder Avantgarde beispielsweise fallen die Kreisrunden o und a als Löcher aus dem Text. Die Strichstärke der Buchstaben muss gleichbleibend eingehalten werden. Mit der Strichstärke legt man gleichzeitig auch den Fettheitsgrad der Schrift fest.
Das Verhältnis von Innenräumen und Strichstärke bestimmt es, ob die Schrift normal oder fett oder irgendetwas dazwischen ist. Die Strichstärke kann aber nicht einfach numerisch gemessen werden, da das Auge optischen Täuschungen unterliegt. Gleich dicke, horizontale Linien wirken beispielsweise dicker als vertikale, was ausgeglichen werden muss. Die Horizontalen müssen also etwas dünner sein, bei einer serifenlosen Schrift, wie der Univers, wird dem immer Rechnung getragen, wenn man einen einzelnen Buchstaben herausgreift und nachmisst.
Runde Elemente wie das O müssen über die Zeile hinausgehen, also eigentlich größer sein, um optisch die Zeile zu halten.
Außerdem bestehen viele Schriften aus schwellenden Linien, die ohnehin variieren. Auch bei Serifenschriften, wie einer Times, müssen aber die zwei Strichstärken, die dünnere und dickere, bei allen Buchstaben optisch gleich sein, um insgesamt ein ausgewogenes Schriftbild zu erreichen.
Das kann meist nicht durch ein starres Schema, sondern nur durch leichte Korrekturen einzelner Buchstaben erreicht werden. Der kritische optische Eindruck steht über dem gemessenen Wert. Das Verhältnis von der Breite der Buchstaben zur Höhe bestimmt schließlich, ob die Schrift schmal oder eher breit ist.
Kursive Schriften sind nicht zu vergessen, wenn die Buchstaben in einem Neigungswinkel verwendet werden.
Ähnliche Formen bei Buchstaben
Bestimmte Buchstaben haben grundsätzlich ähnliche Formen. Bei manchen Buchstaben sind Teile der Innenform gleich. Diese Kurvenformen können für die e, o u, n und so weiter verwendet werden. Das spart nicht nur Zeit, sondern verhilft der Schrift auch zu einem einheitlicheren Aussehen. In der Zeit des Bleisatzes wurde hier mit sogenannten Gegenpunzen gearbeitet.
Auch ganze Teile von Buchstaben können auf andere übertragen werden. Meist werden die einzelnen Buchstaben ausgehend von solchen gemeinsamen Elementen aber am Ende noch leicht variiert.
AMVW können sich die schrägen Elemente teilen.
I gibt oft den senkrechten Strich der meisten Großbuchstaben vor.
BPR haben eine gemeinsame obere Rundung.
ELZ können einen gemeinsamen unteren Endstrich haben.
EF teilen sich meist die obere Hälfte.
Bei OQ ist die Grundform meist identisch.
hmnu haben meist denselben Schwung.
yvw können sich die schrägen Elemente teilen.
bdqp unterscheiden sich oft nur durch die Ausrichtung der Serifen. Hier ist jeder Buchstabe einmal jeweils um 180 Grad gedreht.
ceoq können sich die linke Hälfte teilen.
bop haben oft den selben rechten Schwung.
Die geraden Anstriche von lihnmkp sind meist identisch.
Es würde noch viele Beispiele dafür geben. Aber alle diese Gemeinsamkeiten können auch genauso variieren und ganz anders aussehen als gerade erwähnt. Für ein harmonisches Gesamtbild der Schrift sind aber einige Gemeinsamkeiten doch sehr vorteilhaft.
Bei serifenlosen Schriften, wie der Univers oder Helvetica, sind die Gemeinsamkeiten zum Teil wieder andere.
Es gibt auch eine Reihe von Schriften, bei denen allen Buchstaben ein Schema zugrunde liegt. Diese Arten von Schriften finden sich oft bei den Beschriftungssystemen von Flughäfen, Bahnhöfen und anderen Verkehrsmitteln. Alle Schriften, bei denen die Buchstaben aus einzelnen Elementen gebildet und zusammengesetzt werden, funktionieren auf diese Weise. (LCD-Display wie am Mobiltelefon, Laufschriftendisplays, Nadeldruckerschriften etc.)