Wofür ist der Prozess einsetzbar? Welche Gestaltungsaufgaben sind damit lösbar?
Grundprinzip: Erklärung, was bei dem Prozess eigentlich passiert
Möglicher Input und notwendige Vorarbeiten
Erforderliche Grundeinstellungen
Im Menü „Bearbeiten“ wählen wir den Befehle: Voreinstellungen > Scratch Disks und Gerätesteuerung...
Damit öffnen wir das Dialogfenster: „Grundeinstellungen“ mit den Optionen für „Scratch Disks und Gerätesteuerung“.
Unter „Scratch Disks“ wählen wir bei der Option: „Aufgenommene Filme“ mit dem Befehl: „Ordner auswählen...“ die für die Videodaten reservierte Festplatte und den entsprechenden Ordner.
Die Optionen: „Video-Vorschau“ und „Audiovorschau“ müssen nicht unbedingt geändert werden – das Programm wird die temporären Vorschaudateien im Projektordner ablegen.
Wenn technisch möglich, sollten die Videodateien im Idealfall immer auf einer eigenen, möglichst schnellen Festplatte abgelegt werden, um schnellstmögliche Zugriffs- und Renderzeiten zu gewährleisten.
Unter „Gerätesteuerung“ wählen wir bei „Gerät“ die Option „DV-Gerätesteuerung 2.0“. Damit öffnet sich ein weiteres Fenster: „DV-Gerätesteuerungs-Optionen“. Hier wird bei angeschlossenem DV-Gerät (DV-Kamera oder DV-Zuspieler) die erkannte Gerätemarke angezeigt.
Mit der Schaltfläche: „Status prüfen“ kann bei Verbindungsproblemen versucht werden, den Zuspieler zu erkennen.
Grundsätzlich sollten alle, beim Start von Premiere angeschlossenen DV-Geräte, korrekt erkannt werden.
Lediglich bei nicht sehr verbreiteten Gerätetypen kann es notwendig sein, dass die Marke unter der Option: “Gerätemarke“ von Hand eingegeben werden muss.
Die Bezeichnung „Generic“ steht für „Allgemein“ und ist dann auszuwählen, wenn die verwendete Gerätemarke nicht aufgelistet ist. In den meisten Fällen reicht diese Einstellung aus, um ein via Firewire angeschlossenes Gerät anzusprechen und die Steuerung zu aktivieren.
Wird ein Gerät korrekt erkannt, so erscheint neben der Schaltfläche: „Status prüfen“ das Wort „Online“.
Diese Dialogfenster können bei Bedarf auch direkt aus dem Filmaufnahmefenster mit der Schaltfläche: „Bearbeiten“ unter „Einstellungen > Voreinstellungen“ aufgerufen werden.
Hier werden dann auch noch einmal die wichtigsten Einstellungen für Aufnahmeeinstellungen, Aufnahmeort und Gerätesteuerung angezeigt.
Allgemeine Informationen zur Gerätesteuerung:
Standardisierte DV-Geräte – Kameras, Recorder, Player - können über einen Firewire- bzw. IEEE1394-Anschluss über eine entsprechende Schnittstelle (Firewire-Controller) mit einem Computer verbunden werden. Um die Übertragung der Video- und Audiodaten in beide Richtungen zu erleichtern, hat man ein Protokoll entwickelt, mit dessen Hilfe auf die Laufwerkssteuerung des angeschlossenen Gerätes zugegriffen werden kann. Zusätzlich zu den Video- und Audiodaten und den Steuerbefehlen wird der Timecode des DV-Bandes erkannt und ausgelesen.
Das angeschlossene Gerät kann also per Software in den wichtigsten Grundfunktionen wie Play, schneller Vor- und Rücklauf, Stop, Pause und gegebenenfalls Aufnahme ferngesteuert werden. Als Hilfsmittel bei der Sichtung und Aufnahme von Videomaterial dient der Timecode, der zusätzlich zu Stunden, Minuten und Sekunden auch die genaue Frameposition angibt. (00:00:00:00)
Durch die Festlegung von „In“ und „Out“ Markierungen werden so framegenau die relevanten Videosequenzen ausgewählt und in der Folge auf die Festplatte überspielt.
Wichtig!
- Um einen reibungslosen Aufnahmeablauf zu gewährleisten, ist es unbedingt notwendig, dass der Timecode auf dem Videoband durchgehend aufgenommen wird und keine Unterbrechungen, so genannte Timecodesprünge, aufweist. Am Einfachsten ist dies zu gewährleisten, indem man die Bänder schon vor der Filmaufnahme „bespurt“. Bespuren kann man ein Band am Einfachsten, indem man die Kamera bei geschlossenem Objektivdeckel aufnehmen lässt. Ein weiterer Vorteil dieses Vorgangs ist, dass produktionsbedingte Feinpartikel auf dem Videoband schon vor der Aufnahme bei diesem Durchlauf entfernt werden und somit eine potentielle Fehlerquelle minimiert wird.
- Während ein DV-Gerät im Online-Modus von Premiere gesteuert wird, dürfen auf keinen Fall die Steuerungstasten am Gerät verwendet werden, da dies zu einem Absturz von Premiere und dadurch zu Datenverlusten führen kann.
Der Capture-Prozess
Im Menü „Datei > Aufnehmen“ wählen wir den Befehl „Filmaufnahme“ und öffnen damit das Filmaufnahmefenster mit der DV-Gerätesteuerung und dem Logging-Tool.
An der rechten Seite des Fensters sehen wir unter „Einstellungen“ die Angaben zu den Aufnahme- und Voreinstellungen, mit jeweils einer Schaltfläche zur Veränderung der Optionen.
Unter „Aufzng.“ – vermutlich die Abkürzung für "Aufzeichnung" – findet man verschiedene Eingabefenster:
Bandname: Eindeutige Bezeichnung für das verwendete Videoband
Dateiname: Eindeutige, möglichst selbsterklärende Bezeichnung für den aufgezeichneten Clip
Kommentar: Nicht unbedingt notwendige, aber durchaus praktische Ergänzung, die man später im Projektfenster von Premiere anzeigen lassen kann.
Darunter befinden sich drei Timecodefenster für In-Point, Out-Point und Dauer. Diese Werte kann man hier manuell eingeben, sofern man schon Timecodelisten mit den gewünschten Szenen angefertigt hat.
Empfehlenswert ist es aber, hier schon während der Sichtung eines Bandes die jeweiligen In- und Out-Points zu setzen und diese mit der Schaltfläche „In/Out aufzeichnen“ in einer Batchliste abzuspeichern, um anschließend die Aufnahme der selektierten Szenen automatisch durchführen zu lassen (Batch-Capturing).
Die In- und Out-Points, also die jeweiligen Anfangs- und Endpunkte einer Szene können bei laufendem Band entweder mit den Schaltflächen: „In-Point setzen“ bzw. „Out-Point setzen“ oder mit den beiden geschwungenen Klammern in der Steuerungsleiste unterhalb des Vorschaufensters oder mit den Tastenkürzel „I“ und „O“ festgelegt werden. Die entsprechenden Timecodewerte werden dabei automatisch in den Timecodefenstern eingetragen.
Nach jeweils einer ausgewählten Szene drückt man die Schaltfläche „In/Out aufzeichnen und die Werte werden in einem weiteren Fenster, der „Batchliste“, aufgelistet und können dort bei Bedarf auch korrigiert werden.
An der linken Seite des „Filmaufnahme“-Fensters findet sich, wie beschrieben, der Vorschaumonitor, der nur dem Preview dient, sich aber nicht für eine Sichtung zur Bestimmung der Bildqualität oder Farbbestimmung des Videomaterials eignet. Um eine Bestimmung dieser wichtigen Merkmale in einem einzigen Arbeitsschritt durchzuführen, empfiehlt sich der Anschluss eines Videomonitors am Videoausgang des Zuspielers.
Unterhalb des Monitors sind die Steuerelemente für die Gerätesteuerung angeordnet:
Die Steuerelemente von links nach rechts – in Klammern immer das dazugehörige Tastenkürzel:
- Ein Frame zurück (linke Pfeiltaste)
- Ein Frame vor (rechte Pfeiltaste)
- Stop (S)
- Play / Abspielen (L oder Leertaste, mehrfaches Drücken der Taste L bewirkt ein schnelleres Abspielen)
- Langsam Zurück (Q)
- Langsam Vor
- Schnelles Zurückspulen (R)
- Schnelles Vorspulen (F)
- Pause (K oder Leertaste)
- Aufnahme (G)
- In-Point setzen (I)
- Out-Point setzen (O)
Ganz links befindet sich der so genannte „Shuttle“ mit dem man das Band vor- und zurückspulen kann. Diese Funktion ist nur bedingt sinnvoll und sollte bei der Verwendung von Consumer-Geräten eher sparsam eingesetzt werden, da es das Laufwerk und den Videokopf des Zuspielers sehr stark beansprucht. Die vertikal strichlierte Leiste, die über die ganze Breite des Monitors geht – „Frame Jog“ - hat eine ähnliche Funktion wie der Shuttle, lässt aber eine präzisere Steuerung im Framebereich zu.
Rechts von den Steuerelementen befindet sich ein schwarz unterlegtes Timecodefenster, das den jeweils aktuellen Timecode des Videobandes anzeigt.
Links unten befinden sich 2 Schaltflächen: Links für Videoaufnahme und rechts für die Tonaufnahme. Durch einfaches Anklicken dieser beiden Schaltflächen kann man diese Optionen aktivieren und deaktivieren, um so zum Beispiel einen Clip ohne Ton aufzunehmen.
Aufnahme einzelner Szenen:
Natürlich besteht auch die Möglichkeit der Aufnahme einzelner Szenen, ohne eine Batchliste anzulegen:
Dazu werden ebenfalls ein In- und ein Out-Point festgelegt. Mit der Schaltfläche: „Aufnahme In/Out“ wird die Aufnahme gestartet. Das Band wird an den In-Point zurückgespult – die Aufnahme startet automatisch und endet exakt am Out-Point. Der aufgenommene Clip wird im angegebenen Ordner auf der Festplatte gespeichert und automatisch im Projektfenster von Premiere eingefügt.
Noch einfacher ist die direkte Aufnahme mit den Steuerelementen. Drückt man hier bei laufendem Band die Aufnahme-Taste so wird, wie bei einem Videorekorder, bis zum Drücken der Stop-Taste oder Escape das gesamte Video aufgenommen und anschließend im Projektfenster von Premiere eingefügt.
Batch-Capturing
Nach erfolgter Sichtung und Festlegung der gewünschten In-und Out-Points befinden sich in der Batchliste alle notwendigen Einträge.
Durch Doppelklick auf einen Eintrag in der Liste lassen sich die Timecodewerte und alle dazugehörigen Angaben wie Dateinamen und Kommentare nochmals kontrollieren und editieren. Sind alle Angaben korrekt, muss man noch darauf achten, dass an der linken Seite vor dem bandnamen jeweils ein Karo-Zeichen sichtbar ist. Dieses Zeichen bedeutet, dass der Capture-Auftrag für diesen Eintrag durchgeführt werden soll. Klickt man einmal auf das Karo so verschwindet es und der Eintrag würde bei der Aufnahme ignoriert. Damit kann man also festlegen, ob ein Eintrag verwendet soll oder nicht. Nach der erfolgreichen Aufnahme erscheint an dieser Stelle ein Haken und dieser zeigt an, dass die Aufnahme fehlerfrei durchgeführt wurde. Erscheint an dieser Stelle nach der Aufnahme an rotes Kreuzchen, so bedeutet das, dass die Aufnahme fehlerhaft war und noch einmal durchgeführt werden muss (->dropped frames).
Mit der Sortiertaste in der Leiste rechts unten kann man die Einträge nach den Timecodes sortieren, was den Vorteil hat, dass bei der Aufnahme die Einträge chronologisch abgearbeitet werden – das verhindert ein unnötiges und zeitaufwendiges Herumspulen des Videobandes.
Mit der Taste „Neuer Eintrag“ kann manuell ein Eintrag hinzugefügt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass der Bandname ganz exakt eingetragen wird auch in Bezug auf Klein- und Großschreibung, da Premiere sonst die Aufnahme verweigert.
Mit der Taste "Auswahl löschen" können ausgewählte Einträge aus der Batchliste entfernt werden.
Im Menü des Batchlisten-Fensters, das wir mit dem kleinen Dreieck an der rechten Seite öffnen, finden wir den Befehl: „Zusatzframes“.
Hier ist es möglich, eine beliebige Anzahl von zusätzlichen Frames anzugeben, die bei der Aufnahme sowohl beim In-Point als auch beim Out-Point eingefügt werden, wobei die markierten In-und Out-Points für die weitere Verarbeitung in Premiere beibehalten werden. Es empfiehlt sich hier 15-25 Frames hinzuzufügen, um beim Schnitt genügend Material (das sogenannte „Fleisch“) für eventuelle Überblendungen zur Verfügung zu haben. Außerdem muss man so beim Festlegen der In-und Out-Points, dem so genannten „Loggen“, nicht so genau arbeiten und kann sich so besser auf die Bildinhalte konzentrieren.
Die Batchliste sollte auf jeden Fall abgespeichert werden, mit ihrer Hilfe kann man im Falle von Datenverlusten oder technischen Problemen jederzeit und an jedem entsprechenden Computer wieder alle Clips in exakt der gleichen Länge aufnehmen. Es besteht auch zusätzlich die Möglichkeit die Batchliste als Textdatei abzuspeichern, was uns ermöglicht, die Batchliste auch auf andere Schnittsysteme zu übertragen.
Das Abspeichern einer Batchliste geschieht, indem man dieses Fenster durch einen Mausklick in die obere Leiste des Fensters aktiviert und dann im Hauptmenü: „Datei > Speichern unter“ den Speichervorgang durchführt.
Durch Drücken des roten Kreises der Aufnahmetaste – rechts unten im Batchlisten-Fenster, startet automatisch die Aufnahme aller ausgewählten Szenen auf die Festplatte. Die aufgenommenen Clips werden im angegebenen Ordner auf der Festplatte gespeichert und automatisch im Projektfenster von Premiere eingefügt.