Schnitt

Beschnitt   Beschnitt

Ein farbiger Schnitt ist etwas, das man vielleicht am Ehesten von den Langenscheid-Lexika kennt, die alle die obere Kante blau eingefärbt haben. Viele Wörterbücher haben auch einen flexiblen Kunststoffeinband, der nicht verknickt und abwaschbar ist. Bei alten Büchern war ein farbiger oder sogar vergoldeter Schnitt nur oben oder an allen drei Beschnittseiten üblich, auch marmorierte oder bemalte Schnitte.

Bei jedem Buch mit bis an den Rand gehenden Bildern oder Farbflächen ergibt sich ein Muster, wenn man den Schnitt betrachtet. Das kann man als Orientierungshilfe für die Kapitelübersicht benützen. Früher wurden auch einzelne Blätter buntes Papier zur am Schnitt deutlich sichtbaren Trennung von Kapiteln verwendet.


Ein schlecht geschärftes Beschnittmesser kann schräge Grate verursachen, wie beim Buch links.
Zwei Lagen des Buches sind, am Schnitt gut sichtbar, auf hellblauem Papier gedruckt.
Die dunklen Seiten sind mit abfallenden Bildern bedruckt.
Bei dem Buch mit dem roten Einband sieht man drei mitgebundene rote Kapitelseiten.


Paula Scher: "make it bigger ", bedruckte Buchschnitte
Bei "Make it Bigger" wurde tatsächlich der Schnitt (wahrscheinlich im Siebdruck) bedruckt.





Richtig auf die Spitze getrieben hat Stefan Sagmeister die Verzierung des Schnitts in seinem Grafikdesignbuch "Made you Look": Hier sind auf jeder Seite um den Rand an den Schnittkanten 2mm breit die Bildteile gedruckt, die insgesamt auf dem vorderen Schnitt von einer Seite gesehen drei Knochen und von der anderen die Worte "Made you look" ergeben. Zusätzlich ist der Schnitt jedoch auch noch mit Silberfarbe eingefärbt, sodass diese Schrift und dieses Bild nur bei leichtem Aufblättern oder Schrägansicht des Buches sichtbar wird. Auch der Umschlag, dessen Plastikschuber den Effekt eines Farbfilters hat, ist sehr gelungen: Der brave Schäferhund wird beim Entfernen des Schubers zur bellenden, reißenden Bestie (nach dem Prinzip des Stereo-Anaglyphenverfahrens).

Nach diesem Prinzip gibt es von Sagmeister auch mehrere CD-Cover wie von H. P. Zinker "Mountains of Madness" oder Lou Reed "Set the Twilight Reeling".


Design Stefan Sagmeister: H. P. Zinker "Mountains of Madness"


Robert Schäfer "Das Buchobjekt"

Vielleicht die originellste Erklärung, was ein Buch ist und sein kann, ist "Das Buchobjekt." von Robert Schäfer (Verlag Hermann Schmidt, Mainz ISBN: 3874395367). Hier werden die traditionellen Bezeichnungen und Verarbeitungstechniken des Buches gezeigt und auch ein bedruckter Rand, der eine Beschriftung rund um den Beschnitt bildet, darf nicht fehlen. Klassische, strenge Gestaltung darf man hier natürlich nicht suchen.

Heute wird der Schnitt manchmal maschinell bedruckt, zum Beispiel mit Werbung, wie bei Telefonbüchern. Man kann ganz am Rand des Buches etwas mitdrucken, das insgesamt im Buch dann ein Bild erzeugt. Auf diese Weise kann man auch ein Register machen, indem man auf jeder Seite des Kapitels an einer bestimmten Stelle am Rand einen Farbbalken positioniert.

Ergänzende und vertiefende Module