Falzarten

Für Folder gibt es viele Möglichkeiten, ein Stück Papier zu falzen. Die Wichtigsten sind:

Wickelfalz Parallelfalz Leporellofalz (Zickzackfalz) Fensterfalz (Altarfalz)

Wenn man eine besondere Falzung plant (Kompliziertere als die oben angegebenen), sollte man mit der Druckerei seines Vertrauens reden, nicht jede Druckerei hat alle Falzmaschinen und jede beliebige Möglichkeit, Papier zu verarbeiten. Zum Beispiel gibt es eine Begrenzung der maximalen Anzahl an Falzen und der im flachen Zustand maximalen Länge des zu falzenden Papiers und die erste Kante und Anschlaglänge müssen im rechten Winkel zueinander stehen, um maschinell gefalzt werden zu können. Klein zusammengefaltete Zettel auf sehr dünnen Papieren, wie die Beipackzettel von Medikamenten, werden auf speziellen Maschinen produziert.
Ungefaltetes Papier wird plano (flach) geliefert.

Bruch

Im Buchdruckerjargon heißt der Falz auch "Bruch". Das Papier zweimal auf die Hälfte zu falten, wird auch als "Kreuzbruch" bezeichnet.

Schema der maschinellen Dreibruchfalzung


Ein- Zwei- und Dreibbruchfalz

Falzen Falzen

Falzmaschinen

In der industriellen Buchbinderei wird mit Falzmaschinen gearbeitet, die meist mit einem Keil das Papier zwischen zwei rotierende Gummiwalzen hineindrücken und dadurch falzen. Dickere Papiere würden brechen, wenn man sie falzt, diese müssen erst gerillt werden. Dabei wird mit einem Metallsteg eine Rillung geprägt, an der sich das Papier dann ohne zu brechen falten lässt. Sehr dicker Karton bricht natürlich immer, da hilft kein Rillen mehr.


Broschur: Links Rillung nach außen, rechts Rillung nach innen. Nachdem der Buchdeckel in Pfeilrichtung aufgeht, und es muss logischerweise die Innenseite des Falzes geschwächt werden, deshalb ist die Methode rechts besser.

Heftung

Rückenheftung

Die Rückenheftung ist das, was man als Schulheft und Zeitschrift kennt (geklammert). Metallklammern durch den Rücken halten das Ganze zusammen, hier entsteht ein Seitenversatz, weil die inneren Seiten durch die Materialstärke des Papiers stärker hervorstehen als die äußeren. Bei dickeren Heften sollte der Seitenversatz bei der Bogenmontage ausgeglichen werden. Der Versatz gilt auch für Fadenheftung und Klebebindung. Unter anderem aus dem Grund des Versatzes sollte man Text nie zu dicht an den Rand setzen und im Bug auch ausreichend Rand lassen.


Seitenversatz bei Zeitschriften, rechts Seitenversatz bei einem heißgeleimten Buch. Man erkennt die einzelnen gefalteten Druckbogen.
Bei dicken Zeitschriften kann das innerste Blatt durchaus 5mm kürzer sein als der Umschlag. Diesem Umstand muss auch durch einen entsprechend dimensionierten unbedruckten Seitenrand Rechnung getragen werden.
Bei der Klebebindung werden alle Bögen in der Reihenfolge zusammengetragen und anschließend die Rückenkanten aufgefräst und mit Heißleim in einen Papiereinband eingehängt.


Fadenheftung

Fadenheftung ist die haltbarste Bindung. Hier werden die sogenannten Lagen, meist dreifach gebrochene Bogen mit Fäden zusammengenäht und dann erst zum Buchblock geleimt. Es gibt einige Varianten der Fadenheftung: Bei der echten Fadenheftung sind auch die einzelnen Lagen untereinander vernäht, heute sind meist nur die einzelnen Bögen genäht und das Buch an sich (und die Bogen untereinander) ist nur geklebt.
Bei der Heißleimklebung werden die gefalteten und zusammengetragenen Bogen nicht genäht, sondern am Rücken aufgefräst und in den Rücken eingeklebt, das Produktionsprinzip ist aber sehr ähnlich.

Fadenheftung 14,8 MB - 4'18" Fadenheftung


Links geheftete Stöße (Lagen) und rechts mit Heißleim verarbeitetes Buch.

Klammerheftung

Auf den ersten Buchbindemaschinen wurde nicht fadengeheftet, sondern mit Metall geklammert, meist mit Eisendraht, was zur Folge hatte, dass viele dieser alten Bände Rostschäden durch Feuchtigkeitseinwirkung davongetragen haben.

Bucheinbände

Alles, was keinen festen (aus zwei Kartons gemachten) Einband hat, bezeichnet man als Broschur.
Das sind normale Taschenbücher und die meisten Kataloge.

Klebebindung

Die häufigste Methode ist die Klebebindung, auch Heißleimen genannt. Der Klebstoff besteht meist aus Kunstharzen oder Kunststoffdispersionen. Das gilt sowohl für Hardcover als auch für Softcover (Broschüre).

Klebebindung Klebebindung

Buchdeckel

Ein Buchdeckel wird aus zwei Kartons (für vorne und hinten, die Dicke der Deckel steht im Verhältnis zur Dicke des Buches) und einem dünneren Kartonstück für den Rücken gemacht. Dieses Gerüst wird heute meist mit einem vorbedruckten zellophanierten Papier überzogen. Im Bild oben ein roter Leinenrücken und ein grünes Überzugspapier, hinten müssen die Ränder des Überzugspapiers noch umgeschlagen werden. Wer genau wissen will, wie so ein Buch funktioniert, kauft sich eines für ein paar Cent im Ausverkauf und zerlegt es dann, um zu sehen, aus was für Bestandteilen so ein Buchdeckel aufgebaut ist.



Franzband

Ursprünglich nur aus Kalbsleder gemacht, wird die Bezeichnung Franzband heute allgemein für Ledereinbände verwendet (weil er zuerst in Frankreich verwendet wurde). Beim Franzband wird oft mit den als Wülste unter dem Leder sichtbaren Nähten am Rücken gearbeitet, ein Zeichen für manuelle Herstellung. Aufgrund dessen werden oft auch falsche Wülste gemacht, um das Aussehen ohne den Arbeitsaufwand des Franzbandes zu erhalten. Der Franzband ist Handarbeit und aufgrund des hohen Preises selten geworden.

Geklammerte und in einen Interims-Papierumschlag eingehängte Bücher wurden vom Verlag so hergestellt. Bücher waren teuer und wurden deshalb vom Buchhändler erst in einem vorübergehenden Kartonumschlag verkauft, um dann nach Geschmack und Geldtasche des Besitzers nach dessen Wünschen vom Buchbinder gebunden und eventuell verziert zu werden (oder auch nicht). Das war noch bis 1900 durchaus üblich, deshalb findet man dasselbe alte Buch in verschiedenen Bibliotheken oder Antiquariaten oft mit ganz verschiedenen Einbänden. Mit dem Einsetzen der industriellen Buchbindung mit Maschinen wurden Bücher dann vermehrt vom Verlag aus mit Einband hergestellt. Um das Buch im Regal finden zu können, wurde der Titel in Gold auf den Rücken geprägt, ein farbiger oder sogar bemalter Schnitt wurde gemacht. In Privatbibliotheken erhielten oft alle Bücher einen unifomen Einband und sind von außen nur am Buchtitel unterscheidbar.

Leinen, Halbleinen

Als die Leder- und Pergamentbindung im Verlauf der Industrialierung des Buchdrucks zu teuer erschienen, wurden Bücher auch in Stoff und später in verzierte Marmorpapiere gebunden. Um das teure Leinen zu sparen, wurde es nur an den stärksten Verschleißstellen der Ecken und den Knickstellen des Umschlags verwendet. Diese Methode heißt Halbleinen, dieselbe Methode in Leder heißt Halbleder.


Halbleinenumschlag mit Lederimitationspapier und marmoriertem Schnitt

Pappband

Die meisten gebundenen Bücher, die im Buchhandel zu finden sind, heißen klassisch Pappband.
Es wird beim Umschlag also weder Leder noch Leinen noch Pergament verwendet, sondern nur Papier.


Pappeinband mit marmoriertem Papier

Kapitalalt

heißt heute der zwischen Buchrücken und Umschlag oben und unten eingeklebte Stoffstreifen, der meist nur mehr verdecken soll, dass das Buch nicht einmal fadengeheftet ist. (Das Buch in der großen Abbildung unten ist aber schon fadengeheftet, wie man an den Lagen, den gefalteten Packerln Papier, sieht.) Dieser Textilwulst kann auch farbig und gemustert sein und so ein auffälliges Gestaltungsmittel werden. Ursprünglich war das Kapital ein Teil der handgenähten Bindung zwischen den einzelnen Stößen des Buches.

Schnitt

Beschnitt   Beschnitt

Ein farbiger Schnitt ist etwas, das man vielleicht am Ehesten von den Langenscheid-Lexika kennt, die alle die obere Kante blau eingefärbt haben. Viele Wörterbücher haben auch einen flexiblen Kunststoffeinband, der nicht verknickt und abwaschbar ist. Bei alten Büchern war ein farbiger oder sogar vergoldeter Schnitt nur oben oder an allen drei Beschnittseiten üblich, auch marmorierte oder bemalte Schnitte.

Bei jedem Buch mit bis an den Rand gehenden Bildern oder Farbflächen ergibt sich ein Muster, wenn man den Schnitt betrachtet. Das kann man als Orientierungshilfe für die Kapitelübersicht benützen. Früher wurden auch einzelne Blätter buntes Papier zur am Schnitt deutlich sichtbaren Trennung von Kapiteln verwendet.


Ein schlecht geschärftes Beschnittmesser kann schräge Grate verursachen, wie beim Buch links.
Zwei Lagen des Buches sind, am Schnitt gut sichtbar, auf hellblauem Papier gedruckt.
Die dunklen Seiten sind mit abfallenden Bildern bedruckt.
Bei dem Buch mit dem roten Einband sieht man drei mitgebundene rote Kapitelseiten.


Paula Scher: "make it bigger ", bedruckte Buchschnitte
Bei "Make it Bigger" wurde tatsächlich der Schnitt (wahrscheinlich im Siebdruck) bedruckt.





Richtig auf die Spitze getrieben hat Stefan Sagmeister die Verzierung des Schnitts in seinem Grafikdesignbuch "Made you Look": Hier sind auf jeder Seite um den Rand an den Schnittkanten 2mm breit die Bildteile gedruckt, die insgesamt auf dem vorderen Schnitt von einer Seite gesehen drei Knochen und von der anderen die Worte "Made you look" ergeben. Zusätzlich ist der Schnitt jedoch auch noch mit Silberfarbe eingefärbt, sodass diese Schrift und dieses Bild nur bei leichtem Aufblättern oder Schrägansicht des Buches sichtbar wird. Auch der Umschlag, dessen Plastikschuber den Effekt eines Farbfilters hat, ist sehr gelungen: Der brave Schäferhund wird beim Entfernen des Schubers zur bellenden, reißenden Bestie (nach dem Prinzip des Stereo-Anaglyphenverfahrens).

Nach diesem Prinzip gibt es von Sagmeister auch mehrere CD-Cover wie von H. P. Zinker "Mountains of Madness" oder Lou Reed "Set the Twilight Reeling".


Design Stefan Sagmeister: H. P. Zinker "Mountains of Madness"


Robert Schäfer "Das Buchobjekt"

Vielleicht die originellste Erklärung, was ein Buch ist und sein kann, ist "Das Buchobjekt." von Robert Schäfer (Verlag Hermann Schmidt, Mainz ISBN: 3874395367). Hier werden die traditionellen Bezeichnungen und Verarbeitungstechniken des Buches gezeigt und auch ein bedruckter Rand, der eine Beschriftung rund um den Beschnitt bildet, darf nicht fehlen. Klassische, strenge Gestaltung darf man hier natürlich nicht suchen.

Heute wird der Schnitt manchmal maschinell bedruckt, zum Beispiel mit Werbung, wie bei Telefonbüchern. Man kann ganz am Rand des Buches etwas mitdrucken, das insgesamt im Buch dann ein Bild erzeugt. Auf diese Weise kann man auch ein Register machen, indem man auf jeder Seite des Kapitels an einer bestimmten Stelle am Rand einen Farbbalken positioniert.

Stöße, Lagen, Flattermarken

Flattermarken

Flattermarken sind auf dem Rücken der gefalzten Bögen mitgedruckte Balken, die die optische Kontrolle der richtigen Reihenfolge ermöglichen. Wenn die Bögen richtig angeordnet sind, bilden die Flattermarken eine Treppe.
A Richtige Reihenfolge
B Doppelte Bögen
C Fehlende Bögen
D Vertauschte Bögen

Auch der bedruckte Bogenrücken wurde schon zur Gestaltung verwendet. Zuletzt zB in "Freistil", besonders schön auch beim Buch des Illustrators und Grafikers Martin "Woodtli".
Auch die lustigen Taschenbücher haben beispielsweise eine Zeichnung auf dem Rücken, die sich über eine Reihe von einzelnen Bänden erstreckt.

In der Buchbinderei wurde früher jedes Buch auf Vollständigkeit und Seitenrichtigkeit kontrolliert, das nennt man kollationieren.
Beim Antiquar taucht der Begriff auch auf, wenn ein Buch auf Vollständigkeit der enthaltenen Tafeln geprüft wird.

Alte Bücher haben Metallscharniere zum Verschließen des Buches, weil diese alten Büchern mit dicken Holzdeckeln anstatt Karton im Umschlag gebunden waren und das Holz sich leicht verzog.

Buchformate

Nach (lateinischen) Anzahl der Falzungen des Papierbogens wurde (und wird im Antiquariats- und Bibliothekbereich heute noch) das Format des Buches bezeichnet. Diese Größe kann aufgrund der unterschiedlichen Bogenformate auch ein wenig verschieden sein.

gefaltet Blatt Seiten Format
1x 2 4 Folio
2x 4 8 Quart
3x 8 16 Oktav
4x 16 32 Sedez

Daraus resultierende Buchformate nach den Richtlinien der Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main:

Name
Kürzel
Grösse
Sedez
16?
10-15 cm hoch
klein Oktav
kl. 8?
15-18,5 cm hoch
Oktav
8?
18,5-22,5 cm hoch
groß Oktav
gr. 8?
22,5-25 cm hoch
Lexikonformat
Lex. 8?
25-30 cm hoch
Quart
4?
30-35 cm hoch
groß Quart
gr. 4?
35-40 cm hoch
Folio
2?
40-45 cm hoch

Heute ist das Paierformat genormt, aber ganz besonders Bücher werden immer noch nicht oft in DIN A 5 oder DIN A 4 hergestellt.
Mehr zum Thema Papierformate gibts in der entsprechenden Grundlage nachzulesen.

DIN-Format Zentimeter Bogenbezeichnung
2A 118,9 x 168,2 ?
A0 84,1 x 118,9 Vierfachbogen = 1m2
A1 59,4 x 84,1 Doppelbogen
A2 42 x 59,4 Einfachbogen
A3 29,7 x 42 Folio
A4 21 x 29,7 Quart (Briefpapier)
A5 14,8 x 21 Oktav (Memorandum)
A6 10,5 x 14,8 Sedez (Postkarte)
A7 7,4 x 10,5 Geschäftskarte

Ergänzende und vertiefende Module