Textrezeption

Lesearten - entsprechend des Leseverhaltens aus der Alltagspraxis

Die folgende Kategorisierung (nach Willberg H.P, Forssmann F.) bildet die wichtigsten Lesearten und Anwendungsbeispiele aus der Alltagspraxis ab, inkl. Zielgruppe und verweist auf die daraus abgeleiteten Gestaltungsmöglichkeiten und typografische Mittel der Textorganisation.

  • Lineares Lesen
  • Informierendes Lesen
  • Differenzierendes (wissenschaftliches) Lesen
  • Konsultierendes Lesen
  • Selektierendes Lesen
  • Aktivierendes Lesen
  • Inszenierendes Lesen

    Lineares Lesen:
    ist die klassische Art des Lesen, werden Zeilen nacheinander gelesen, aufbauend
    Zielgruppe der sog. freiwillige Leser
    Buchtypen Roman, erzählender Prosa
    Typografische Mittel unaufdringliche Schrift, 60-70 Zeichen/Zeilen, ausgewogene Proportionen von Satzspiegel
    Auszeichnungen kursiv für Betonungen, Zitate, kapitelchen für Eigennamen
    Überschriften bieten die Möglichkeit die Individualität des Buches zu betonen
    Informierendes Lesen:
    schnelles Überfliegen des Textes, um Überblick zu gewinnen
    Zielgruppe Leser die über bestimmte Sachzusammenhänge informieren wollen
    Buchtypen Sachbücher, Zeitung
    Typografische Mittel überschaubare Gliederung des Textes, in kurze Abschnitte, 40-50 Anschläge pro Zeile
    Auszeichnungen aktive, sofort auffallende Auszeichnungen (z.B.: halbfette Schrift)
    Überschriften kurze, deutliche Überschriften, informierende Wortwahl über die Inhalt
    Differenzierendes Lesen:
    umfaßt stark strukturiert Texte, bei denen unterschiedl. Begriffe unterschiedlich, jedoch in gleicherechtigter Form dargestellt sind
    Zielgruppe Berufsleser
    Buchtypen wissenschaftliche und Lehrbücher
    Typografische Mittel gut aufgebauter Schriftbild mit kursive, halbfette Schriften, Kapitälchen, bis 80 Zeichen/Zeile, ausreichende Zeilenabstand
    Auszeichnungen Schriftmischungen unter Verwendung von Farben, die inhaltlichen Hierarchien verständlich machen
    Überschriften gleidernd, die den hierarchischen Stellenwert deutlich machen
    Konsultierendes Lesen:
    gezieltes Aufsuchen bestimmter Begriffe und Passagen
    Zielgruppe Leser die bestimmte Auskunft suchen
    Buchtypen Nachschlagewerk (Lexikons, Bibliografien, Register..)
    Typografische Mittel kleine Schriftgrade, gut lesbare Schrift, mehrspaltiger Satz, knappe Zeilenabstand, volle Seiten
    Auszeichnungen deutliche Hervorhebung der Stichworte
    Überschriften gliedernd und deutlich
    Selektiernedes Lesen:
    umfasst die inhaltliche und typografische Gliederung eines Buches in verschiedenen Ebenen die miteinander oder unabhängig voneinander gelesen werden können
    Zielgruppe Lehrer und Schüler
    Buchtypen Didaktisch (Schul)Bücher
    Typografische Mittel eindeutliche typografische trennung der verschiedenen inhaltlichen Ebenen
    Auszeichnungen alle typografische Mitteln, Auszeichnungen verschiedener Art, grafische Elemente
    Überschriften zur eindeutige hierarshcische Gliederung der Seite
    Lesen nach Sinnschritten:
    verfolgt die Gliederung des Zeilenfalls nach inhaltliche Zusammenhangund nicht nach formalen Vorgaben
    Zielgruppe Leseanfänger
    Buchtypen Bilderbücher, Lehrbücher für Fremdsprachen, Bildlegenden
    Typografische Mittel Sinngerechte Zeilenbrechungen, kurze strukturierte Texte
    Aktivierendes Lesen:
    umfasst eine typografische Gfestaltung, die zum Lesen motivieren soll (Neugier machen)
    Zielgruppe Faule Leser (Schüler z.B. :-).., Käufer, die vom Konkurrenz abgewonnen werden sollten
    Buchtypen Schulbücher, Geschenkbücher, Magazin,...
    Typografische Mittel kaum EInschränkungen, Seite zu Seite durchgestaltet
    Auszeichnungen alle typografische Mitteln, Auszeichnungen verschiedener Art, grafische Elemente
    Grundsatz auffallen, neugierig machen!
    Inszenierendes Lesen:
    ermöglicht interpretierenden Umgang mit TEXT, der durch Gestaltung verfremdet, interpretiert wird
    Zielgruppe Leser, die bereit sind mit diesem theatralen Aspekt der Textgestaltung auseinanderzusetzen
    Buchtypen Studien ohne formalen Vorgaben, kreative Vielfalt
    Typografische Mittel Wort- und Buchstabenbild ohne Einschränkungen, typografische Illustration, vis. Poesie

 

Leseverhalten und Lesearten im Web

Faktoren, die unsere Leseverhalten im Web beeinflussen:

  • Qualtität der Information
  • Interesse und Motivation
  • Zeit (-Druck)
  • individuelle Lesegewohnheiten

Die Phasen des Lesens im Web (nach Wirth,Th.):
Den Lesevorgang eines Internetnutzers kann man in einem dreistufigem Prozess abbilden:

  • scannen
    in die erste Phase werden die Inhalte grob überflogen, um relevante Informationen auf die Seite herauszufiltern. Es ist keine Verarbeitungstiefe in der Textrezeption vorhanden. Hilfreiche Gestaltungselemente für diese Phase sind (Text)-Strukturierungselemente, die den Text, die Information visuell strukturieren: Überschriften, Grafiken, Links, etc. ...
    Bei dieser Art von Lesen wird die "schwebende" Aufmerksamkeit eingesetzt, wo parallel eine große Menge an Information wirkt, ohne tiefe Verarbeitung des Textes. Hier wird die Information ganzheitlich (holistisch) betrachtet, ohne einzelen Details zu rezipieren.
  • skimmen
    in die zweite Phase ist die Lesegeschwindigkeit geringer, wird mehr an Information aufgenommen - werden Absätze, Zusammenfassungen, Hervorhebungen, Zwischentitel gelesen. Auch in diese Phase dominiert die schwebende Aufmerksamkeit.
  • lesen
    in die dritte Phase kommt zu wirklichen Lesen. Die Textrezeption passiert auch in der Tiefe, die Informationen werden systematisch durchgelesen.
    In diese Phase dominiert die "fokussierte" Aufmerksamkeit wo eine tiefgehende Analyse der Information möglich ist.

Ausgehend aus die Charakterisitka der Wahrnehmung der Information in den oben beschriebenen Phasen des Lesens, können Gestaltungsrichtlinien abgeleitet werden, die gezielt die Wahrnehmung der Information fördern. In der folgende Tabelle sehen Sie Gestaltungsmöglichkeiten der einzelnen Webste-Schichten:

  • Wahrnehmungsfördernde Textgestaltung, konform der Ebenentiefen der Website
     
    Lesevorgang
    Gestaltung
    Abbildung der Webschichten
    • scannen
    Hervorheben durch:
    Headlines, Schlüsselwörter
    Links, Suchhilfen
    Fließtext (wenig)
    • skimmen
    Zusammenfassen:
    kurze Absätze
    Listen und Tabellen
    Zwischenüberschriften
    Grafiken
    • lesen
    in Details gehen:
    längere Seiten, Fließtext

Für den Bildschirm werden die folgenden Lesearten bevorzugt:

  • Informierendes Lesen
  • Konsultierendes Lesen
  • Selektierendes Lesen