Geschichtliches

Die Generierung von Klängen auf künstlichen (elektronischen) Weg geht eng einher mit der Entwicklung von Synthesizern. Im Prinzip ist synthetische Klangerzeugung erst mit dem Aufkommen der ersten elektrisch gesteuerten Modularsystemen (z.B. von Robert Moog) überhaupt möglich geworden.
Zu Beginn der Entwicklung wurde versucht aus der Natur bekannte Klänge und Geräusche synthetisch nachzuempfinden, was ja auch heute noch in vielen Produktionsbedingungen vorkommt – etwa das Säuseln einer leichten Brise, ein Gewittersturm oder ein Donnerknall soll für die Vertonung eines Films künstlich hergestellt werden. Dies ist z.B. ein häufiges Anwendungsgebiet der elektronischen Klangerzeugung

Die Experimente im 19. und 20. Jahrundert


Die Wurzeln der elektronischen Musik gehen zurück ins 19. Jahrhundert. Schon damals machte man sich Gedanken, wie man die Elektrizität musikalisch nutzbar machen kann. Die ersten Experimente wurden mit magnetischen Feldern und rotierenden Metalteilen gemacht und die meisten Maschinen waren eng mit den Telegraphen verwandt. Das ganze war also eher eine elektro-mechanische Klangerzeugung (z.B. der musikalische Telegraf von Elisha Gray um 1870).

Im frühen 20. Jahrhundert wurden dann die ersten elektronischen Klangerzeuger gebaut, wobei hier das Theremin und das Trautonium genannt seien.

Das Trautonium (1930)
v. Friedrich Trautwein
Die Töne eines Trautoniums werden durch elektronische Röhren erzeugt, die mit Kondesator und Widerstand zu einem regelbaren Schwingungskreis verschalten sind. Das Trautonium zählt zu den ersten elektronischen Musikinstrumenten.

Abb.: Trautonium (Quelle: www.deutsches-museum-bonn.de)
Das Theremin (1919)
v. Lev Termen

Das Theremin war das erste spielbare elektronische Instrument. Es wird berührungsfrei mit den Händen gespielt und dabei reagiert ein Tongenerator über eine Antenne auf die elektrische Kapazität der Hand. Eine Hand steuert die Tonhöhe, die andere die Lautstärke.

Abb.: Theremin

Die Anfänge in den 1950ern


Die 50er Jahre brachten einige wichtige Entwicklungen mit sich, die als Meilensteine in der Entwicklung der elektronischen Musik gelten. Die Zeit war allgemein geprägt von einem Bruch mit den Traditionen. Die künstlerische und musikalische Auseinandersetzung mit Neuem führte zur Entwicklung eines neuen Genres. Zwei wesentliche Künstler, die maßgeblichen Anteil hatten und lange Zeit stilprägend waren, sind Karl-Heinz Stockhausen und John Cage.

Mit der Entwicklung des ersten Moog Synthesizers von Robert Moog um 1960 begann der eigentliche Siegeszug der elektronischen Klangerzeuger bzw. Synthesizer. Alle wichtigen Bands und berühmten Musiker begannen sich für das neue Instrument zu interessieren und setzten sie in ihren Kompositionen ein, z.B. die Beatles, Stones, später Bands wie Tangerine Dream etc. Das erste vollständig mit Moog Synthesizern aufgenommene Album war von Walter (Wendy) Carlos "Switched on Bach".


Abb.: ein Modular Moog Synthesizer (Quelle: http://www.obsolete.com/120_years/machines/moog/)



Synthesizer-Hochkultur in den 80er Jahren und die Digitalisierung


In der Hochblüte der Synthesizer, den 80er Jahren, entstanden dann typische, bis heute bestehende und erfolgreiche synthetische Klangmuster, die so manchen Film einen unverkennbaren Stempel aufdrückten – z.B. John Carpenters Klassiker wie „Armee der Finsternis“ oder „Halloween“ und „Darkstar“, oder Ridley Scotts Science-Fiction Klassiker „Blade Runner“ und „Alien“.


Klangbeispiel: Titelmusik "Blade Runner"

Elektronische Klänge „durften“ erstmals ihre eigene Charakteristik ausspielen und wurden von nun an überall dort eingesetzt, wo es um „sphärische“ oder „futuristische“ Stimmungen ging. Nicht ohne Grund wurden Synthesizer ab den 80ern fast in jedem Science-Fiction Film eingesetzt.

Die einsetzende Digitalisierung der 90er Jahre läutete dann die Renaissance der synthetischen Klangerzeugung ein. Fortan mussten nicht mehr unerschwinglich teuere und sperrige analoge Synthesizer angeschafft werden, sondern das Tonstudio wurde auf Bitgröße geschrumpft und wanderte in den Computer

Die in den 60er und 70er Jahren nicht kommerziell vermarkteten Geräte - Moog Synthesizer wurden zu Beginn nur auf Auftrag gefertigt und waren extrem teuer - kammen in den 80er und 90er Jahren in Massen auf den Markt, immer mehr Hersteller fertigten immer kleinere und erschwinglichere Synthesizer. Instrumente von Kurzweil, Yamaha, Waldorf oder Roland zählen heute zu den Klassikern unter den Synthesizern.

Einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der elektronischen Musik und deren Erfindungen gibt die Webseite "Electronical Music Instruments 1870 - 1990" mit einer Menge an Bildmaterial.

Kleine Audioprogramme – als VST-Plugins für die meiste Audiosoftware verwendbar – emulierten (simulierten) alle gängigen und berühmt gewordenen Synthesizer der 70er und 80er Jahre und hatten bzw. haben den Vorteil, dass meist nur wenige Megabyte an Speicherplatz benötigen. Einhergehend mit der raschen Entwicklung am Hardware-Sektor – immer leistungsfähigere Computer und neue spezielle Audiohardware – entwickelte sich eine völlig neue Generation der Musikproduzenten, Tonstudios und vor allem der Herangehensweise an Musik und Klangerzeugung.