Allgemeines

Von Tim Berners-Lee, dem "Erfinder" des Internet, stammt der Ausspruch

"The power of the Web is in its universality.
Access by everyone regardless of disability is an essential aspect.",

d.h. "Die Kraft des Internet liegt in seiner Universalität.
Zugang für jeden, unabhängig von Behinderung, ist ein wesentlicher Aspekt."

Es liegt also in der Natur des Internet und insbesondere des WWW, dass die gespeicherten Informationen für jeden abrufbar sein sollen. Beim Design von Webseiten wird jedoch oft nicht berücksichtigt, dass viele Menschen körperliche Einschränkungen haben. Dann bilden bestimmte Techniken der Programmierung "Barrieren" für deren Zugang zum Internet. Dies können fehlende Texte zur Beschreibung von Grafiken, eine unglückliche Auswahl der Farbkombinationen, unklar strukturierte Webseiten, nicht bedienbare Navigationsmechanismen o. ä. sein. Um dem Grundgedanken des Internet möglichst nahe zu kommen, sollte also darauf geachtet werden, dass Webseiten keine solchen Barrieren enthalten.

Die WCAG (Web Content Accessibility Guidelines)

Die Web Accessibility Initiative (WAI) des W3C hat im Jahr 1999 die erste Version der WCAG (Web Content Accessibility Guidelines), also Richtlinien zum barrierefreien Webdesign herausgegeben. Diese diente als Grundlage für viele nationale Verordnungen, z. B. auch in Österreich veröffentlicht vom Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen. Webseiten von öffentlichem Interesse unterliegen diesen Leitlinien, müssen also barrierefrei gestaltet sein. Der österreichische Amtshelfer im Internet wurde beispielsweise nach den WCAG 1.0 gestaltet, was auch durch ein entsprechendes Logo auf der Startseite dokumentiert wird:

Mittlerweile existiert bereits die Version 2.0 der WCAG. Sie stellt eine Überarbeitung in dem Sinne dar, als sie auf alle Internet-Technologien ausgeweitet wurde und die Verständlichkeit der Richtlinien verbessert wurde, sodass sie von einem breiteren Publikum verstanden und angewendet werden kann.

4 Prinzipien für barrierefreies Internet

Die Richtlinien der WCAG 2.0 sind in 4 Hauptprinzipen gegliedert. Für jedes dieser vier Prinzipien sind einzelne Richtlinien (Leitsätze) formuliert, eingeteilt in drei Prioritätsklassen. Um eine Website als barrierefrei im Sinne der WCAG zu bezeichnen, müssen zumindest alle Richtlinien der Priorität A (Prioritätsstufe 1) erfüllt sein. Dadurch kann auch noch der "Grad der Barrierefreiheit" also Priorität A, AA oder AAA angegeben werden.

1. Wahrnehmbarkeit

Wesentlich für den Zugang zu Inhalten im Internet ist, dass sie in für jeden wahrnehmbarer Form abrufbar sind:

  • Nicht-textuelle Inhalte sollen durch textuelle Alternativen ergänzt werden. Für Bilder kann beispielsweise der <ALT>-Tag verwendet werden, sodass ein alternativer Text dargestellt wird, wenn das Bild nicht betrachtet werden kann - sei es weil das Laden von Bildern aus Performancegründen abgeschaltet wurde oder ob es sich um einen blinden oder sehbehinderten Benuzter handelt.
  • Für Text-, aber auch für Bilddarstellungen ist auf ausreichenden Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund zu achten.
  • Für zeitabhängige Präsentationen sollen zeitunabhängige Alternativen angeboten werden.
  • Inhalte, Funktionen und Struktur sollen von der eigentlichen Präsentation getrennt werden.

2. Bedienbarkeit

Schnittstellenelemente im Inhalt müssen funktionell sein, d. h. die Navigation innerhalb der Website muss für alle Benutzer ermöglicht werden.

  • Die gesamte Website muss auch mit der Tastatur anstelle der Maus bedienbar sein.
  • Auch eine übersichtliche Struktur für den Aufbau der Website ist wichtig für die Bedienbarkeit.
  • Der Benutzer sollte selbst die zeitliche Kontrolle über seine Aktionen haben - außer dies ist aufgrund von spezifischen Gegebenheiten nicht gewollt (z. B. bei Echtzeitschulungen). Aber auch in solchen Fällen kann ev. auch eine alternative Präsentationsform angeboten werden.

3. Verständlichkeit

Informationen, die angeboten werden, müssen ebenso verständlich dargestellt werden wie Navigationselemente. Dabei muss auch die unterschiedliche Auffassung durch die Benutzer berücksichtigt werden (unterschiedlicher Wissensstand, Erfahrung etc.).

  • Die Bedeutung des Inhalts muss immer ermittelbar sein.
  • Der Inhalt soll konsistent Seite für Seite organisiert werden, interaktive Elemente sollen sich in vorhersehbarer Weise verhalten.

Eine klare Struktur, Hervorhebung von wichtigen Teilen und zusätzliche Erklärungen für spezielle Begriffe können die Verständlichkeit einer Webseite ebenso verbessern wie ein übersichtliches Design und eine einleuchtende (oder erklärte) Benutzerführung.

4. Robustheit

Der Inhalt von Webseiten muss mit aktuellen und zukünftigen Technologien "funktionieren". Dies zielt auch auf die Forderung ab, Struktur und Layout der Informationen zu trennen - in HTML und CSS.

  • Technologien sollen entsprechend ihrer Spezifikation verwendet werden. So sollen beispielsweise Tabellen nur als solche eingesetzt werden, und nicht zum Seitenlayout.
  • Die Bedienoberflächen müssen für jeden zugänglich sein. Will der Webdesigner nicht auf moderne, anspruchsvolle Technologien, die natürlich auch mehr Möglichkeiten bieten, verzichten, so müssen Alternativen angeboten werden.

Die wichtigsten Grundregeln (Checkliste)

1. Stellen Sie äquivalente Alternativen für Audio- und visuellen Inhalt bereit

Besonders Bilder, Grafiken, grafisch dargestellter Text etc. sollte mit dem alt-Attribut versehen und so textuell beschrieben werden.

2. Verlassen Sie sich nicht auf Farbe allein

Inhalte sollen auch ohne Einsatz von Farbe (z. B. auf einem Schwarzweiß-Bildschirm) verfügbar sein.

3. Verwenden Sie Markup und Stylesheets und tun Sie dies auf korrekte Weise

Wie bereits erwähnt, sollen Inhalt/Struktur und Layout einer Webseite getrennt werden durch den Einsatz von Stylesheets. Inhalt und Struktur-Markup gehören in die HTML-Seite, während das Layout durch den Einsatz von CSS-Stylesheets realisiert wird. Struktur-Markups (z. B. Tabellen, Überschriften etc.) dürfen nicht für Layout-Zwecke "missbraucht" werden. Auch sollte Text nicht als Grafik dargestellt werden, sondern tatsächlich als Text.

4. Verdeutlichen Sie die Verwendung natürlicher Sprache

Wenn Wörter in einer anderen Sprache in einen Text eingefügt werden, so sind diese durch den entsprechenden Tag zu kennzeichnen.

5. Erstellen Sie Tabellen, die übersichtlich sind

Tabellen sollen wirklich nur für tabellarische Daten verwendet werden, und nicht, um ein bestimmtes Layout damit zu gestalten. Ausserdem sollten Zeilen- und Spalten-Überschriften verwendet werden.

6. Sorgen Sie dafür, dass Seiten, die neue Technologien verwenden, gut lesbar sind

Webseiten sollen auch dann lesbar sein, wenn neue Technologien nicht zur Verfügung stehen - sei es, weil ältere Browser eingesetzt werden oder weil Features durch den Benutzer ausgeschaltet sind. So müssen HTML-Seiten auch ohne das zugeordnete CSS-Stylesheet gelesen werden können. Seiten müssen auch verwendbar sein, wenn Elemente wie JavaScript oder ActiveX deaktiviert wurden.

7. Sorgen Sie für eine Kontrolle des Benutzers über zeitgesteuerte Änderungen des Inhalts

Bewegliche, scrollende oder sich ständig ändernde Objekte oder Seiten müssen vom Benutzer angehalten werden können. Abgesehen davon, dass z. B. blinkender Text schwer lesbar ist und vom restlichen Inhalt stark ablenkt, kann er bei gefährdeten Personen sogar epileptische Anfälle (besonders im Bereich von 20 Hertz) auslösen.

8. Wählen Sie ein geräteunabhängiges Design, auch für eingebettete Benutzerschnittstellen

HTML-Seiten sollen grundsätzlich geräteunabhängig (d. h. nicht nur mit Maus, sondern auch mit Tastatur, über Spracheingabe etc.) zugänglich sein. Werden Benutzerschnittstellen eingebettet, so gilt diese Forderung auch für diese.

Module, die für die Durchführung vorausgesetzt werden