Einführung

Um im professionellen Videobereich eine absolute Beziehung zu den einzelnen Videobildern einer Aufnahme herzustellen, wurde ein Zeitcodeverfahren entwickelt. Dabei handelt es sich um digitale Informationsdaten, die jedem Vollbild in Form eines Datenwortes mit insgesamt 80 Bit zugeordnet werden. 32 Bit davon werden für die sogenannten Anwender-Daten (engl.: User-Bits) verwendet. Damit können Informationen, wie etwa Datum und Kassettennummer, aufgezeichnet werden.
Der eigentliche Timecode wird mit 26 Bits (Zeit-Bits) für die fortlaufende Nummerierung der Vollbilder im Format HH:MM:SS:FF für Stunden:Minuten:Sekunden:Frames aufgezeichnet.

Ein durchgängiger Timecode auf einer Videokassette war im 2- oder 3-Maschinen-Schnitt, also beim Videoschnitt, bei dem direkt vom Zuspielband auf ein Schnittband kopiert wurde, die Grundvoraussetzung für eine bildgenaue Verarbeitung.
Beim computerbasierten non-linearen Schnitt hat der Timecode wichtige Funktionen bei der Übertragung vom Band auf die Festplatte, beim automatisierten Batch Capturing und bei der Organisation und Verwaltung von digitalen Videodaten.
Unter Batch Capturing versteht man die Übertragung oder Digitalisierung von Videosequenzen, die anhand einer Log-Liste mit Hilfe der Timecode-Informationen vorausgewählt wurden, von einem Videoband auf die Festplatte eines Schnittcomputers. Hierzu wird bei der Sichtung des Tapes eine exakte Liste von In-und Out-Points, also den genauen Timecode-Angaben für Anfangs- und Endpunkt gewünschter Sequenzen eines Bandes, erstellt. Anhand dieser Log-Liste kann eine entsprechende Software mit Hilfe von Software-Steuerung das Zuspielgerät exakt ansteuern und die gewünschten Sequenzen nacheinander auf die Festplatte überspielen.
Die ursprünglichen Timecode-Informationen werden mit den Videoclips gespeichert und sind so jederzeit nachvollziehbar.
So können z.B. Schnittprojekte in kostensparender geringer Qualität auf einfachen Schnittsystemen durchgeführt werden, um dann in der Endproduktion mit Hilfe einer Timecode-basierten Schnittliste (EDL*) zeitsparend auf ein High-End-System übertragen zu werden. Dort wird anhand der Timecode-Informationen der tatsächlich benötigten Videosequenzen das gesamte Projekt in hoher Qualität eingespielt und kann fertiggestellt werden.

*EDL: Edit Decision List - genaue Timecode- und Bandinformationen aller Videoclips in einem Schnittprojekt und deren Position in der Zeitleiste der Schnittsoftware. EDLs können von den meisten Schnittprogrammen gelesen werden und dienen zum Austausch der Schnittinformationen zwischen unterschiedlichen Schnittsystemen.
Anwendungsbeispiel: Ein EB*-Redakteur überspielt das eben gedrehte Bild- und Tonmaterial vor Ort auf sein Notebook und schickt die entsprechenden Bänder an seinen Sender. Er hat nun sofort die Möglichkeit seinen Bericht zu schneiden und sendet dann die fertige EDL per Email an den Sender, wo auch die Bänder (hoffentlich) schon angekommen sind. Der Operator im Sender kann mit Hilfe dieser Liste und den Bändern das komplette Projekt auf dem Schnittplatz problemlos wiederherstellen und der Bericht kann auf Sendung gehen, noch bevor der Redakteur den Schauplatz verlassen hat.

*EB: Elektronische Berichterstattung, auch als ENG bezeichnet (Electronic News Gathering)

Mit Hilfe von Timecode-Informationen lassen sich auch mehrere Kameras, die z.B. gleichzeitig ein Konzert aufzeichnen oder im Livestudio, miteinander synchronisieren.

Um einen durchgängigen Timecode auf einem Band ohne Timecode-Sprünge sicherzustellen, ist es ratsam, neue Kassetten immer "vorzubespuren".
Die einfachste Möglichkeit dazu besteht darin, das Band bei geschlossenem Objektivdeckel einmal komplett im Aufnahme-Modus durchlaufen zu lassen. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass ein durchaus möglicher Partikelabrieb des neuen Magnetbandes noch vor der eigentlichen Aufnahme geschieht und so das Risiko von Drop-Outs (Bildfehlern) veringert wird.


Wir unterscheiden zwischen 3 Arten von Timecodes, deren Merkmale in der Aufzeichnungstechnik und den verschiedenen Anwendungsbereichen liegen: VITC, LTC und DV-Timecode

Ergänzende und vertiefende Module