Beachtenswertes beim Dreh in einer Blue/Greenbox:

FARBWAHL:

Prinzipiell ist jeder Farbwert, ob rot, grün oder blau geeignet, wenn dieser nicht im Vordergrund vorkommt. Trägt der Akteur bei der Aufnahme in einer Bluebox einen blauen Anzug, so könnte das beim Keyen zu einer unangenehmen Überraschung führen, denn nicht nur der Hintergrund, sondern auch ein Großteil der Person wird freigestellt.
Meist wird Blau und Grün als Stanzfarbe verwendet, da diese Farbtöne in der menschlichen Haut kaum vorkommen. Es kann sich aber auch einmal als sinnvoll erweisen, eine andere Farbe zu verwenden. Wird zum Beispiel ein stark glänzendes Objekt aufgenommen, empfiehlt sich weiß oder rot als Hintergrundfarbe, um blaue oder grüne Spieglungen zu vermeiden.

Grün oder Blau?
Über die Frage, ob nun Grün oder Blau die ideale Stanzfarbe ist, hat sich unter den Experten eine nicht enden wollende Kontroverse entwickelt. In letzter Zeit wird aber verstärkt Grün als die ideale Stanzfarbe empfohlen. Als Argument wird ein höherer Grün Anteil bei der YUV Abtastung angeführt. Unabhängig von der Kamera verfügt die Farbe Grün über eine stärkere Strahlkraft als Blau . Daraus ergibt sich aber der Nachteil, dass durch die höhere Reflexion bei Grün auch der Spill größer ist. Das heißt, dass sich bei einer Aufnahme vor einem grünen Hintergrund eine größere grüne Kante um das Objekt bildet, als bei einem Blauen. Dieser so genannte Spill Effekt kann dann beim Keyen Probleme verursachen. Die Diskussion, ob Blau oder Grün die ideale Stanzfarbe ist, kann hier nicht gelöst werden, denn die Unterschiede beim Abtasten sind marginal und sind von der verwendeten Kamera, wie auch der Videohardware und Compositing Software abhängig.

GRÖSSE:

Diese Frage ist mit einer simplen Formel auf den Punkt zu bringen: Je größer, umso besser!
Das zu keyende Objekt/Person sollte so weit wie möglich vom Hintergrund entfernt sein, damit die Blue/Greenbox an Schärfe und Kontrast verliert und die Person keinen Schatten auf den Hintergrund wirft. Wenn möglich sollte mit Hilfe der Blende der Kontrast zusätzlich verringert werden. Ein großer Abstand zwischen Hintergrund und Person erleichtert auch das gleichmäßige Ausleuchten des Hintergrundes.

professionelle Greenbox


Die zweite Formel macht für viele Studenten die Erste wieder zunichte: Je größer, umso teurer!
Im seltensten Fall hat man die Möglichkeit, in einer professionellen Bluebox zu arbeiten, oder man verfügt über viel Platz sich eine eigene Bleu/Greenbox einzurichten. Dann muss man sich mit einfacheren Lösungen, wie z.B. dem Bau einer mobilen Blue-Wand, begnügen.

Wichtig ist, dass die Bluebox mindestens so groß ist, dass die Person oder das Objekt immer innerhalb der blauen oder grünen Fläche steht. Erscheint der Rand der Bluebox oder ein unerwünschtes Objekt im Kameraausschnitt, so kann dies später mit Hilfe einer animierten Maske entfernt werden.

MATERIAL:

Die Wände einer Bluebox können entweder bemalt, oder mit einem Stoff bespannt werden. Erscheint die Person in einer Totalen muss natürlich auch der Boden blau/grün unterlegt sein. Schwierigkeiten ergeben sich oft an den Kanten zwischen Wand und Boden. Ideal wäre ein runder Verlauf (Hohlkehle siehe Foto), damit sich hier keine Schatten bilden können. Dies ist oft mit einem Stoff leichter zu bewerkstelligen.

ideale Kantenlösung

Bei Einsatz von Stoff muss darauf geachtet werden, dass dieser möglichst glatt und gespannt ist, da die Schatten eines Faltenwurfes das Keyen erschweren würden. Sitzt eine Person z.B auf einem Sessel, so kann auch dieser mit einem Stoff abgedeckt werden.

Diverse Film - Ausstattungsfirmen ( http://www.rosco.com/, http://www.gerriets.at) bieten professionelle Blue/Greenbox Farben und Stoffe an.
Bei einem geringen Budget kann auch z.B. auf einen blauen Mollton zurückgegriffen werden. Wichtig ist, dass der Stoff möglichst wenig Licht reflektiert, er frei von Falten ist und die Nähte sich an keinen heiklen Position befinden. Der Vorteil von Stoff liegt darin, dass dieser öfter verwendet werden kann und die Lagerung auch in einer kleinen Studentenwohnungen möglich ist.
Auch Wandfarben aus dem "Heimwerkerbedarf" kann verwendet werden. Da diese aber nicht in einem reinen Blau oder Grün angeboten werden (hoher Grauanteil), muss man beim Keyen Komplikationen einplanen.


Bluebox aus blauem Packpapier

Spezial-Tool: Von der BBC wurde für das Keyen der virtuellen Studios das PlayHolo Set entwickelt. Dabei kommt statt der Hintergrundwand ein Vorhang mit kleinen Glaskugeln zum Einsatz, welche das Licht in die einfallende Richtung reflektieren. Auf der Kamera wird ein Ring mit grünen oder blauen Leuchtdioden angebracht, mit deren Hilfe der Hintergrund in der Kamera grün oder blau erscheint, während die Person im Vordergrund nicht beleuchtet wird. Mit Hilfe dieses Systems kann auch eine Aufnahme in einer schwach beleuchteten Bluebox gemacht werden (um z.B. die Person später vor einen dunklen Hintergrund zu montieren) und der Spilleffekt wird reduziert.

BELEUCHTUNG:

Die Schwierigkeit liegt darin, den Hintergrund möglichst gleichmäßig zu beleuchten, ohne auf eine dramatische Lichtsetzung des Vordergrundes verzichten zu müssen.
Weitere Details zur Beleuchtung finden Sie unter Gestalterische Hinweise zum Arbeiten in der Bluebox.

AUFNAHME MEDIUM:

Die Qualität der erstellten Matte hängt stark mit der Qualität der Kamera und des Aufnahmemediums zusammen. Die Art der Linse, die Sampelrate, die Auflösung und die Komprimierung sind entscheidende Faktoren für die Qualität eines Blue/Greenbox Shots.

Bei professionellen Bluebox Studio Produktionen kommen Studio Kameras oder EFP Kameras zum Einsatz, deren RGB oder R-Y B-Y Y Signal direkt an eine Ultimatte Box, oder einen Chromakeyer, ohne Komprimierung und Qualitätsverlust, gesendet werden kann. Kommen Videokameras zum Einsatz und wird in der Postproduction gekeyt, kann über SDI auf ein digitales Format, wie D1, D2, Digibeta oder DVCPro 50, aufgenommen werden. Die digitalen Videofiles werden dann in einer Compositing Software weiter bearbeitet. DigiBeta, DVCPro50 und D9 verfügen über dieselbe Samplerate, wie die unkomprimierten digitalen Formate, nämlich 4:2:2, welche auch für das Keyen ideal ist.

Natürlich kann auch mit einer "leistbaren" Kamera ein akzeptables Ergebnis erreicht werden. Man muss nur einen größeren Aufwand beim Keyen einplanen und seine Qualitätsansprüche etwas reduzieren.
DV Formate, wie miniDV, DVCam und DVCPro 25, verfügen nur über eine Samplerate von 4:1:1, was beim Keyen, vor allem bei Details, zu Problemen führen kann. Außerdem verfügen Ein-Chip Kameras oft nicht über die nötige Farbqualität. Wichtig ist, dass man, wenn genug Speicherplatz vorhanden ist, möglichst unkomprimiert digitalisiert und wenn nötig, das Material vor dem eigentlichen Keyen optimiert. Eine eventuelle Farbkorrektur sollte jedoch erst nach dem Keyen vorgenommen werden.