Plakatgestaltung

Für Plakate ist immer noch eine sehr konzentrierte Idee ausschlaggebend. Auf einem Folder hat man mehrere Seiten, um das grafische Konzept zu entwickeln, aber im Plakat muss auf einen Blick in einem Bild alles gesagt sein. Normalerweise ist es immer vorteilhaft, ein Hauptmotiv zu haben, das, Titel eingeschlossen, 80% der Fläche einnimmt. Die Detailinformation muss sich mit der restlichen Fläche begnügen. Die liest dann sowieso nur mehr der, den das Plakat insgesamt bereits angesprochen hat und der daran interessiert ist.

Es ist nicht vorteilhaft, viel Text auf einem Plakat zu haben. Nur das Nötigste ist optimal, Titel, Ort, Datum, Zeit und alle anderen Informationen sehr klein, fast in Lesegrößen von bis zu 20 Punkt. Es gibt viele Themen, die entweder so wenig greifbar und bildlich darstellbar, oder Veranstaltungen, die so breit gestreut sind, dass man als Bildmotiv für das Plakat fast abstrakt sein muss, weil das Thema bildlich zumindest in einem einprägsamen Motiv nicht erfassbar ist. In diesem Fall und auch für schnelle Lösungen kann man z.B. nur mit Schrift arbeiten. In einer Zeit, in der Digitalkameras zur Ausstattung jedes Hobbyfotografen geworden sind und die Inflation der Bilder noch stärker geworden ist, kann mit einem sorgfältig rein typografisch und formal gestalteten Plakat ein guter Aufmerksamkeitswert erzielt werden. Das soll nicht heißen, dass ein gutes Foto nicht auch wirkungsvoll sein kann, aber für ein Plakat ist Reduktion auf das Wesentliche angesagt und das kann eine Zeichnung oft besser leisten als ein Foto (oder ein Foto kombiniert mit einer Zeichnung, oder ein farbreduziertes flächiges Foto).

Bei allen Layouts ist zu beachten, dass ein perfekt komponiertes Foto meist gar nicht so vorteilhaft ist. Gerade auf einem Plakat soll der Titel groß draufstehen und um das zu ermöglichen, muss auf dem Foto ein formal leerer Fleck sein, den die Schrift besetzten kann. Man muss also im Zusammenhang des gesamten Layouts denken, ein asymmetrisches Foto wird durch die Überschrift erst perfekt. Ein halbleeres, langweiliges Foto kann durch eine geschickt plazierte Überschrift plötzlich interessant werden.

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Ein eindeutig erkennbares, formal starkes Motiv ist besser als eines mit vielen kleinen Einzelheiten, die auf den ersten Blick und Entfernung nicht zu erkennen und zu unterscheiden sind. Irritation, oder ein bildlicher Witz, sind hier auch nicht ausgeschlossen.

Bildvorlagen

Ein Digitalfoto so stark zu vergrößern, dass es für ein Plakat verwendet werden kann, kann auch ein qualitatives Problem sein. Ein 3,1-Megapixel-Foto reicht in bester Offsetdruckqualität nur zum Druck einer Postkarte, Vergrößerung darüber hinaus bedeutet entweder sichtbare Pixel, oder Unschärfe. Alternativ kann der Druckraster sehr grob gewählt werden.

Für Plakate ist aber trotzdem aufgrund des größeren Betrachtungsabstands oft ein Postkarten großes Foto ausreichend. Ein 3,1 Megapixel-Foto hat in 72 dpi 50x76 cm Größe, das ist eigentlich ein Viertel der normalen Offsetdruckauflösung (Bilder sind in 100% Darstellung am Bildschirm viermal so groß wie im Offsetdruck; am Bildschirm 72dpi und im Offsetdruck 300dpi). Nachdem ein Plakat meist aber in mehr als der vierfachen Entfernung einer Postkarte betrachtet wird, geht das schon notfalls.

Sicherung

Wer professionell arbeiten will, kommt auch um ein Backup nicht herum, die Sicherungskopie. Die Arbeit sollte täglich auf CD oder zumindest auf eine andere Festplatte oder einen zweiten Server gesichert werden. Obwohl Datenverluste verhältnismäßig selten sind, kann das sehr unangenehm sein, weil das immer im ganz falschen Augenblick passiert. Von QuarkXPress-Dateien, wie von allen Layout-Dateien (Freehand, Indesign, Illustrator), sollte man mehrmals täglich eine neue Version speichern, damit im Fall des Falles alte Entwürfe nicht unwiderruflich verloren sind. So praktisch Computer für die Arbeit sind, sie bleiben eigentlich doch dumme Kisten, und eine gewisse Vorsicht im Umgang mit ihnen ist geboten.

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Kopieren

Wie bei allen Drucksorten, besonders aber bei einem Plakat, sollte man sich gleich am Anfang Gedanken über das Format und die damit in Zusammenhang stehende Drucktechnik sowie die Auflage und die Kosten machen.

Offsetdruck
ist für Plakate eher erst über einer Stückzahl von mehreren hundert Exemplaren rentabel (außer die Kosten spielen keine Rolle). Kleinere Mengen kann man im Copyshop auf Tintenstrahldruckern und S/W-Plankopierern kostengünstiger anfertigen lassen. Daher empfiehlt es sich, für wenige Stück bis etwa 50 oder 100 Exemplare mit Kopien zu arbeiten. Normale Fotokopierer arbeiten mit bis zu A3, was man aber durchaus zu A2 zusammenstückeln kann. Bei der Gestaltung sollte man auf den Stoß (dort wo die zwei A3-Stücke zusammenstoßen) Rücksicht nehmen.

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Zwei A3-Stücke werden zu einem A2-Plakat zusammen geklebt.

Im Copyshop gibt es S/W-Kopierer auch für das Format A2, das noch recht preisgünstig ist. S/W-Formate bis A0 kann man mit dem Plankopierer machen, auf dem Architekten ihre Pläne kopieren. Alle diese S/W-Kopien kann man auch auf dem berüchtigten gelb/rosa/grünen Leuchtpapier machen lassen, die typischen billigen Konzert/Veranstaltungsplakate (die aber oft auch im Offsetdruck hergestellt werden). Aber auch dieses Klischee kann sinnvoll verfremdet verwenden:

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Schwarzer Druck auf gelbem Papier.

Wenn man druckt oder Farbkopiert, hat man mit Gelb als zweiter Farbe natürlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten, weil das Papierweiß miteinbezogen werden kann.

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Gelber und schwarzer Druck auf weißem Papier.

In den meisten Copyshops sollte man direkt von Computerdaten ausdrucken können, sonst muss man zuerst einen Ausdruck machen und von diesem kopieren. Als Datenformat ist PDF meist am besten geeignet. Aber auch hier ist es immer gut, vorher einmal nachzufragen, um nachher böse Überraschungen und ungewollte Verzögerungen zu vermeiden. Auch wenn im Normalfall Kopien sofort gemacht werden, kann es schon mal länger dauern!

Offsetdruck

Im Offsetdruck sind Auflagen unter 1000 Stück im Normalfall nicht rentabel, aber auch hier gibt es Ausnahmen und Sonderangebote. Da die Rohbogenformate zum Teil größer sind als die Din-Formate (10 cm), kann man oft mehr Platz nutzen als A2 oder A1. Auf diesen abfallenden (weggeschnittenen) Rändern befinden sich die Euroskala-Farbstreifen zur Qualitätskontrolle des Druckes. Die Druckmaschine braucht einen sogenannten Greiferrand zum Transport des Bogens mit der feuchten Farbe in der Druckmaschine.

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Greiferrand

Formate

Die meisten Druckereien haben Druckmaschinen entweder für das Druckbogenformat 50x70cm, oder (die größeren Druckereien) für 70x100cm. Mögliche Endformate daraus betragen etwa 46x66cm oder 66x94cm, also etwas größer als DinA2=42x59,4cm und A1=59,4x84,1cm. Größere Formate sind nicht möglich und kleinere Formate, die den Bogen nicht ausnützen (und auch nicht mehrmals gut Platz haben), sind unnötig teuer. Plakatwände etwa bestehen aus 8, 16 oder 24 Bogen, normalerweise zusammengestückelt aus 4, 8 oder 12 bedruckten Doppelbogen.

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Plakatwand mit 24 Bogen

Um ein ungewöhnliches Format zu erreichen, kann man zum Beispiel das Druckbogenformat der Länge nach teilen und zwei (auch unterschiedliche) Plakate auf einem Bogen nebeneinander drucken lassen (das halbiert allerdings die Auflage). Für kleine Auflagen kann man auch Plakat und Folder kombinieren, also auf der Vorderseite ein Bildmotiv mit den wichtigsten Daten und auf der Rückseite alle Detailinformationen, um dann einen Teil der Auflage ungefaltet (plano) zu lassen, um zu plakatieren und den Rest als Folder zu falten und zu verschicken. Dadurch erhöht sich die Auflage ein wenig beziehungsweise der Druck des Plakates in einer kleinen Auflage wird von den Kosten her überhaupt ermöglicht, indem Plakat und Folder dasselbe sind.

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Wenn ein kleines Format gedruckt wird, besteht auch die Möglichkeit, einen Rapport (eben wie ein Fliesenmuster kachelbar) in den Entwurf miteinzubeziehen, ein Muster, das sich wiederholt wie auf einer Tapete, oder ein Motiv, das man beispielsweise auch auf den Kopf stellen kann, und so weiter (oder beides, wie bei dem Beispiel unten). Die Idee muss ja immer Hand in Hand gehen mit der technischen Ausführung und den Kosten.

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Eines der schönsten und effizientesten Plakate, das ich jemals gesehen habe, war einfach auf ein A3-Stück mit Ziegelmuster vorbedruckter Tapete draufkopiert, was sehr gut passte, weil das Veranstaltungsgebäude (in dem das Poster auch hing) mit Klinkerziegeln verkleidet war.

Das genaue, nutzbare, bedruckbare Format am besten auch unter Rücksprache mit der Druckerei festlegen. Man faltet ein leeres Blatt Papier nach seinen Vorstellungen und geht damit in die Druckerei fragen, ob und wie groß so etwas möglich ist. Die Druckmaschine benötigt einen Greiferrand für den Papiertransport, der Drucker braucht Farbskalen zur Druckkontrolle sowie Beschnittzeichen, die am Bogenrand mitgedruckt (und dann normalerweise weggeschnitten) werden.

Schmuck- oder Sonderfarben

Viele Druckereien haben keine Ein- oder Zwei-Farben-Druckmaschinen mehr, trotzdem ist natürlich S/W oder einfärbig bunter Druck billiger als vierfärbiger Druck, weil weniger Filme/Druckplatten gemacht werden müssen und die Druckmaschine nicht so lange eingestellt werden muss. Häufig wird als Kompromiss zwischen Kosten und Farbe mit einer bunten Farbe (meist als Schmuck- oder Sonderfarbe bezeichnet) und Schwarz gedruckt. Zum Beispiel müssen Leuchtfarben oder Gold immer als eigene Farbe gedruckt werden, aber eine Schmuckfarbe kann jede Farbe sein, Orange, Grün, Ocker, Dunkelblau. (Das richtig metallisch glänzende Gold auf Verpackungen ist aber keine Schmuckfarbe, sondern wird mit einem speziellen Prägedruckverfahren hergestellt.)

Schmuckfarben können wesentlich intensiver und leuchtkräftiger sein, als die Entsprechung im cmyk-Vierfarbendruck. Deshalb wird bei einer heiklen Firmenfarbe zusätzlich zum Vierfarbendruck noch eine Schmuckfarbe verwendet, damit das Firmenlogo immer gut aussieht (das Lila von Milka etc.). Auch Verpackungen, oder Plastiktragetaschen werden oft (zum Teil auch wegen der gröberen Drucktechniken auf Karton und Kunststoff) in Schmuckfarben gedruckt.

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Das Drucken mit Schwarz und einer bunten Farbe ist auch meist nicht mehr so viel billiger, als vierfärbig zu drucken, wie noch vor wenigen Jahren, weil fast keine Druckerei noch eine Zwei-Farben-Druckmaschine hat, auf der solche Aufträge am Rentabelsten hergestellt werden konnten. Am Verbreitesten sind HKS-Farben, Pantone-Farben sind wesentlich teuerer und darüberhinaus meist nicht so lichtecht und werden von den Druckereien nicht immer gekauft, sondern oft einfach nachgemischt. RAL-Farben finden eher bei Lacken und Wandfarben Verwendung und werden im Offsetdruck ebenfalls nachgemischt. Prinzipiell kann man natürlich auch ein Stück Buntpapier als Farbmuster verwenden. Bei Nachdruck von alten Drucksorten wird die Farbe nach einem Exemplar des Vorgängers nachgemischt.

Am besten es ist auf jeden Fall immer beim Beginn des Auflagendrucks anwesend zu sein und die Schmuckfarbe zu kontrollieren, nicht zuletzt deswegen, weil die Farbe auf jedem Papier anders aussieht und im nassen Offsetdruck (gewollte) Farbschwankungen von 40% mühelos möglich sind! Als Beispiel kann man Schwarz für die Rückseite einer Postkarte im Druck ganz hell fahren (drucken) lassen und so den Eindruck von Dunkelgrau erwecken, um die Kosten für den Farbwechsel zu sparen.

Plakatierung

Wie auf allem, was gedruckt wird, muss irgendwo der Verantwortliche Urherber ersichtlich sein. Die Kosten der Plakatierung durch die entsprechenden Firmen sollten auch einkalkuliert werden, irgendwo schwarz zu plakatieren, ist verboten und kann zu empfindlichen Geldstrafen führen! (Und ein anonymes Plakat ohne Veranstaltungsort ist ja doch eher wertlos).