Die Geschichte des Bewegtbildes

Während der Film bereits Anfang des 20. Jahrhunderts seine ersten großen öffentlichen Erfolge feierte, dauerte die Entwicklung der Fernseh- und Videotechnik bis Mitte der 30er Jahre, bevor dann z.B. in Deutschland der erste regelmäßige Fernsehdienst (um 1935) eröffnet wurde.
Mit der Erfindung der Fotografie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1839, z.B. durch Louis Daguerre, Niepce und Talbot) und deren materialtechnische Weiterentwicklung bis hin zum ersten flexiblen Rollfilm (1888) wurde die Basis für die Aufzeichnung und Wiedergabe von Phasenbildern einer Bewegung geschaffen.

Ebenfalls schon in den ersten Jahrzehnten des 19.Jahrhunderts wurde intensiv an der Darstellung von Bewegungsabläufen mit Hilfe des Stroboskop-Effektes gearbeitet. Dieser Effekt, auch als Nachbildwirkung des menschlichen Auges beschrieben, soll schon in der Antike entdeckt worden sein: Das menschliche Auge nimmt eine rasche Bildfolge als Bewegung wahr. Ab einer Bildfolge von etwa 15 Bildern/Sekunde können so Abfolgen von einzelne Phasenbilder eine relativ flüssige Bewegung darstellen. 1833 wurde ein Patent für die Stroboskopischen Scheiben des Österreichers Prof. Simon Stampfer (1790-1864) erteilt. Dabei handelte es sich um eine rotierende Scheibe die mit einzelnen Phasenbildern einer Bewegung bemalt war und durch ebenfalls rotierende Sehschlitze betrachtet wurde. Für den Betrachter entstand so die Illusion eines Bewegungsablaufs und für die Geschichtsschreiber einer der ersten Animationsfilme.
Die Weiterentwicklung dieses Systems in Form einer rotierenden Trommel nannte man Zoetrop.

Ebenfalls ein Österreicher, Franz von Uchatius, präsentierte 1853 eine Kombination aus Laterna Magica (Vorläufer des Diaprojektors aus dem 17.Jhdt.) und der Stampfer'schen Scheibe und zeigte so die erste Form einer Bewegtbild-Projektion.


Chronophotographie
Mit Hilfe von speziellen Aufnahmegeräten gelang es 1872 dem Engländer Eadweard J. Muybridge (1830-1904) Reihenfotos, also die ersten "echten" Phasenbilder einer Bewegung aufzunehmen. Auch der deutsche Erfinder Ottomar Anschütz (1846-1907) arbeitete zur selben Zeit an ähnlichen Bewegungsstudien und entwickelte 1883 den Schlitzverschluss, mit dem sehr kurze Belichtungszeiten von bis zu 1/1000 sec. möglich wurden.
Zur Wiedergabe der Bewegungsabläufe entwickelte Muybridge das Zoopraxiskop (1879), mit dem er die Bildsequenzen projizieren konnte. Anschütz verwendete zur Präsentation einen Guckkasten mit rotierender Bildtrommel, den "Schnellseher".
Etienne-Jules Marey (1830-1904), aus Frankreich, war 1888 einer der ersten, die bei der Aufnahme der Bilder anstelle von festen Bildplatten einen Filmstreifen verwendete und konnte so bis zu 60 Einzelbilder pro Sekunde belichten. In Kooperation mit Muybridge entwickelte er 1882 die sogenannte fotografische Flinte (photographic gun), einen Vorläufer der tragbaren Filmkamera.

Kino
Der Amerikaner Thomas Alva Edison (1847-1931) schloss an diese Entwicklungen an und ließ sich perforierte Zelluloidfilmstreifen anfertigen, um einen kontinuierlichen Transport des Films bei Aufnahme und Wiedergabe zu gewährleisten.
Die Franzosen Louis-Jean und Auguste Lumières entwickelten ebenfalls Aufnahmegeräte und Projektoren nach diesen Prinzipien und präsentierten ihre Filme erstmals am 28. Dezember 1895 im Grande Café in Paris vor zahlendem Publikum. Dieses Ereignis sollte als die erste Kinovorführung in die Geschichte eingehen, obwohl schon im November desselben Jahres die Brüder Skladanowski in Berlin mit ihrem "Bioskop" öffentlich auf Leinwand projizierten.

Wichtigste konzeptionelle Grundlagen wurden also für Film- und Fernsehtechnik gleichermaßen die Experimente mit der Aufnahme und Wiedergabe von Bewegtbildsequenzen.
Der Film erfreute sich schon zur Jahrhundertwende großer Beliebtheit und galt als Publikumsmagnet, 1910 gab es in Amerika bereits mehr als 10.000 Kinos (Nickelodeons) mit einer geschätzten Besucherzahl von über 26 Millionen pro Woche. Das Vorführen von kurzen Filmchen, ohne Schnitte und ohne Wechsel der Einstellungen von Tänzerinnen, Zauberkunststücken und dokumentarischen Aufnahmen galt vorerst als große Attraktion, doch nach und nach verlor sich die bloße Faszination an der Technik der bewegten Bilder und die Nachfrage nach Dramaturgie, Inszenierung und szenischen Werken wurde größer.
Der Franzose George Méliès (1861-1938), ein professioneller Magier drehte bereits 1902 seinen vierhundertsten Film. "A Trip to the Moon" (nach einem Roman von Jules Verne) hatte schon die beachtliche Länge von 14 Minuten. Méliès war bekannt für seine aufwendigen Dekors und Inszenierungen.
In Amerika entwickelte Edwin Porter (1870-1941) zwischen 1902 und 1906 verschiedene Schnitt- und Erzähltechniken im Forschungslabor von Edison und veränderte damit die Filmproduktion nachhaltig. Sein Film "The great Train Robbery" wurde 1902 zum großen Triumph. Er hatte dabei die schon bei "The Life of an American Fireman" entwickelte Parallelmontage und Close-up's verwendet, allerdings wurden die Szenen nach wie vor in einzelnen Einstellungen gedreht.
Weitere Meilensteine folgten mit dem Einsatz des Tonfilmes ab 1927 ("The Jazz Singer" Warner Bros) und der Entwicklung des Farbfilmes (ab den 30er Jahren).
Bemerkenswert ist hierbei, dass sich der Farbfilm nur sehr langsam durchsetzen und damit die bis dahin übliche Praxis des Handcolorierens ablösen konnte. Die Zuschauer reagierten offensichtlich sehr sensibel auf die Abweichungen und Fehler, die durch die noch wenig ausgereiften Farbfilmmaterialien entstanden. Trotzdem wurden schon vor 1932 etwa achtzig Filme in Technicolor gedreht. Aus verschiedenen Gründen kam der tatsächliche Durchbruch für den Farbfilm erst in den 50er Jahren, als es galt der mächtigen Konkurrenz des Fernsehens etwas Neues entgegenzusetzen.

Details siehe unter Geschichte der Animation