Einführung

Videobilder werden am Computer als RGB-Grafiken erzeugt und bearbeitet. Um diese Bilder auf einem analogen Video- oder Fernsehmonitor darstellen zu können, müssen die RGB-Informationen in Signale umgewandelt werden. Diese Umwandlung ist die Aufgabe einer Videokarte mit analogen Ausgängen.
Analoge Monitore haben bestimmte Einschränkungen: Grundsätzlich können nur Signale wiedergegeben werden, die den Fernsehnormen entsprechen (Grundlage TV-Normen). Innerhalb dieser Normen sind auch maximale Farbpegel festgelegt, um die Farben störungsfrei darstellen und übertragen zu können. Diese Pegel werden aber von vielen Computer-Videosystemen nicht automatisch korrigiert und müssen deshalb schon in der Produktion berücksichtigt werden.
Zu hohe Farbsättigung und/oder zu starke Kontraste führen bei der Darstellung zu Störungen auf dem Bildschirm. In der Fachsprache wird das als Videoüberpegel bezeichnet, der dann entsteht, wenn der Chromapegel einen Wert von 1,23 Volt beim FBAS-Signal überschreitet. Für den maximalen Luminanzpegel gilt eine Grenze von 0,7 Volt.
Zusätzlich zu den Störungen auf dem Bildschirm wird auch die Aufzeichnung auf Magnetband (MAZ) beeinträchtigt. Hohe Kontraste (z.B. an Kanten zwischen Schwarz und Weiß) können auch zu Tonstörungen führen, dem sogenannten "Intercarrier Brumm".

Die Bezeichnung "sendefähige Farben" kommt natürlich aus dem Bereich der TV-Produktion. Die Einschränkungen beziehen sich aber nicht nur auf Sendematerial, sondern wie oben dargestellt auch auf alle anderen Bereiche, wo Video auf analogen Fernseh- oder Videomonitoren dargestellt bzw. auf Magnetband aufgezeichnet werden soll. In der Fachsprache werden zu stark gesättigte Farben als Illegal Colours bezeichnet.

Um sicherzustellen, dass Videosignale normkonform sind, werden diese in professionellen Studios mit einem speziellen Oszilloskop gemessen und geprüft. Steht ein solches Gerät nicht zur Verfügung, muss man sich entweder auf entsprechende Software zur Überprüfung verlassen, oder man wendet spezielle Filter an, die "illegale" Bereiche anzeigen und bei Bedarf auch korrigieren können.

Praxis / sendefähige Farben in Adobe After Effects

Worauf muss man bei der Farbwahl achten ?

Stark gesättigte Farben sollten vermieden werden. Einzelne R-, G- oder B-Werte, die nahe an der 255-Marke liegen, bedeuten hohe Frequenzen, die außerhalb des sendefähigen Bereiches liegen.
Ein reines Rot mit R:255 G:0 und B:0 z.B. ist völlig tabu !

Ebenso sollte man auf starke Schwarz-Weiß-Kontraste verzichten. Generell sollte man kein reines Weiß (R:255 G:255 B:255) in Grafiken und Texten verwenden. Ein helles Grau mit einem Wert von R:235 G:235 B:235 ist hier die bessere Wahl.


Wie kann man die Sendefähigkeit der Farben überprüfen und gewährleisten ?

In der Videotechnik verwendet man zum Überprüfen des Signals das Oszilloskop. Das ist ein Messgerät, das die Spannung eines Signals über einen bestimmten Zeitverlauf visuell darstellen kann.
Einige Videobearbeitungsprogramme (Premiere Pro, FCP4) bieten Tools zur Darstellung der Signalwerte an:

Ausgangsmaterial ist ein Farbverlauf, der in Photoshop erstellt wurde und über jede Menge illegaler Eigenschaften verfügt:

In der Vectorscope-Darstellung von PremierePro wird die Farbsättigung der verschiedenen Farbbereiche grafisch dargestellt. Je weiter die blaue Linie vom Mittelpunkt des Kreises entfernt liegt, desto stärker ist die Sättigung. Im Idealfall sollte die Linie immer innerhalb des Kreises liegen. Ein Schwarz-Weiß-Bild würde hier nur einen Punkt ergeben.


Vectorscope-Darstellung in Adobe PremierePro

In der Waveform-Anzeige von PremierePro ist die grafische Darstellung so ähnlich wie bei einem einfachen Oszilloskop: Der Signalverlauf eines horizontalen Bildquerschnittes mit den Luminanz-Pegelwerten auf der vertikalen Achse. Die Signalpegel werden hier nach IRE gemessen.
Die sicheren Werte liegen zwischen 7,5 IRE für Schwarz und 100 IRE* für Weiß.
Der Maximalwert für ein sendefähiges Signal liegt für PAL bei 110.
*IRE: Abk. für: Institute of Radio Engineers

Beim Beispielbild ist deutlich zu erkennen, dass die maximale Signalamplitude wesentlich über und unter den erforderlichen Werten liegt:


Waveform-Darstellung in Adobe PremierePro

After Effects verfügt über keine Signaldarstellung – es gibt aber einen Effekt mit der Bezeichnung „Sendefähige Farben“, der ermöglicht, die Luminanz- und Sättigungswerte einer Grafik oder eines Clips zu reduzieren, um einen sicheren Wert zu gewährleisten. Zusätzlich ermöglicht dieser Effekt eine einfache Kontrolle über unsichere Bildbereiche.

Effekt: Video > Sendefähige Farben. Hier stellt man die Videonorm auf PAL und die Methode auf „Unsichere Auskeyen“ – damit werden Farbbereiche die eine zu hohe Frequenz erzeugen ausgekeyt. – Werden also bei diesem Test Bildbereiche entfernt, so beinhalten diese nicht sendefähige Farbanteile und müssen geändert werden.
Leider berücksichtigt dieses Werkzeug nicht die Problematik starker Schwarz-Weiß-Kontraste.

Die Reduzierung der Farb-Sättigung bewirkt eine stärkere Bildveränderung, um den selben IRE-Wert wie mit der Luminanzreduktion zu erreichen.

In den folgenden Beispielen wird gezeigt, wie stark die notwendigen Änderungen im Bezug auf Luminanz bzw. Sättigung sein müssen, um einen in Photoshop erzeugten Farbverlauf auf sichere Werte einzustellen:


Reduktion der Luminanz


Reduktion der Sättigung / Rollover Bild


Unsichere auskeyen

Am Beispiel eines radialen Rot-Blau-Verlaufs wird gezeigt bis zu welchem Bereich ein gesättigtes Rot als unsicher gilt:


Unsichere auskeyen / Rollover Bild

Ergänzende und vertiefende Module