Die Problematik

Sieht man sich nun das Bildseitenverhältnis der neuen Norm genauer an, so stellt man fest, dass es von der analogen Norm abweicht, da die Breite verändert wurde, während die Bildhöhe gleich geblieben ist.
Unverändert bleibt aber die Technik der analogen Fernsehgeräte - und um die nun schmäleren digitalen Bilder auf einem Fernseher korrekt darstellen zu können, müssen diese bei der Umwandlung in ein analoges Signal um einen bestimmten Faktor (Aspect Ratio) horizontal angepasst werden, um wieder ein korrektes Bild-Seitenverhältnis von 4:3 herzustellen. Bei dieser Anpassung werden die einzelnen Pixel verformt und erscheinen dann nicht mehr quadratisch, also non-square. Aufgrund der Anpassung werden natürlich auch die Bildinhalte in ihrer Geometrie verändert: Ein Kreis der mit Hilfe eines Grafikprogramms erstellt wurde und auf dem PC-Monitor rund dargestellt wird, wird auf einem Videomonitor zur Ellipse:

Beispiel: Bildquelle Grafikprogramm
PC-Monitor Darstellung Fernsehmonitor-Darstellung (Simulation)


Umgekehrt werden analoge Videobilder bei der Digitalisierung schmäler. Das heisst, dass die Videobilder sobald sie auf einem digitalen Medium gespeichert werden eigentlich schmäler sind, als sie auf einem Videomonitor oder Fernsehgerät dargestellt werden.
Solange man bei der Produktion nur mit Videomaterial in entsprechenden Videoprogrammen arbeitet, ist dieser Umstand nicht von Bedeutung, da die digitalen Bildinhalte zwar schmäler erscheinen, aber auf einem externen Videomonitor korrekt dargestellt werden. Nimmt man ein Standbild des Videos, speichert es in einem gewöhnlichen Bildformat und öffnet dieses in einem Bildbearbeitungsprogramm (z.B. Photoshop), so wird das Bild auf dem PC-Monitor entsprechend schmäler dargestellt:

Beispiel: Bildquelle digitales Video
Fernsehmonitor-Darstellung (Simulation) PC-Monitor Darstellung Bildbearbeitungsprogramm


Arbeitet man also ausschliesslich mit Videomaterial, und verwendet dabei die korrekten Einstellungen in den Videoprogrammen, die dafür sorgen, dass das Material korrekt interpretiert wird, so ist auch der Vorgang der Ausgabe auf einen analogen Video- oder Fernsehmonitor völlig unproblematisch, da hierbei die ursprüngliche Geometrie des Videomaterials unverändert bleibt.
Komplizierter wird es, wenn Material eingefügt werden soll, das nicht aus einer Videoumgebung stammt und z.B. in einem 3D-Programm oder einer Bildbearbeitungssoftware erzeugt wird oder wenn einzelne Bilder mit einer nicht-videospezifischen Software bearbeitet werden sollen.
Für diese Fälle gibt es die Möglichkeit der Interpretation von Materialien die in einem Videoprogramm verarbeitet werden sollen:

In den meisten Videoprogrammen wird unter dem Begriff DV oder D1-PAL die Pixel-Seitenverhältnis-Interpretation für digitales PAL-Video angeboten oder als Grundeinstellung für die DV-Bearbeitung vorgegeben.
Der verwendete Faktor beträgt in den meisten Fällen ungefähr 1,067.
Leider ist hier aber einigen Software-Herstellern ein Berechnungsfehler unterlaufen und die Korrektur mit diesem Faktor ist nicht wirklich korrekt:
Der Faktor 1,067 resultiert aus der Annahme, dass 720 Pixel auf einer Breite von ursprünglich 768 Bildpunkten dargestellt werden.
Das Verhältnis von 768:720 entspricht 1,067:1.

Tatsächlich ist es so, dass die 768 Bildpunkte des alten Standards innerhalb von 52µs aufgebaut werden. Für die 720 Pixel ist aber, wie oben beschrieben ein Zeitfenster von ~53,34µs notwendig. Somit ist die Korrektur um den Faktor 1,067 unkorrekt, da man für die Errechnung des Faktors nur zwei Bildbreiten-Werte heranziehen kann, die innerhalb des selben Zeitfensters abgetastet oder aufgebaut werden.
Geht man von einem Zeitfenster von 52µs aus, so muss man sich auf 702 Pixel beziehen und das Verhältnis lautet korrekt: 768:702. Aus dieser Berechnung ergibt sich ein Faktor von 1,094.