Grundprinzip: Erklärung, was bei dem Prozess eigentlich passiert

Wie im Grundlagenmodul TV-Normen genauer beschrieben, unterscheiden sich die beiden verbreitetsten TV-Normen sowohl in der Bildwechselfrequenz, als auch in der Zeilenanzahl, der Einzelbildgröße und im Chrominanz-Signal. Geräte einer bestimmten Norm sind auf diese Gegebenheiten genau abgestimmt. Zwar können viele neuere TV-Geräte, Videorecorder und DVD-Player PAL und NTSC Normen wiedergeben* - die Vervielfältigung oder Nachbearbeitung des Videomaterials ist damit nicht möglich. Diese Wiedergabe-Kompatibilität bezieht sich in erster Linie auf den Consumer-Bereich (VHS-Videorecorder) - möchte man z.B. ein Video bei einer Ausstellung in hoher Qualität wiedergeben (DVCAM, Betacam SP, Digibeta, etc.) so stehen meist keine entsprechenden Geräte einer "fremden" Norm zur Verfügung oder sind zumindest sehr schwierig zu beschaffen. Hier ist es notwendig eine Normenwandlung durchzuführen oder eine Alternative in Betracht zu ziehen: Die einfachste Möglichkeit bietet hier die DVD, da die meisten neueren DVD-Player sowohl NTSC als auch PAL wiedergeben können und auch die Vervielfältigung keine großen Pobleme bereitet.
Schwieriger gestaltet sich das Problem, wenn eine DVD als Alternative nicht in Frage kommt, oder wenn Normen-fremdes Material, das man auf Videoband bekommt, bearbeitet werden soll - z.B. in ein Schnittprojekt integriert wird.

Bei der Normenwandlung wird die Bildrate angepasst, die Bildgröße skaliert und die Chrominanz verändert: von NTSC nach PAL müssen die Einzelbilder/Sekunde von 29,97 auf 25 reduziert werden und bei analogem Signal von 640x480 Px Bildgröße von NTSC auf 768x576 Px für PAL hochskaliert werden, bei digitalem Video ist der Unterschied in der Auflösung nicht mehr so groß (NTSC: 720x480, PAL 720x576).
Naturgemäß funktioniert die umgekehrte Wandlung etwas komplizierter, da von PAL nach NTSC zusätzliche Bilder generiert werden müssen, was die Bildqualität stark beeinträchtigen kann.

Eine Normenwandlung ist immer mit Qualitätseinbußen verbunden, wobei die Wandlung von NTSC nach PAL grundsätzlich einfacher ist, aber aufgrund der notwendigen Skalierung je nach Bildmaterial auch zu sichtbaren Artefakten und Bildfehlern führen kann. PAL nach NTSC ist technisch schwieriger und führt vor allem durch die unterschiedlichen Bildraten zu Problemen. Diese Faktoren müssen im Vorfeld einer Produktion immer berücksichtigt werden.

* Nicht zu verwechseln ist die Normenwandlung mit der bloßen Wiedergabe eines NTSC-Bandes auf einem Videogerät (Kamera, Player, Recorder) das die so genannte NTSC-PB (Playback) Funktion unterstützt. Viele VHS Videorecorder und auch Mini-DV-Kameras bieten diese Option an. Dabei wird das NTSC-Bildmaterial hochskaliert und entsprechende Fernsehgeräte können die erhöhte Anzahl der Einzelbilder (29,97 fps) ohne Probleme wiedergeben. Dieser Standard wird dann als PAL60 oder PAL(M) bezeichnet, also ein Pal-Format mit ca. 60 Halbbildern pro Sekunde.
Dieses Signal kann aber von gewöhnlichen PAL-Videorecordern oder auch DV-Kameras mit Videoeingang nicht aufgezeichnet werden. Auch die meisten Firewire-Karten können dieses Signal nicht interpretieren (einzige mir bekannte Ausnahme war die FAST DV.now, eine Firewire-Videokarte, die über einen PAL(M)-Modus verfügt hat - diese Karte wird aber nicht mehr hergestellt).