Allgemeines

Anaglyphen kombinieren zwei stereoskopische Halbbilder zu einem Bild. Die Trennung der Halbbilder geschieht hier durch Komplementärfarben. Ein Bild wird meist nur auf den roten Kanal gelegt; das andere Bild beinhaltet den grünen und den blauen Kanal. Betrachtet wird das Ergebnis anschließend durch eine Rot-Grün oder eine Rot-Blau Brille. Durch das rote Glas sieht man nur das rote Bild und durch das blaue Glas das blaue Bild. Diese beiden unterschiedlichen Bilder werden im Hirn wieder zu einem zusammengefügt, wobei die Unterschiede in perspektivische Information umgerechnet wird.

Die nachfolgenden Kapitel beschäftigen sich detaillierter mit den unterschiedlichen Anaglyphen. Prinzipiell ist darauf zu achten, dass die Filterfarben nicht im Bild vorkommen. Eine rote Rose für ein Farbanaglyphenbild aufzubereiten ist daher wenig sinnvoll, da keine zwei gleichwertigen Farbanteile existieren. Hier sollte man das Bild eher in Graustufen konvertieren.

Diese Methode wird sehr häufig eingesetzt und ist vor allem bei Print-Medien beliebt. Nachteile sind einerseits der Verlust der Farbinformationen und andererseits die Tatsache, dass die Brillen speziell ans Ausgabemedium angepasst werden müssen, um das Auftreten von Geisterbildern tunlichst zu vermeiden. Geisterbilder entstehen, wenn die Spektren nicht ganz genau gefiltert werden und Teile eines Bildes für das eine Auge auch mit dam anderen Auge noch ganz leicht wahrnehmbar sind. Diese Geisterbilder irritieren und erschweren die räumliche Wahrnehmung.

Zu beachten ist, dass gerade die Darstellung am Bildschirm die Farben oft unterschiedlich darstellt. Falls eine korrekte Wahrnehmung durch eine Anaglyphenbrille nicht möglich ist, empfiehlt es sich, die Bildschirmeinstellungen anzupassen. Bei professionellen Anwendungen werden dir Brillen zumeist an das Ausgabegerät angepasst, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Für die private Anwendung sind standardisierte Brillen jedoch in der Regel ausreichend.

Bild zum Testen von Anaglyphenbrillen
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Farbananaglyphenbilder (Color Anaglyph)

Diese Darstellungsform behält Farbinformationen zumindest großteils bei. Die verwendeten Farben sind Rot und Türkis (Cyan). Allerdings decken die roten Folien Grünanteile oft nicht vollständig ab. Daher kann es passieren, dass das linke Auge auch Bilder für das rechte Auge erhält. Dieser Effekt der Geisterbilder tritt bei Farbanaglyphen häufiger und stärker auf als bei allen anderen Arten von Anaglyphen.

Farbanaglyphen lassen sich leicht selbst erstellen. Man kopiert dazu den roten Kanal des linken Bildes und den blauen und grünen Kanal des rechten Bildes in ein neues Bild. Wichtig ist dabei, dass die Bilder richtig zueinander positioniert wurden. Mehr Informationen zur Montage von Bildern sind unter Grundlagen der Stereoskopie zu finden.

Farb - Anaglyphenbild
Farb - Anaglyphenbild

Graue Anaglyphenbilder (Rot-Türkis-Anaglyphenbilder, Grey Anaglyph)

Wie bei den Farbanaglyphen werden für das linke Bild der rote und für das rechte Bild der blaue und der grüne Kanal verwendet. Im Gegensatz zu den Farbanaglyphen wird dabei jedoch nicht der jeweilige ursprüngliche Kanal verwendet. Die beiden Bilder werden zuerst in Graustufenbilder konvertiert, sodass nur die Informationen zur Helligkeit für die Erstellung des Anaglyphenbildes verwendet werden. Das hat den Vorteil, dass auch rote oder türkise Elemente dargestellt werden können. Allerdings geht die Farbinformation bei dieser Darstellungsweise verloren und auch Geisterbilder können nach wie vor auftreten. Grundsätzlich hat diese Methode den Vorteil, dass diese Bilder mit Rot-Türkis-Brillen ebenso funktionieren wie mit Rot-Grün-Brillen oder Rot-Blau Brillen.

Graues Anaglyphenbild
Rot-Türkis - Anaglyphenbild

Echte Anaglyphenbilder (Rot-Blau-Anaglyphenbilder, True Anaglyph)

Im Gegensatz zu den vorher erwähnten Rot-Türkis-Anaglyphenbildern wird hier der grüne Kanal nicht verwendet. Dadurch wird das Bild zwar um einiges dunkler, allerdings grenzen sich die Farbspektren besser voneinander ab, sodass die Wahrscheinlichkeit von Geisterbildern minimiert wird und der räumliche Eindruck am besten zustande kommt. Dieses Bild lässt sich durch eine Rot-Blau oder eine Rot-Türkis - Brille betrachten.

Rot-Blau - Anaglyphenbild
Rot-Blau - Anaglyphenbild

Rot-Grün-Anaglyphenbilder

Rot-Grün - Anaglyphen werden hier nur der Vollständigkeit halber aufgeführt. Sie funktionieren im Prinzip wie die Rot-Blau - Anaglyphen, nur das statt des blauen der grüne Kanal verwendet wird. Allerdings hat die Reduktion um einen Kanal hier keinen Sinn, da die Problematik der Geisterbilder gerade durch den grünen Kanal entsteht. Möchte man aufgrund der Dunkelheit des Bildes kein Rot-Blau Bild verwenden und nimmt Geisterbilder in Kauf, dann empfiehlt es sich, gleich ein Rot-Türkis - Bild zu verwenden, da Grau zumeist angenehmer und natürlicher empfunden wird als dieses Grün.

Rot-Grün - Anaglyphenbild
Rot-Grün - Anaglyphenbild

ChromaDepth-Verfahren

In diesem Verfahren erfolgt sie farbliche Trennung durch eine Spektralverschiebung. In eine Klarsichtfolie eingearbeitete Minilinsen verschieben das Spektrum leicht. Somit erhalten beide Augen ein farbiges Bild, wobei ein Auge durch eine normale Klarsichtfolie und das andere Auge durch eine Spezialfolie sieht. Während Rot normalerweise eine Wellenlänge von 650-690 nm besitzt, kann hier beispielsweise das eine Auge die Wellenlängen 650-670 nm sehen, das andere die Wellenlängen von 670-690 nm. Diese Zahlen sind nur fiktiv und dienen nur der Erklärung des Prinzips. Jedenfalls entstehen dadurch wirkliche farbige 3D-Bilder ohne die ganzen Nachteile der anderen Verfahren. Es muss auch kein spezielles Licht verwendet werden, wie das bei Polfilterbrillen der Fall ist (siehe Aktive und passive Stereoskopie). Allerdings sind diese Folien teuer und die Bilder nur schwierig zu produzieren, sodass dieses Verfahren mehr in den experimentellen Bereich zu zählen ist, als dass es tatsächlich verwendet würde.

Module, die für die Durchführung vorausgesetzt werden