Für 3-dimensionales Sehen (Stereoskopie) sind normalerweise Hilfsmittel wie verschiedenste Brillen, stereoskopische Betrachter oder headmounted Displays erforderlich. Allerdings gibt es auch stereoskopische Bilder, die ohne derartige Hilfsmittel betrachtet werden können. In diesem Fall spricht man von Autostereoskopie.
Doch wenn stereoskopisches Sehen durch das Sehen zweier verschiedener Bilder ermöglicht wird, wie kann das dann ohne Hilfsmittel funktionieren? Dazu gibt es verschiedene Ansätze, die im Folgenden beschrieben werden sollen. Einerseits ist es möglich, autostereoskopische Displays zu benutzen, andererseits können spezielle Blicktechniken angewandt werden, nämlich der Parallelblick und der Kreuzblick. Diese Blicktechniken erfordern einiges an Übung, sind aber für fast alle Menschen erlernbar. Allerdings sollte man ein wenig Geduld dafür besitzen. Bis man zum ersten Mal gestochen scharf 3-dimensional sehen kann, dauert es zumeist einige Zeit. Aber dann wird es immer leichter, sodass man mit einiger Übung dann 3D-Bilder auf Anhieb betrachten kann.
Die beiden Bilder werden nebeneinander angezeigt und der Betrachter muss versuchen, das linke Bild mit dem linken Auge und das rechte Bild mit dem rechten Auge zu betrachten (man sieht also parallel nach vorne). Dies kann erreicht werden, indem man versucht, durch das Bild hindurch in die Ferne zu sehen. Bei einer Betrachtung am Computer kann man auch versuchen, sich auf sein Spiegelbild im Bildschirm zu konzentrieren. Darüber hinaus kann es am Anfang sehr hilfreich sein, ein Blatt Papier oder einen Karton zu Hilfe zu nehmen. Diesen hält man im rechten Winkel zum Bild als Trennwand zwischen die beiden Halbbilder. Anschließend positioniert man den Kopf so, dass dieses Papier oder dieser Karton auch eine Trennwand zwischen den beiden Augen darstellt. Somit gerät man nicht mehr in Versuchung, sich auf beide Bilder zu konzentrieren und es fällt leichter, "hindurchzusehen".
Zuerst beginnen die beiden Bilder zu verschwimmen und sie scheinen teilweise ineinander zu gleiten. Nun sucht man sich einen Punkt in der Mitte des Bildes (in diesem Beispiel ist der Ventilator zwischen den Monitoren am besten geeignet) und versucht, die beiden Bilder so nahe ineinander verschwimmen zu lassen, bis sich die Ventilatoren der beiden Bilder überlagern. Plötzlich wird das Bild gestochen scharf und 3-dimensional! Es erfordert besonders am Anfang einige Übung, aber das Resultat ist verblüffend. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Anmerkung: Wenn die Bilder verschwimmen, werden je nach Abstand zwei oder vier Bilder wahrgenommen. Diese beiden, bzw. bei vier Bildern die mittleren müssen sich in diesem Fall überlagern. Somit erhält man drei Bilder, von denen das mittlere 3-dimensional ist.
Parallelblick
Der Nachteil des Parallelblicks besteht darin, dass die Bildgröße durch den Augenabstand begrenzt ist. Prinzipiell sollten Halbbilder für den Parallelblick nicht breiter als 6,5 bis 10 cm sein. Mit etwas Training und bei größerem Abstand des Betrachters sind auch etwas größere Bilder möglich, aber man sollte dennoch diese Beschränkungen einhalten, da es ansonsten für die Augen sehr unangenehm ist und gerade bei weniger geübten Personen zumeist gar nicht mehr funktioniert. Am Bildschirm empfiehlt sich in diesem Fall eine Verkleinerung der Bilder (je kleiner, desto leichter geht es).
Die Herstellung geeigneter Bilder ist verhältnismäßig einfach: Die beiden Bilder werden so, wie sie geschossen wurden, nebeneinander angezeigt.
Interessant anzuwenden ist der Parallelblick auch bei Fehlersuchrätseln. Auch hier kann man die beiden Bilder verschmelzen lassen. Man erhält zwar kein 3-dimensionales Bild, aber man weiß, dass sich an jenen Stellen, die unscharf erscheinen, die Fehler befinden.
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit stellen Stereogramme dar, auch als "Magic-Eye" - Phänomene bezeichnet.
Hier ein Beispiel
Im Gegensatz zum Parallelblick ist der Kreuzblick nicht auf maximale Bildbreiten beschränkt. Dafür ist die Technik etwas komplizierter und erzeugt bei manchen Menschen auf Dauer Kopfschmerzen. Ziel dieser Blicktechnik ist es, mit dem rechten Auge das linke Bild zu sehen und umgekehrt. Dazu ist es nötig zu schielen (oder "überkreuzt zu sehen", daher der Name).
Eine Möglichkeit, um den Kreuzblick zu erlernen:
Der Daumen wird zwischen die beiden Halbbilder gelegt und mit den Augen (Entfernung: ca. 50 cm) anvisiert. Nun bewegt man den Daumen langsam in Richtung der Augen. Konzentriert man sich dabei nach wie vor auf den Daumen, beginnen die Bilder im Hintergrund zu verschwimmen. Hat man die richtige Entfernung erreicht, überlagern sich die Bilder im Hintergrund wieder (die mittleren beiden der 4 verschwommenen Bilder) und werden auf einmal scharf und 3-dimensional. Nun kann man den Daumen nach unten wegziehen. Wichtig ist dabei, nach wie vor zu schielen und die Augen auf einen virtuellen Punkt zwischen Nase und Bild zu fixieren.
Man kann aber auch versuchen, so lange verschieden stark zu schielen, bis sich die verschwimmenden Bilder überlagern und scharf und 3-dimensional werden.
Einfach mal ausprobieren:
Kreuzblick
Erstellt werden diese Bilder wieder durch zwei nebeneinander gestellte Halbbilder. Nur sind diese im Gegensatz zum Parallelblick seitenverkehrt angeordnet. Interessant zu beobachten ist, dass beim Kreuzblick das 3-dimensionale Bild erheblich kleiner erscheint, als es eigentlich ist. Dafür fallen die grundlegenden Beschränkungen der Bildbreiten weg, wodurch sich dieser Nachteil wieder ausgleicht. Welche Blicktechnik bevorzugt wird und als leichter zu erlernen empfunden wird, ist von Person zu Person unterschiedlich.