Allgemeines

Einer der wichtigsten, wenn nicht überhaupt die stilprägendste Anwendung der elektronischen Klangerzeugung ist die elektronische Rhythmuserzeugung bzw. die elektronische Perkussion. Elektronische (analoge oder digitale) Perkussion bedeutet, dass die natürlichen Perkussionsinstrumente Trommeln, Becken, Handclap und Cowbell künstlich erzeugt werden.

Perkussionsklänge entstehen durch einmalige Anregung des Instruments (Anschlag der Trommel) und sie enden nach dem Ausschwingen dieses Instruments wieder. Für die elektronische Nachbildung solcher Klänge genügt meist eine zweistufige Hüllkurve. Die Attack-Zeit wird meist kurz gewählt, um einen gezielten, kurzen Anschlag zu erzielen, mit dem Decay Regler steuert man den Lautstärkenpegel des Klangs. Da die meisten perkussiven Klänge einen hohen Geräuschanteil haben, wird in der elektronischen Erzeugung viel mit Rauschen, das durch geeignete Filterung geformt wird, gearbeitet. Dadurch lassen sich beispielsweise HiHat Klänge erzeugen.

Zwei Geräte sind untrennbar mit der Entwicklung der elektronischen Musik der späten 80er und 90er Jahre verbunden – die Roland TR-808 und TR-909 Rhythmusmaschinen, die beide auf die Grundvarianten analoger Perkussion aufbauen:

Resonierende Filter und eine VCO/VCA-Kombination.

Drums - Resonierende Filter beim Roland TR-808

Bei einem Roland TR-808 Drumcomputer werden die kurzen Schläge einer Trommel durch ein resonierendes Filter erzeugt. Sie besteht dabei aus zwei Klangteilen – aus einem nachschwingenden Filter und einem Rauschanteil.


Abb.: Kurve einer TR-808 Bassdrum

Klangbeispiel: typischer Basstrommel-Sound der TR-808

Drums - Oszillator bei der TR-909

Anstelle des resonierenden Filters wird beim Roland TR-909 Drumcomputer ein Sinus-Oszillator verwendet. Das Ausgangssignal wird in einem hüllkurvengesteuerten VCA in der Lautstärke moduliert. Im Unterschied zum TR-808 klingt die BassDrum einer TR-909 druckvoller und ähnelt stärker echten, druckvollen Trommeln.


Klangbeispiel: Trommel einer Jomox Xbase 09 (TR-909 Klon)
Der Vorteil zur TR-808 ist die Möglichkeit, die Tonhöhe des Sinustones beliebig zu stimmen und zu modulieren.


Klangbeispiel: Variation in der Tonhöhe bei Bassdrums

Perkussion durch Rauschen

Rauschen hat an perkussiven Klangelementen einen hohen Anteil. Für die einzelnen Instrumente wird das Rauschen entweder gefiltert – etwa um das typische „Rascheln“ einer Snare Drum zu simulieren – oder als einzige Klangquelle genutzt, z.B. bei Claps oder „Noise“ Elemente der Rhythmusmaschine. Bei der TR-808 wird das Rauschen analog erzeugt, während die TR-909 digitales Rauschen verwendet.

Analoges vs. Digitales Rauschen

Rauschen ist eine Klangquelle, die sämtliche Frequenzen des Hörbereichs gleichzeitig zur Verfügung stellt. Im analogen Bereich unterscheidet man zwischen weißem und rosa Rauschen.

Weißes Rauschen: enthält pro gleichem Frequenzabstand immer die gleiche Energie.
Rosa Rauschen: enthält pro gleichem Tonhöhenabstand die gleiche Energie.

Das digitale Rauschen wird erzeugt, indem der Inhalt eines Speichers zufällig ausgegeben wird. Im Gegensatz zum analogen Rauschen gibt es bei der digitalen Variante eine maximale Frequenz, die der Taktfrequenz der Impulserzeugung entspricht.

Oszillatorrauschen der TR-808

Die speziellen Becken- bzw. HiHatklänge der Roland TR-808 werden durch spezielle, nicht harmonisch schwingende Oszillatoren erzeugt. Durch spezielle Filterung und Verstärkung entsteht eine charakteristische 808 HiHat.

Handclaps künstlich erzeugt

Die Simulation von klatschenden Händen ist ein anspruchsvolle Übung in der elektronischen Klangerzeugung. Die Grundlage bildet ein weißes Rauschen, gefiltert um die richtige Klangfarbe zu haben, das durch einen VCA geschickt wird. Am Ende sorgen spezielle Hüllkurven dafür, dass das Ganze nach Klatschen klingt.


Klangbeispiel: Clap einer Xbase 09 ..

... und einer TR-808