Grundkonzepte und Funktionen

Die Compositingsystem unterscheiden sich außerdem wesentlich in ihrem Funktionsumfang. Zu den wichtigsten Grundfunktionen von Compositingprogrammen gehören:

1.Datenimport und Datenerzeugung:
In jeder Compositingsoftware können intern Elemente, wie Farbflächen, Texte, Partikel, u.s.w., erstellt werden. Das Grundkonzept jeder Compositingsoftware ist aber das Kombinieren und Bearbeiten von importiertem Footage Material. Es können deshalb meist alle gängigen Bild, Sound und Videofiles, in unterschiedlicher Komprimierung und Auflösung, importiert werden. Der exakte Umfang der importierbaren Dateiformaten und Vidoecodecs variieren je nach Software und Hardware. Einige Programme bieten auch die Möglichkeit direkt vom Videotape zu digitalisieren.

2. Layer / Multilayering
Das Kombinieren von einzelnen Schichten (Layer/Ebenen) von Videobildern oder anderen Elementen, um ein gemeinsames Ausgabesignal zu erzeugen. Dieser Prozess wird auch Multilayering genannt. Auf die Layer werden dann oft noch Basistechniken, wie Skalierung, Transformation, Rotation und Transparenz, angewendet.

3. Animation / Keyframes
Alle Systeme bieten die Möglichkeit, Parameter (z.B. Größe, Position, Effektparameter) über die Zeit zu verändern. Diese Animationen werden durch das Setzen von so genannten Keyframes an ausgewählten Zeitpositionen erreicht. Zwischen diesen Keyframes werden die Werte dann interpoliert. Die Interpolation kann meistens noch im Keyframe- oder Kurveneditor bearbeitet werden.

3. Effekte
Auf die einzelne Layer, oder auch auf mehrere gleichzeitig, können Effekte (oft auch Filter oder Operator genannt) gelegt werden, mit denen diese dann bearbeitet werden. Diese sind zum Beispiel Bildbearbeitungs oder Verzerrungseffekte. Jedes Programm hat eine Reihe von mitgelieferten Effekten, oft kann deren Umfang mittels Plug-Ins noch erweitert werden.

4. Keying
Unter Keying versteht man das Ausstanzen von farbigen Hintergründen aus einem Videobild, um es mit einem oder mehreren anderen Layern zu kombinieren.

5. Masken und Transparenz
Es gibt, neben dem Importierten von Alphakanälen oder dem Keying, auch noch verschiedene andere Methoden, um Ebenen ganz oder teilweise transparent zu machen. Neben der generellen Transparenzfunktion gibt es häufig noch verschiedene Ebenen-Blend-Modi, die Bilder auf unterschiedlichste Weise zusammenzurechnen (z.B. multiplizieren, addieren). Die meisten Programme bieten auch noch die Möglichkeit der Erstellung einer animierbaren Vektor (bzw. Spline) Maske, die man als "Garbage Matte" bezeichnet.

6. Farbkorrektur (Color Grading)
Bei der Farbkorrektur wird das gesamte Bild (primäre Farbkorrektur), oder nur ein bestimmter Teil, oder ein bestimmter Farbereich (sekundäre Farbkorrektur) farblich verändert, bearbeitet. Das kann z.B. dazu dienen, eine missglückte Aufnahme farblich an andere anzupassen, oder aber auch um einen bestimmten grafischen Look herzustellen.

Beispiel für Color Grading auf der Software "lustre" von Discreet.

7.Painting
Mittels Painting kann, wie bei einem Grafikprogramm, auf einem Einzelbild gemalt oder retuschiert werden. Damit können zum Beispiel störende Elemente, wie Kabel oder Gerüste, eliminiert, oder eine Videosequenz Frame für Frame freigestellt werden, wenn dieses mittels Keying nicht möglich war (=> Rotoscoping).

Paintfunktion im After Effects

8. Tracking, Motion Tracking, Stabilisierung
Mit der Trackingfunktion können eine oder mehrere markante Punkte im Bild markiert und über die Zeit verfolgt werden. Die damit gewonnene Information lässt sich z.B dazu verwenden, Objekte in die Szene einzufügen und automatisch mitbewegen zu lassen. Diese Funktion lässt sich je nach Implementierung ebenso dazu verwenden, eine verwackelte Kameraaufnahme zu stabilisieren.

9. Warping und Morphing
Warpingfunktionen ermöglichen es, Bereiche eines Bildes zu verformen oder zu deformieren. Warpingfunktion bilden auch die Basis für Morphing, bei der mittels animierten Warpings zwischen zwei Bildern oder Bildsequenzen ein flüssiger Übergang geschaffen wird.

10.Expressions
Mittels Expressions kann man Animationen als Prozedur ohne Keyframes erstellen, indem man Beziehungen zwischen Eigenschaften mittels einer einfachen Scriptprogrammiersprache definiert. Auch die Erstellung von Animationen durch den Einsatz einfacher, oder auch komplexer mathematischer Funktionen ist damit möglich.

11. 3D Compositing
Bei 3D Compostingsystemen können Ebenen nicht nur übereinander gelegt werden, sondern sie können frei in einem dreidimensionalen Raum platziert werden. Zusätzlich können Lichtquellen, Kameras und Materialeigenschaften definiert werden. Einige Highendsysteme bieten auch die Möglichkeit, 3D-Modelle zu importieren.

3D Compositing im Afeter Effects

12. Partikelsysteme
Mittels Partikel können Effekte, wie Rauch, Regen, oder Feuer, simuliert, aber auch interessante grafische Effekte erzeugt werden. Partikel sind prozedurale Objekte, die nicht mittels Keyframes, sondern durch vorgegebene Rahmenbedingungen oder Expressions animiert werden. Es gibt sowohl 2D- als auch 3D-Partikelsysteme.

Partikel generiert in Illusion3D

13.Audiofunktionen
Neben den Videobearbeitungsfunktionen bieten fast alle Compositingsysteme auch Audiofunktionen. Diese variieren im Umfang recht stark, können aber selten an die Audiofunktionen eines Videoschnittprogrammes heranreichen.

14.Editingfunktionen
Die meisten Compositing Programme bieten auch Funktionen an, die das Schneiden von Videomaterial ermöglichen. Da jedoch fast nur die High-End-Systeme in Echtzeit arbeiten, ist es sinnvoller, den Schnitt in einer speziellen Editingsoftware vorzunehmen.

15. Rendering / Output
Die erstellten Kompositionen werden in der Regel auf eine einzelne neue Videosequenz zusammengerechnet. Der Vorgang wird Rendering genannt und kann sehr zeitintensiv sein. Deshalb bieten viele Programme Netzwerkrendering an, bei dem mehrere Rechner gleichzeitig am Erstellen des Outputs mitrechnen können.
Jedes Programm bietet auch verschiedene Outputformate, je nach gewünschtem Endmedium, an. Mit einigen Systeme (meistens die Hardwarebasierenden) ist es auch möglich, direkt auf Videotape rauszuspielen.