Geschichte der Animation - Die wichtigsten Entwicklungsschritte ab 1900

Nach der Erfindung der Filmkamera werden Anfang des 20 Jahrhunderts div. Tricktechniken wie Stop Motion, Phasentrick oder Rotoskoping erfunden. Durch weitere elektronische Entwicklungen entstehen ab 1950 die ersten Computeranimationen. Technische Errungenschaften und gestalterische Meilensteine wechseln einander ab. Am Anfang der Animationsentwicklung sind die technischen Erfinder meist auch die kreativen Umsetzer der Animationen. Die Filmemacher, die die Möglichkeit haben, mit der neuen Technik zu experimentieren, sind gleichzeitig technische Erfinder und Animationsproduzenten. Meliés, ein Trickpionier der ersten Stunde, entdeckt durch experimentellen Umgang bereits eine Unmenge an Tricktechniken. Nebenbei definiert er aber auch Science Fiction als Genre. Mit dem Digitalisierungsprozess ist generell eine Trennung zwischen Technik und Gestaltung festzustellen. Animationshäuser wie Pixar oder Disney trennen Technik (Technical Director) und Gestaltung (Art Director). Die neuen Errungenschaften werden meist von Mathematikern oder Physikern wie Blinn, Catmull oder Phong formuliert. Oftmals entstehen aus gestalterischen Vorhaben technische Erneuerungen wie z.B. 1983 Revers bei dem Film "DER ZORN DES KAHN" / Star Trek / Lukas Film. Reevers muss die Aufgabe lösen, einen mondähnlichen Planeten durch Morphing zum erblühen zu bringen. Seine damaligen Überlegungen enden bei der Erfindung der Partikelsysteme. Viele Animateure oder auch Animationshäuser entwickeln neue Animationsstile. Disney prägt seit Anbeginn den Phasentrick, Ray Harryhausen etabliert Stop Motion in den 50er Jahren und die Aardman Studios definieren in den 80ern einen neuen Animationsstil mit Plastilin. Tex Avery, bekannt für seine extremen Animationsverformungen, stellt sich mit seinem übertriebenen Stil bewusst gegen die Arbeiten der Disney-Produktionen.

Die folgende Auflistung zeigt punktuell wichtige technische Errungenschaften und gestalterische Meilensteine in der Geschichte der Animation. Die Liste kann in keinsterweise den Anspruch auf Vollständigkeit erfüllen.

1895
  • Stop-Motion: Alfred Clark entdeckt vermutlich als erster, dass durch das Anhalten der Kamera Trickeffekte erzielt werden können. Er verwendet in Edisons Film "THE EXECUTION OF MARY, QUEEN OF SCOTS" eine Puppe für die Szene, in der Mary gehängt wird und gilt somit als Erfinder des Stopp-Tricks.
ab
1895
  • George Méliès ist der Trickpionier. Im Gegensatz zu den Gebrüdern Lumière, die dokumentarisch arbeiten, beschäftigt sich Méliès mit Illusionen und fantastischen Elementen. Er gilt als der Begründer des Fiktionalen Filmes. Er verwendet bereits um 1900 viele Filmtricks wie Stoptrick, Split-screen-Verfahren, Mehrfachbelichtungen, Matte-Effekte, Miniaturaufnahmen, Zeitlupe und Zeitraffer. 1902 dreht er seinen bekanntesten Film <Le Voyage dans la Lune> (Reise zum Mond), der als erster Sciencfiction-Film in die Geschichte eingeht.
1900
  • James Stuart Blackton (1875 -1941) erzeugt in dem Film "THE ENCHANTED DRAWING" bewegte Karikaturen. Er stopppt die Kamera und verändert die Zeichnung. Dabei handelt es sich um eine Vorstufe der Animation, bei der allerdings noch nicht kontinuirlich Frame by Frame modifizeirt wird.
1906
  • Zeichentrick: Blacktons berühmteste Produktion ist "HUMOROUS PHASES OF FUNNY FACES". Er zeichnet div. Portraits nach dem Frame by Frame-Prinzip. Die Zeichnung steht im Vordergrund, nur die Hand des Künstlers ist auf dem Film zu sehen. Der Film geht als erster Zeichentrick in die Geschichte ein.
1907
  • Erster Legetrick: Blacktons nächster Film "THE HAUNTED HOTEL". Es werden starre Objekte animiert.
1908
  • Emile Cohl, ein französischer Karikaturist und Photograph kommt 1907 zum Film und geht 1910 in die USA. Bis 1923 produziert er über 250 Filme. Es entstehen Zeichentrickfilme und Experimente mit Puppen und Gegenständen, wie z. B. mit Streichhölzern und Scherenschnitten.
1911
  • Winsor McCay erstellt den Zeichentrickfilm "LITTLE NEMO".
1913
  • Otto Messmer(1892-1985) der spätere Animator von "FELIX THE CAT" beginnt seine Arbeit.
1914
  • "GERTI THE DINOSAUR" von Winsor McCay gilt als Meilenstein für Charakteranimation. Dieser Film wird bereits im Theater vor einem größeren Publikum präsentiert.
1914/15
  • Earl Hurd patentiert den Phasentrick (Cel Process). Diese Technik revolutioniert den Zeichentrick: Verschiedene Zelluloid-Bilder werden in verschiedenen Schichten übereinander gelegt. Bewegte Bildteile können vor statischen Bildteilen wie z.B. einem Hintergrund vorbeigezogen werden. Diese Optimierung ermöglicht größere Zeichentrickproduktionen.
1915
  • Max Fleischer erfindet das Rotoskopie-Verfahren. Mit dem Rotoskop können Realfilm-Szenen in gezeichnete Animationen umgewandelt werden. Rotoscoping: Über einen Umlenkspiegel wird eine Realaufnahme auf eine Mattscheibe eines Tricktischs projiziert. Die Bewegungen können Bild für Bild nachgezeichnet und auf die zu animierende Figur übertragen werden.
1917
  • Willis O'Brien produziert "THE DINOSAUR AND THE MISSING LINK", einer der ersten Clay-Animation-Filme.
1919
  • "FELIX THE CAT" (Otto Messmer) Eine in schwarz-weiße gezeichnete Vorläuferfigur von Mickey Mouse. Die Figur wird ab 1922 für Paramount's newsreel Screen Magazine produziert. Die Animationen werden später mit Musik nachbearbeitet.
ab 1923
  • Tonfilm
1925
  • Willis O'Brien produziert die Stop-Motion-Animation "THE LOST WORLD". Es werden starre und verformbare Objekte animiert und er mischt Live-Aktion und Stop Motion Aufnahmen hintereinander.
1926
  • Cut-Out-Animation: Lotte Reinigers Animationsfilm " DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED" ist der erste Scherenschnitttrick in Spielfilmlänge.
  • 16 mm Film wird erfunden.
1928
  • Walt Disney gründet das Disney-Unternehmen. "STEAMBOAT WILLIE" von Walt Disney ist der erste gezeichnete Tonfilm, der ein kommerzieller Erfolg wird.
1932
  • dreifarbige Technicolor-Verfahren: Disney sichert sich für "FLOWERS AND TREES" die Exklusiv-Rechte für diese Technik. Durch den Einsatz von Rotoskoping und Phasentrick verschafft er dem Zeichentrick den Durchbruch.
ab 1933
  • Studios wie MGM - Metro Goldwyn Mayer, Warner Bros. oder Disney produzieren Zeichentrickfilme.
  • Willis O´Brein produziert seinen letzten revolutionären Film "KING KONG". Er gilt als Mentor von Ray Harryhausen.
1937
  • Disney - "SNOW WHITE AND THE SEVEN DWARFS" ist der erster Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge. Die Bewegung der Tänzerin Marge Champion wird durch das Rotoskopverfahren auf die Zeichentrickfigur Schneewitchen übertragen.
ab 1945
  • Die Entwicklung von "Whirlwind Computer", der die erste Computeranimation berechnen wird, startet am MIT.
1945
  • UPA (United Productions of America) wird von scheidenden Disneyanimatoren gegründet.
1946
  • Compositing: Walt Disney produziert "SONG OF THE SOUTH", eine Kombination aus Zeichentrick und Realfilm.
1948
  • Jirí Trnka - Puppentrick aus Tschechien: Der aus dem heutigen Tschechien stammende Jirí Trnka animiert "THE EMPERORS NIGHTENFALE" - ein Puppentrick in Spielfilmlänge. In Tschechien entsteht eine Stop-Motion-Bewegung.
ab 1950
  • Animation und vor allem Zeichentrick erobern das Fernsehen. Werbung zählt zu den bevorzugten Anwendungsbereichen.
1951
  • Die erste Computeranimation wird am MIT auf dem ersten Echtzeit-Digitalrechner der Welt, dem Whirlwind-Computer generiert.
1953
  • Farbfernsehen (NTSC) wird in den USA eingeführt.
1958
  • Ray Harryhausen, der in den 50er und 60er Jahren Meilensteine wie "JASON AND THE ARGONAUTS" oder "SINDBAD AND THE EYE OF THE TIGER" umsetzt, entwickelt eine neue Technick für Stop Motion: Dynamation: Eine Split-Screen-Technik, die die Kombination aus Realfilm und Stop Motion Animation ermöglicht.
1961
  • Edvard Zajac, Forscher an den Bell Laboratorien, erstellt den ersten computeranimierten Film auf einem IBM 7090. Der Film ist vier Minuten lang und veranschaulicht die Bewegung und Eigendrehung eines Satelliten.
  • Spacewars: Erstes Videospiel wird von Steve Russell am MIT entwickelt
1963
  • Mouse als Eingabegerät wird entwickelt.
1970
  • Pierre Bézier, ein Ingenieur bei Renault, entwickelt die Bézier-Kurve.
1972
  • Gründung des Britischen Animationsfimstudios Aardman Animations LTD. Animateure wie Peter Lord und Nick Park definieren die Clay-Animation neu.
1974
  • Ed Catmull entwickelt den z-buffer-Algorythmus.
  • Bill Gates gründet Microsoft.
1975
  • Bui-Toung Phong entwickelt das Phong shading
1976
  • Jim Blinn entwickelt Reflection / Enviroment Mapping.
  • Ed Catmull entwickelt eine "tweening" Software.
  • Steve Jobs and Steve Wozniak starten mit Apple.
1978
  • J. Blinn stellt Bump mapping vor.
1979
  • George Lucas gründet mit Ed Catmull, Ralph Guggenheim und Alvy Ray Smith Lucasfilm.
1981
  • Der Musikkanal MTV wird gegründet.
1982
  • Jim Clark gründet Silicon Graphics Inc. und beginnt mit der Entwicklung spezieller Workstations für den Grafik- und Animationsbereich.
  • AutoDesk wird gegründet und bringt AutoCAD auf den Markt.
  • Disney veröffentilcht "TRON": In diesem Fim sind 15 Minuten ausschließlich digital generiert. Weiters werden bereits digitale und reale Szenen miteinander kombiniert. Der Film geht als tricktechnischer Meilenstein und gleichzeitig als finanzieller Flop in die Filmgeschichte ein.
1983
  • Reevers entwickelt im Rahmen des Films "Der Zorn des Kahn" / Star Trek / Lukasfilm Particelsysteme.
  • Alias wird gegründet.
1984
  • Wavefront Technologies bringt das erste kommerzielle 3D-Animationspaket auf den Markt.
  • John Lasseter, ein Mitbegründer von Pixar, wechselt zu Lucasfilm.
1985
  • Pixar wird gegründet
1986
  • "LUXOR JR." von John Lasetter entsteht.
  • Softimage wird gegründet.
  • mental images, die Entwickler von "mental ray renderer", wird in Berlin gegründet
  • tiff- Format
1987
  • Dateiformate wie gif und jpg werden definiert
  • LucasArts wird gegründet
  • Adobe Illustrator
  • Side Effects Software, die später Houdini auf den Markt bringen, wird gegründet.
1989
  • Adobe Photoshop startet
1990
  • 3D Studio (AutoDesk), der Vorgänger von 3ds max, wird veröffentlicht.
1991
  • ILM produzieren Spezialeffekte für Terminator 2
  • mpeg
1992
  • OpenGL wird von SGI veröffentlicht
1993
  • Doom
  • Myst
  • Digital Domain wird gegründet.
1994
  • Linux 1.0
  • Microsoft kauft Softimage
  • VRML
1995
  • Pixar und Disney zeigen nach einer vierjährigen Produktionsphase das erste gemeinsame Werk: "TOY STORY" ist der erste vollständig am Computer animierte 3D-Film. Weitere gemeinsame Produktionen folgen.
  • Wavefront und Alias fusionieren.
  • DreamWorks wird gegründet.
1996
  • Die GIF-Animation erobert das Internet.
  • Macromedia Flash, ein vektorbasierendes 2D-Animationspaket, erscheint in der Version 1.0.
1998
  • Alias Wavefront Maya wird veröffentlicht.
  • Pixar / Disney produziert "A BUG´S LIFE"
  • ILM porduziert Spezialeffekte für "Abyss"
1999
  • Pixar: "TOY STORY II"
  • ILM: "STAR WARS EPISODE 1"
2000
  • Playstation 2
2001
  • Machinima: Mit Hilfe von Game-Engines erstellte Animationen. Setzt sich aus den Begriffen "machine", "cinema" und "animation" zusammen.
2003
  • aus Alias/Wavefront wird Alias
2005
  • Adobe kauft Macromedia
  • Autodesk kauft Alias
  • xbox 360

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