Die Geschichte der Animation entwickelte sich aus der frühen Filmgeschichte. Die vor der Entwicklung der Kinematographie erzeugten Bewegtbilder werden von den sogenannten präkinematischen Apparaten erzeugt. Sie bilden die Grundlage für Animation, Film und Videotechnik. Von der mit Kerzenlicht betriebenen Laterna Magica, über technisch sehr ausgereifte präkinematische Apparate, bis hin zur Erfindung des Kinematographen, legte die Geschichte des "Bewegten Bildes" einen weiten Weg zurück.
Präkinematische Apparate zeigen folgende gemeinsame Merkmale:
- Schleifen / Loops: die Animationen werden in Schleifen abgespielt. Die Apparate zeigen Bewegungsreihen von 12 bis zu 1000 Bildern.
- dynamische Bildrate: Die Apparate werden bis zur Erfindung des Kinetoscops mechanisch angetrieben. Geschwindigkeit und Beschleunigung ist interaktiv und individuell.
- die meisten Betrachtungsgeräte sind nur von einer Person durch Schlitze oder Gucklöcher zu bedienen.
- Werden Bewegungsapparate mit einer Magischen Laterne verknüpft, ist eine Projektion vor einem größeren Publikum möglich.
Die folgende Grundlage zeigt punktuell die wichtigsten Stationen der Geschichte der Animation. Die Erfinder und deren Apparate werden chronologisch aufgelistet:
Präkinematische Apparate - Naturwissenschaftliche Erkenntnisse
17 Jh |
Die Magische Laterne - Laterna Magica | 17 Jh Das genaue Datum und der Erfinder sind nicht bekannt. Verschiedene Wissenschaftler beschreiben im 17. Jahrhundert die Funktion: In einem dunklen Raum werden bemalte Glasplatten durch eine Sammellinse an die Wand projiziert. Um 1660 verbessert der holländische Physiker Christian Hygens die Laterna Magica. Er setzt zwischen Lichtquelle und Bildvorlage eine Kondensorlinse ein. Das Bild wird dadurch gleichmäßiger und heller ausgeleuchtet. Die Laterna Magica gilt als die Urform des modernen Diaprojektors.
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1824- 1833 |
Ab 1824 werden die wissenschafltichen Voraussetzungen für die "Bewegten Bilder" geschaffen:
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1825 |
Thaumatrop [gr.: thauma = Wunder; tropos = Wendung] |
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1832 |
Phenakistoscope (Lebensrad, Zauberschiebe, Stroboscope, Phantascope) [gr.: phenakizein = durch falsche Vorspiegelungen täuschen; skopeô = schauen, sehen]
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1834 |
Zoetrop (Wunder-, Schlitz-, Bildertrommel, Daedaleum) [gr.: zoe = Leben, tropo = wenden]
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1877 |
Praxinoscope [gr.: praxis = tun, handeln; skopeô = schauen, sehen]
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1868 |
Das Abblätterbuch (Daumenkino, Folioscope, Kineoscop, Kleinkinoscop, Taschenkinematograph) [ engl. = Flip-book] |
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ab 1870 |
Chronophotographie [gr.: chrono = Zeit] |
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1879 |
Zoopraxiscope [gr.: zoo = Leben; praxis = tun, anwenden; skopeô = schauen, sehen] |
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1895 |
Mutoscope (Veränderungsseher, Stummseher, Kinora) [gr.lat.: muto = stumm; skopeô = schauen, sehen]
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1894 |
Kinetoscop [gr.: kiné = Bewegung ; skopeô = schauen, sehen] |
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1882 |
Der elektrische Schnellseher Auch Ottomar Anschütz baut in den Jahren 1882-1887 die ersten elektronische Betrachtungsapparate. Diese sogenannten elektronischen, stroboskopischen Schnellseher werden auch zum Geldeinwurfautomat (1891) weiterentwickelt.
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1895 |
Das Bioskop Gemeinsam mit seinem Bruder Emil, stellt Max Skladanowsky 1895 das Bioskop vor. Es ähnelt dem zuvor von Ottomar Anschütz erfundenem Doppelprojektor. Das weiterentwickelte Bioskop verwendet bereits Filmstreifen, die einem kurze Endlosbänder von bis zu 6 sekunden zeigen können. Da die Bilder noch unperforiert sind, kann kein gleichmäßiger Bildstand garantiert werden. Skladanowsky perforiert die Filmstreifen nachträglich. Seine Apparate sind dem Kinetoscop von Edison und dem Cinematograph der Brüder Lumière stark unterlegen. |
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1895 |
Cinématographe Die Geburtsstunde des Kinos: Die Gebrüder Louis und Auguste Lumière zeigen am 28.12.1898 ihre ersten projizierten Filme im Grand Café in Paris vor Publikum. Die Gebrüder Lumière gelten als Begründer des Dokumentarfilms. Sie zeigen Szenen, wie die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof von Ciotat, Arbeiter, die die Fabrik der Lumières verlassen oder die Familie von Auguste Lumière beim Frühstück.
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1889 |
Kinetograph [gr.: kiné = Bewegung; gráphein = schreiben, zeichnen] |
Geschichte der Animation - Die wichtigsten Entwicklungsschritte ab 1900
Nach der Erfindung der Filmkamera werden Anfang des 20 Jahrhunderts div. Tricktechniken wie Stop Motion, Phasentrick oder Rotoskoping erfunden. Durch weitere elektronische Entwicklungen entstehen ab 1950 die ersten Computeranimationen. Technische Errungenschaften und gestalterische Meilensteine wechseln einander ab. Am Anfang der Animationsentwicklung sind die technischen Erfinder meist auch die kreativen Umsetzer der Animationen. Die Filmemacher, die die Möglichkeit haben, mit der neuen Technik zu experimentieren, sind gleichzeitig technische Erfinder und Animationsproduzenten. Meliés, ein Trickpionier der ersten Stunde, entdeckt durch experimentellen Umgang bereits eine Unmenge an Tricktechniken. Nebenbei definiert er aber auch Science Fiction als Genre. Mit dem Digitalisierungsprozess ist generell eine Trennung zwischen Technik und Gestaltung festzustellen. Animationshäuser wie Pixar oder Disney trennen Technik (Technical Director) und Gestaltung (Art Director). Die neuen Errungenschaften werden meist von Mathematikern oder Physikern wie Blinn, Catmull oder Phong formuliert. Oftmals entstehen aus gestalterischen Vorhaben technische Erneuerungen wie z.B. 1983 Revers bei dem Film "DER ZORN DES KAHN" / Star Trek / Lukas Film. Reevers muss die Aufgabe lösen, einen mondähnlichen Planeten durch Morphing zum erblühen zu bringen. Seine damaligen Überlegungen enden bei der Erfindung der Partikelsysteme. Viele Animateure oder auch Animationshäuser entwickeln neue Animationsstile. Disney prägt seit Anbeginn den Phasentrick, Ray Harryhausen etabliert Stop Motion in den 50er Jahren und die Aardman Studios definieren in den 80ern einen neuen Animationsstil mit Plastilin. Tex Avery, bekannt für seine extremen Animationsverformungen, stellt sich mit seinem übertriebenen Stil bewusst gegen die Arbeiten der Disney-Produktionen.
Die folgende Auflistung zeigt punktuell wichtige technische Errungenschaften und gestalterische Meilensteine in der Geschichte der Animation. Die Liste kann in keinsterweise den Anspruch auf Vollständigkeit erfüllen.
1895 |
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ab 1895 |
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1900 |
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1906 |
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1907 |
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1908 |
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1911 |
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1913 |
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1914 |
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1914/15 |
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1915 |
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1917 |
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1919 |
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ab 1923 |
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1925 |
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1926 |
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1928 |
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1932 |
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ab 1933 |
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1937 |
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ab 1945 |
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1945 |
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1946 |
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1948 |
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ab 1950 |
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1951 |
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1953 |
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1958 |
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1961 |
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1963 |
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1970 |
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1972 |
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1974 |
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1975 |
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1976 |
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1978 |
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1979 |
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1981 |
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1982 |
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1983 |
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1984 |
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1985 |
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1986 |
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1987 |
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1989 |
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1990 |
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1991 |
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1992 |
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1993 |
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1994 |
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1995 |
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1996 |
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1998 |
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1999 |
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2000 |
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2001 |
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2003 |
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2005 |
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Literatur - Links - Bildnachweis / Geschichte der Animation
Literatur:
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Giesen, R. & Meglin, C. (2000). Künstliche Welten. Tricks, Special Effects und Computeranimationen im Film von den Anfängen bis Heute. Hamburg/Wien: Europa
Giesen, R.(2003). Lexikon des Trick- und Animationsfilms. Filme und Figuren, Serien und Künstler, Studios und Technik - Die große Welt der animierten Filme. Hamburg/Wien: Schwarzkopf & Schwarzkopf
Laybourne, K. (1998). New digital Edition – The animation Book. Los Angeles: Tree Rivers Press
Manthey, D. (1999). Making of.. Wie ein Film entsteht. Band 1. 2. Auflage. Hamburg: Rowohlt
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Manovich, L. (1999). Was
ist digitaler Film (12/12/05)
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rather incompete but still fascinating history of animation. (12/12/05)
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Toeplitz, J. (1992). Geschichte des Films. Band 1 1895-1928. Berlin: Henschel
Links:
Bildnachweis:
Abbildung 1, 3-9: medien.welten im Technisches Museum Wien