Vorbemerkung

Die Geschichte der Animation entwickelte sich aus der frühen Filmgeschichte. Die vor der Entwicklung der Kinematographie erzeugten Bewegtbilder werden von den sogenannten präkinematischen Apparaten erzeugt. Sie bilden die Grundlage für Animation, Film und Videotechnik. Von der mit Kerzenlicht betriebenen Laterna Magica, über technisch sehr ausgereifte präkinematische Apparate, bis hin zur Erfindung des Kinematographen, legte die Geschichte des "Bewegten Bildes" einen weiten Weg zurück.

Präkinematische Apparate zeigen folgende gemeinsame Merkmale:

  • Schleifen / Loops: die Animationen werden in Schleifen abgespielt. Die Apparate zeigen Bewegungsreihen von 12 bis zu 1000 Bildern.
  • dynamische Bildrate: Die Apparate werden bis zur Erfindung des Kinetoscops mechanisch angetrieben. Geschwindigkeit und Beschleunigung ist interaktiv und individuell.
  • die meisten Betrachtungsgeräte sind nur von einer Person durch Schlitze oder Gucklöcher zu bedienen.
  • Werden Bewegungsapparate mit einer Magischen Laterne verknüpft, ist eine Projektion vor einem größeren Publikum möglich.

Die folgende Grundlage zeigt punktuell die wichtigsten Stationen der Geschichte der Animation. Die Erfinder und deren Apparate werden chronologisch aufgelistet:

Präkinematische Apparate - Naturwissenschaftliche Erkenntnisse

17 Jh

Die Magische Laterne - Laterna Magica | 17 Jh

Das genaue Datum und der Erfinder sind nicht bekannt. Verschiedene Wissenschaftler beschreiben im 17. Jahrhundert die Funktion: In einem dunklen Raum werden bemalte Glasplatten durch eine Sammellinse an die Wand projiziert. Um 1660 verbessert der holländische Physiker Christian Hygens die Laterna Magica. Er setzt zwischen Lichtquelle und Bildvorlage eine Kondensorlinse ein. Das Bild wird dadurch gleichmäßiger und heller ausgeleuchtet. Die Laterna Magica gilt als die Urform des modernen Diaprojektors.

Abb. 1
Laterna Magica
Bildprojektor
Mitte 18. Jh.
Quelle: medien.welten im Technischen Museum Wien
Details zu Laterna Magica
1824-
1833

Ab 1824 werden die wissenschafltichen Voraussetzungen für die "Bewegten Bilder" geschaffen:
Der Wissenschaftler Peter Mark Roget (1799-1869) forscht über den menschlichen Wahrnehmungsapparat und veröffentlicht 1825 seine Erkenntnisse über die Trägheit des Auges. Er stellt fest, dass statische Bilder mit leichter Veränderung, die rasch hintereinander gezeigt werden, bewegt erscheinen. Er bezeichnet die Trägheit des Auges als "Persistence of Vision".
Entscheidende Erkenntnisse zur Wahrnehmung von Bewegung liefert Michael Faraday (1791-1867). Seine Arbeiten bilden die Grundlage für die Erfindung des sogenannten Lebensrades. Er entwickelt 1831 die Faradaysche Scheibe und formuliert damit den Stroboskopischen Effekt.

Abb. 2
Schematische Darstellung:
Faradaysche Scheibe von Michael Faraday, England 1831:

Eine flache Scheibe mit einer Einkerbung wird schnell gedreht. Der Betrachter blickt durch die Einkerbung hindurch. Die dahinterliegende Szene wird etwas dunkler, aber trotzdem wahrgenommen.
Details zu Persistence of Vision und Stroboskopische Effekt: Animation / Allgemein
1825

Thaumatrop

[gr.: thauma = Wunder; tropos = Wendung]
1825 präsentieren die Wissenschaftler John A. Paris und W. H. Fitton unabhängig von einander eine Zauberscheibe, das sogenannte Taumatrop. Dabei handelt es sich um eine Scheibe mit zwei komplementären Bildern auf jeder Seite (z. B. ein Vogel und ein Käfig). Die Scheibe ist an zwei Schnüren befestigt, an denen sie gedreht werden kann, sodass die beiden Darstellungen zu einem Bild verschmelzen und der Vogel im Käfig sitzt.

1832

Phenakistoscope (Lebensrad, Zauberschiebe, Stroboscope, Phantascope)

[gr.: phenakizein = durch falsche Vorspiegelungen täuschen; skopeô = schauen, sehen]
In den Jahren 1832/33 gelingt es unabhängig voneinander sowohl dem Österreicher Simon Stampfer (1792-1864), als auch dem Franzosen Joseph Plateau ( (1801-1883), ein Lebensrad (Bilderscheibe) zu konstruieren. Plateau nennt seine Erfindung Phantaskop. Stampfers Apparate werden als "optische Zauberscheiben" oder als "stroboskopische Scheiben" bezeichnet. Das Grundprinzip ist bei beiden Forschern ident: Die Scheibe wird am Rand (kreisförmig) bemalt. Am äußeren Rand befindet sich eine umlaufende Reihe von Sehschlitzen. Die Scheibe wird vor einem Spiegel gedreht. Durch die Sehschlitze entsteht der Eindruck, dass sich die aufgemalten Bilder bewegen. Das Lebensrad wird ab 1833 als optisches Spielzeug verkauft.

Abb. 3
Stroboscope
nach Simon Stampfer, Trendsensky Verlag
Wien, 1833
Quelle: medien.welten im Technisches Museum Wien
Detail zu Stroboscopische Scheiben
1834

Zoetrop (Wunder-, Schlitz-, Bildertrommel, Daedaleum)

[gr.: zoe = Leben, tropo = wenden]
Auch Daedaleum, Wundertrommel, Schlitztrommel oder Lebensdreher genannt. Angeregt durch die Erfindungen von Joseph Plateaus und Simon Stampfer veröffentlicht 1834 der Engländer William George Horner (1786-1837) den Artikel "On the Properties of the Daedaleum, a new Instrument of Optical Illusion". Dieser enthält eine ausführliche Beschreibung des Gerätes mit dem Namen Daedaleum:
Eine Trommel mit Schlitzen und einem Bildstreifen dreht sich um seine Achse. Bilder und Schlitze sind versetzt angebracht. Ähnlich wie bei der Faradayschen Scheibe werden die gegenüberliegenden Bilder durch Schlitze betrachtet. Die Bildstreifen, bestehend aus ca. 10-13 Bewegungsphasen sind austauschbar.

Abb. 4
Zoetrop "Les Images Vivantes"
Wundertrommel, Miracle drum
Pierre Desvignes, Paris, um 1880
Quelle: medien.welten im Technisches Museum Wien

1877

Praxinoscope

[gr.: praxis = tun, handeln; skopeô = schauen, sehen]
Emile Reynaud (1844-1918, F) patentiert 1877 ein optisches Theater, das Praxinoscope. Dieses Gerät ist eine Weiterentwicklung des Zoetrops. Dabei fallen die Sehschlitze weg und die Bilder werden durch Spiegeln betrachtet. Dadurch nimmt der Betrachter die Bilder nicht schräg durch Schlitze wahr, sondern durch mitgedrehte Spiegel. So können nicht nur Bilderstreifen, sondern auch dreidimensionale Objekte betrachtet werden. 1888 ersetzt Etienne-Jules Marey die Bilder durch Miniaturmodelle von fliegenden Möven.
Reynaud verbessert 1888 sein Praxinoskop zum Théâtre Optique, indem er eine Magische Laterne für die Projektion einsetzt. Dabei werden gezeichnete Glasbilder gedreht und projiziert. Es werden gemalte Folienbänder, die bereits gelocht sind, eingesetzt. Zum Abspielen und Aufrollen der Bildbänder dienen Spulen. Dadurch sind erstmals die Animationssequenzen nicht länger auf kurze zyklische Bewegungen begrenzt. Reynaud organisiert öffentliche Vorführungen, die als die ersten multimedialen Veranstaltungen verstanden werden können. Bei diesen "Pantomimes Lumineuses" werden handgezeichnete Einzelbildsequenzen bis zu 15 Minuten projiziert und mit Musik untermalt.


Abb. 5
Le Praxinoscope
Wundertrommel
Emile Reynaud, Paris, um 1890
Quelle: medien.welten im Technisches Museum Wien

Abb. 6
Reynauds Praxinoskop
Patentschrift für das Praxinoscop, Ch. Reynaud, Berlin 1878, Deutsches Patent- und Markenamt, München
Quelle: medien.welten im Technisches Museum Wien

1868

Das Abblätterbuch (Daumenkino, Folioscope, Kineoscop, Kleinkinoscop, Taschenkinematograph)

[ engl. = Flip-book]
Ein Abblätterbuch besteht aus Blättern mit aufeinanderfolgenden, gezeichneten oder photographisch erstellten Phasenbildern. Diese erzeugen durch schnelles Abblätteren die Illusion der Bewegung. Die ersten kleinen Bücher dieser Art erscheinen Mitte des 19. Jahrhunderts und sind unter den verschiedensten Namen bekannt. 1868 lässt sich der Engländer J.B. Linett das heutige Daumenkino unter dem Namen „Kineograph“ patentieren. Da die Szenen der Geschichten immer länger werden, reicht ein Daumenkino nach einiger Zeit nicht mehr aus. Aus diesem Grund entwirft der Amerikaner Herman Casler eine Abblättermaschine, das Mutoskop.

ab
1870

Chronophotographie

[gr.: chrono = Zeit]
Die Chronophotographie ist eine fotographische Aufnahmetechnik, mit der aufeinanderfolgende Bilder festgehalten werden. Diese Technik gilt als Vorläufer der Filmkamera, mit einem großen Unterschied, es werden mehrere Kameras in einer zeitlichen Abfolge ausgelöst.
Etienne-Jules Marey (1830-1904), Eadweard Muybridge (1830-1904) und Ottomar Anschütz (1846-1907) zählen zu den ersten Erfindern dieser Technik. Eadweard Muybridge gilt als der erste Chronophotograph, der Bewegung in Fotografien einfängt. Er setzt mehrere Kameras ein und löst diese kurz nacheinander aus. Die Geschichte erzählt, dass er im Rahmen einer Wette den tatsächlichen Bewegungsablauf eines Pferdes im Galopp dokumentieren sollte. Er stellt zwölf Kameras mit speziellen Auslösern nebeneinander auf. Die Kameras werden durch Fäden, die über die Rennbahn gespannt sind, nacheinander von dem vorbeigaloppierenden Pferd ausgelöst. Von da an konzentriert sich Muybridge auf das Festhalten von Bewegungen. Im Auftrag der Universität von Pennsylvania entstehen 30.000 Aufnahmen von Bewegungsabläufen. 1887 veröffentlicht er in einer elfbändigen Ausgabe 781 Bilderserien unter dem Titel „Animal Locomotion". Zielgruppe dieser Publikation sind vor allem die Maler, die damit eine wesentliche Grundlage für die Darstellung von bestimmten Augenblicken eines Bewegungsablaufs erhalten. Er entwicktelt 1879 ein Projektionsgerät, das Zoopraxiskop, das für Bewegungsloops eingesetzt wird. Seine veröffentlichten Bücher wie „Animals in Motion“ und „The Human Figure in Motion“ werden noch heute für Bewegungsanalysen herangezogen.

Bücher 3D-Grafik / Allgemein

1879

Zoopraxiscope

[gr.: zoo = Leben; praxis = tun, anwenden; skopeô = schauen, sehen]
Eadweard Muybridge entwickelt für das Betrachten seiner Reihenphotographien das Zoopraxiscope. Dieses Gerät kombiniert eine Laterna Magica und ein Lebensrad. 12 Bewegungsphasen werden auf einer Schlitzscheibe angebracht.

1895

Mutoscope (Veränderungsseher, Stummseher, Kinora)

[gr.lat.: muto = stumm; skopeô = schauen, sehen]
Mutoscope, auch Kinora oder Stummseher genannt, ist ein Betrachtungsgerät für komplexe Ablätterbücher. 1894 erhält Herman Casler (1867-1939) aus Syracuse/New York das britische Patent für eine Abblättermaschiene mit dem Namen Mutoscop. Die mechanisierte Form des Daumenkinos oder des Abblätterbuchs besteht aus einer Bildrolle mit bis zu 1000 Einzelbildern.Diese Rolle befindet sich in einer Art Guckkasten mit Sehschlitz und wird über eine Handkurbel angetrieben. Das Mutoskop steht in Konkurrenz zu Thomas Alva Edisons (1847-1931) Kinetoskop. Es wird mit Münzeinwurf zu einer Unterhaltungsmaschine weiterentwickelt. Das Mutoskop gilt als erste interaktive Spielmaschiene bzw. Spielautomat.

Abb. 7
Mutoscope, Kinora
Phasenbildbetrachtungsgerät
Vertrieb durch Lechner und Müller, Wien
um 1900
Quelle: medien.welten im Technisches Museum Wien

1894

Kinetoscop

[gr.: kiné = Bewegung ; skopeô = schauen, sehen]
1894 entwickelt Thomas Edison gemeinsam mit seinem Mitarbeiter William Kennedy Laurie Dickson das Kinetoskop. Durch einen Guckkasten sind Filmszenen zu sehen, die bis zu 20 Sekunden dauern. Das Kinetoskop verwendet Zelluloidstreifen in Endlosschleife mit bis zu 16 Meter Länge. Dadurch sind Filmsequenzen bis zu 20 sec. möglich. Die Zelluloidfilme sind 35mm breit und mit vier Löchern auf jeder Seite versehen. Die Basis für den 35 mm-Film ist damit geschaffen. Das Kinetoskop gilt auch als der erste motorisierte Betrachtungsapparat. Ein Elektromotor transportiert 40 Einzelbilder pro Sekunde. Durch ein Gucklock werden diese betrachtet. Der Eindruck von kontinuierlicher Bewegung entsteht durch eine, in die andere Richtung rotierende Schlitzblende. Die beiden Erfinder verpassen es, ihr Kinetoskop vor einem größeren Publikum vorzuführen. Trotzdem kann sich das Kinetoskop noch über die Jahrhundertwende hinaus in vielen Teilen Amerikas behaupten.

1882

Der elektrische Schnellseher

Auch Ottomar Anschütz baut in den Jahren 1882-1887 die ersten elektronische Betrachtungsapparate. Diese sogenannten elektronischen, stroboskopischen Schnellseher werden auch zum Geldeinwurfautomat (1891) weiterentwickelt.

Abb. 8
Elektrischer Schnellseher von Ottomar Anschütz
Phasenbildbetrachtungsgerät
Siemens u. Halske, Berlin, ab 1892
Quelle: medien.welten im Technisches Museum Wien

1895

Das Bioskop

Gemeinsam mit seinem Bruder Emil, stellt Max Skladanowsky 1895 das Bioskop vor. Es ähnelt dem zuvor von Ottomar Anschütz erfundenem Doppelprojektor. Das weiterentwickelte Bioskop verwendet bereits Filmstreifen, die einem kurze Endlosbänder von bis zu 6 sekunden zeigen können. Da die Bilder noch unperforiert sind, kann kein gleichmäßiger Bildstand garantiert werden. Skladanowsky perforiert die Filmstreifen nachträglich. Seine Apparate sind dem Kinetoscop von Edison und dem Cinematograph der Brüder Lumière stark unterlegen.

1895

Cinématographe

Die Geburtsstunde des Kinos: Die Gebrüder Louis und Auguste Lumière zeigen am 28.12.1898 ihre ersten projizierten Filme im Grand Café in Paris vor Publikum. Die Gebrüder Lumière gelten als Begründer des Dokumentarfilms. Sie zeigen Szenen, wie die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof von Ciotat, Arbeiter, die die Fabrik der Lumières verlassen oder die Familie von Auguste Lumière beim Frühstück.

Abb. 9
Cinématographe
Filmaufnahme-, Wiedergabe- und Kopiergerät
Lumiére Frères, Lyon (F), seit 1895
Quelle: medien.welten im Technisches Museum Wien

1889

Kinetograph

[gr.: kiné = Bewegung; gráphein = schreiben, zeichnen]
Die von Thomas Alva Edison (1847-1931) 1889 gefertigte Kamera wird 1891 zum Patent angemeldet. Die Kamera ist mit einer Filmrolle bestückt, die durch eine Reihe von Walzen an der Linsenkombination vorbeigezogen und automatisch wieder hochgezogen wird. Steht der Film still, löst eine Kurbeldrehung den Verschluß aus. Der Kinetograph belichtet in der Sekunde 20 bis 40 Bilder. Mittlerweile produziert George Eastman (1854-1932) in Rochester den ersten Zelluloidfilm. Sein Mitarbeiter William Kennedy Laurie Dickson (1860-1935) halbiert den 70mm breiten Film, um den Rand zu perforieren. Dadurch wird der Filmstreifen präziser transportiert.

Geschichte der Animation - Die wichtigsten Entwicklungsschritte ab 1900

Nach der Erfindung der Filmkamera werden Anfang des 20 Jahrhunderts div. Tricktechniken wie Stop Motion, Phasentrick oder Rotoskoping erfunden. Durch weitere elektronische Entwicklungen entstehen ab 1950 die ersten Computeranimationen. Technische Errungenschaften und gestalterische Meilensteine wechseln einander ab. Am Anfang der Animationsentwicklung sind die technischen Erfinder meist auch die kreativen Umsetzer der Animationen. Die Filmemacher, die die Möglichkeit haben, mit der neuen Technik zu experimentieren, sind gleichzeitig technische Erfinder und Animationsproduzenten. Meliés, ein Trickpionier der ersten Stunde, entdeckt durch experimentellen Umgang bereits eine Unmenge an Tricktechniken. Nebenbei definiert er aber auch Science Fiction als Genre. Mit dem Digitalisierungsprozess ist generell eine Trennung zwischen Technik und Gestaltung festzustellen. Animationshäuser wie Pixar oder Disney trennen Technik (Technical Director) und Gestaltung (Art Director). Die neuen Errungenschaften werden meist von Mathematikern oder Physikern wie Blinn, Catmull oder Phong formuliert. Oftmals entstehen aus gestalterischen Vorhaben technische Erneuerungen wie z.B. 1983 Revers bei dem Film "DER ZORN DES KAHN" / Star Trek / Lukas Film. Reevers muss die Aufgabe lösen, einen mondähnlichen Planeten durch Morphing zum erblühen zu bringen. Seine damaligen Überlegungen enden bei der Erfindung der Partikelsysteme. Viele Animateure oder auch Animationshäuser entwickeln neue Animationsstile. Disney prägt seit Anbeginn den Phasentrick, Ray Harryhausen etabliert Stop Motion in den 50er Jahren und die Aardman Studios definieren in den 80ern einen neuen Animationsstil mit Plastilin. Tex Avery, bekannt für seine extremen Animationsverformungen, stellt sich mit seinem übertriebenen Stil bewusst gegen die Arbeiten der Disney-Produktionen.

Die folgende Auflistung zeigt punktuell wichtige technische Errungenschaften und gestalterische Meilensteine in der Geschichte der Animation. Die Liste kann in keinsterweise den Anspruch auf Vollständigkeit erfüllen.

1895
  • Stop-Motion: Alfred Clark entdeckt vermutlich als erster, dass durch das Anhalten der Kamera Trickeffekte erzielt werden können. Er verwendet in Edisons Film "THE EXECUTION OF MARY, QUEEN OF SCOTS" eine Puppe für die Szene, in der Mary gehängt wird und gilt somit als Erfinder des Stopp-Tricks.
ab
1895
  • George Méliès ist der Trickpionier. Im Gegensatz zu den Gebrüdern Lumière, die dokumentarisch arbeiten, beschäftigt sich Méliès mit Illusionen und fantastischen Elementen. Er gilt als der Begründer des Fiktionalen Filmes. Er verwendet bereits um 1900 viele Filmtricks wie Stoptrick, Split-screen-Verfahren, Mehrfachbelichtungen, Matte-Effekte, Miniaturaufnahmen, Zeitlupe und Zeitraffer. 1902 dreht er seinen bekanntesten Film <Le Voyage dans la Lune> (Reise zum Mond), der als erster Sciencfiction-Film in die Geschichte eingeht.
1900
  • James Stuart Blackton (1875 -1941) erzeugt in dem Film "THE ENCHANTED DRAWING" bewegte Karikaturen. Er stopppt die Kamera und verändert die Zeichnung. Dabei handelt es sich um eine Vorstufe der Animation, bei der allerdings noch nicht kontinuirlich Frame by Frame modifizeirt wird.
1906
  • Zeichentrick: Blacktons berühmteste Produktion ist "HUMOROUS PHASES OF FUNNY FACES". Er zeichnet div. Portraits nach dem Frame by Frame-Prinzip. Die Zeichnung steht im Vordergrund, nur die Hand des Künstlers ist auf dem Film zu sehen. Der Film geht als erster Zeichentrick in die Geschichte ein.
1907
  • Erster Legetrick: Blacktons nächster Film "THE HAUNTED HOTEL". Es werden starre Objekte animiert.
1908
  • Emile Cohl, ein französischer Karikaturist und Photograph kommt 1907 zum Film und geht 1910 in die USA. Bis 1923 produziert er über 250 Filme. Es entstehen Zeichentrickfilme und Experimente mit Puppen und Gegenständen, wie z. B. mit Streichhölzern und Scherenschnitten.
1911
  • Winsor McCay erstellt den Zeichentrickfilm "LITTLE NEMO".
1913
  • Otto Messmer(1892-1985) der spätere Animator von "FELIX THE CAT" beginnt seine Arbeit.
1914
  • "GERTI THE DINOSAUR" von Winsor McCay gilt als Meilenstein für Charakteranimation. Dieser Film wird bereits im Theater vor einem größeren Publikum präsentiert.
1914/15
  • Earl Hurd patentiert den Phasentrick (Cel Process). Diese Technik revolutioniert den Zeichentrick: Verschiedene Zelluloid-Bilder werden in verschiedenen Schichten übereinander gelegt. Bewegte Bildteile können vor statischen Bildteilen wie z.B. einem Hintergrund vorbeigezogen werden. Diese Optimierung ermöglicht größere Zeichentrickproduktionen.
1915
  • Max Fleischer erfindet das Rotoskopie-Verfahren. Mit dem Rotoskop können Realfilm-Szenen in gezeichnete Animationen umgewandelt werden. Rotoscoping: Über einen Umlenkspiegel wird eine Realaufnahme auf eine Mattscheibe eines Tricktischs projiziert. Die Bewegungen können Bild für Bild nachgezeichnet und auf die zu animierende Figur übertragen werden.
1917
  • Willis O'Brien produziert "THE DINOSAUR AND THE MISSING LINK", einer der ersten Clay-Animation-Filme.
1919
  • "FELIX THE CAT" (Otto Messmer) Eine in schwarz-weiße gezeichnete Vorläuferfigur von Mickey Mouse. Die Figur wird ab 1922 für Paramount's newsreel Screen Magazine produziert. Die Animationen werden später mit Musik nachbearbeitet.
ab 1923
  • Tonfilm
1925
  • Willis O'Brien produziert die Stop-Motion-Animation "THE LOST WORLD". Es werden starre und verformbare Objekte animiert und er mischt Live-Aktion und Stop Motion Aufnahmen hintereinander.
1926
  • Cut-Out-Animation: Lotte Reinigers Animationsfilm " DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMED" ist der erste Scherenschnitttrick in Spielfilmlänge.
  • 16 mm Film wird erfunden.
1928
  • Walt Disney gründet das Disney-Unternehmen. "STEAMBOAT WILLIE" von Walt Disney ist der erste gezeichnete Tonfilm, der ein kommerzieller Erfolg wird.
1932
  • dreifarbige Technicolor-Verfahren: Disney sichert sich für "FLOWERS AND TREES" die Exklusiv-Rechte für diese Technik. Durch den Einsatz von Rotoskoping und Phasentrick verschafft er dem Zeichentrick den Durchbruch.
ab 1933
  • Studios wie MGM - Metro Goldwyn Mayer, Warner Bros. oder Disney produzieren Zeichentrickfilme.
  • Willis O´Brein produziert seinen letzten revolutionären Film "KING KONG". Er gilt als Mentor von Ray Harryhausen.
1937
  • Disney - "SNOW WHITE AND THE SEVEN DWARFS" ist der erster Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge. Die Bewegung der Tänzerin Marge Champion wird durch das Rotoskopverfahren auf die Zeichentrickfigur Schneewitchen übertragen.
ab 1945
  • Die Entwicklung von "Whirlwind Computer", der die erste Computeranimation berechnen wird, startet am MIT.
1945
  • UPA (United Productions of America) wird von scheidenden Disneyanimatoren gegründet.
1946
  • Compositing: Walt Disney produziert "SONG OF THE SOUTH", eine Kombination aus Zeichentrick und Realfilm.
1948
  • Jirí Trnka - Puppentrick aus Tschechien: Der aus dem heutigen Tschechien stammende Jirí Trnka animiert "THE EMPERORS NIGHTENFALE" - ein Puppentrick in Spielfilmlänge. In Tschechien entsteht eine Stop-Motion-Bewegung.
ab 1950
  • Animation und vor allem Zeichentrick erobern das Fernsehen. Werbung zählt zu den bevorzugten Anwendungsbereichen.
1951
  • Die erste Computeranimation wird am MIT auf dem ersten Echtzeit-Digitalrechner der Welt, dem Whirlwind-Computer generiert.
1953
  • Farbfernsehen (NTSC) wird in den USA eingeführt.
1958
  • Ray Harryhausen, der in den 50er und 60er Jahren Meilensteine wie "JASON AND THE ARGONAUTS" oder "SINDBAD AND THE EYE OF THE TIGER" umsetzt, entwickelt eine neue Technick für Stop Motion: Dynamation: Eine Split-Screen-Technik, die die Kombination aus Realfilm und Stop Motion Animation ermöglicht.
1961
  • Edvard Zajac, Forscher an den Bell Laboratorien, erstellt den ersten computeranimierten Film auf einem IBM 7090. Der Film ist vier Minuten lang und veranschaulicht die Bewegung und Eigendrehung eines Satelliten.
  • Spacewars: Erstes Videospiel wird von Steve Russell am MIT entwickelt
1963
  • Mouse als Eingabegerät wird entwickelt.
1970
  • Pierre Bézier, ein Ingenieur bei Renault, entwickelt die Bézier-Kurve.
1972
  • Gründung des Britischen Animationsfimstudios Aardman Animations LTD. Animateure wie Peter Lord und Nick Park definieren die Clay-Animation neu.
1974
  • Ed Catmull entwickelt den z-buffer-Algorythmus.
  • Bill Gates gründet Microsoft.
1975
  • Bui-Toung Phong entwickelt das Phong shading
1976
  • Jim Blinn entwickelt Reflection / Enviroment Mapping.
  • Ed Catmull entwickelt eine "tweening" Software.
  • Steve Jobs and Steve Wozniak starten mit Apple.
1978
  • J. Blinn stellt Bump mapping vor.
1979
  • George Lucas gründet mit Ed Catmull, Ralph Guggenheim und Alvy Ray Smith Lucasfilm.
1981
  • Der Musikkanal MTV wird gegründet.
1982
  • Jim Clark gründet Silicon Graphics Inc. und beginnt mit der Entwicklung spezieller Workstations für den Grafik- und Animationsbereich.
  • AutoDesk wird gegründet und bringt AutoCAD auf den Markt.
  • Disney veröffentilcht "TRON": In diesem Fim sind 15 Minuten ausschließlich digital generiert. Weiters werden bereits digitale und reale Szenen miteinander kombiniert. Der Film geht als tricktechnischer Meilenstein und gleichzeitig als finanzieller Flop in die Filmgeschichte ein.
1983
  • Reevers entwickelt im Rahmen des Films "Der Zorn des Kahn" / Star Trek / Lukasfilm Particelsysteme.
  • Alias wird gegründet.
1984
  • Wavefront Technologies bringt das erste kommerzielle 3D-Animationspaket auf den Markt.
  • John Lasseter, ein Mitbegründer von Pixar, wechselt zu Lucasfilm.
1985
  • Pixar wird gegründet
1986
  • "LUXOR JR." von John Lasetter entsteht.
  • Softimage wird gegründet.
  • mental images, die Entwickler von "mental ray renderer", wird in Berlin gegründet
  • tiff- Format
1987
  • Dateiformate wie gif und jpg werden definiert
  • LucasArts wird gegründet
  • Adobe Illustrator
  • Side Effects Software, die später Houdini auf den Markt bringen, wird gegründet.
1989
  • Adobe Photoshop startet
1990
  • 3D Studio (AutoDesk), der Vorgänger von 3ds max, wird veröffentlicht.
1991
  • ILM produzieren Spezialeffekte für Terminator 2
  • mpeg
1992
  • OpenGL wird von SGI veröffentlicht
1993
  • Doom
  • Myst
  • Digital Domain wird gegründet.
1994
  • Linux 1.0
  • Microsoft kauft Softimage
  • VRML
1995
  • Pixar und Disney zeigen nach einer vierjährigen Produktionsphase das erste gemeinsame Werk: "TOY STORY" ist der erste vollständig am Computer animierte 3D-Film. Weitere gemeinsame Produktionen folgen.
  • Wavefront und Alias fusionieren.
  • DreamWorks wird gegründet.
1996
  • Die GIF-Animation erobert das Internet.
  • Macromedia Flash, ein vektorbasierendes 2D-Animationspaket, erscheint in der Version 1.0.
1998
  • Alias Wavefront Maya wird veröffentlicht.
  • Pixar / Disney produziert "A BUG´S LIFE"
  • ILM porduziert Spezialeffekte für "Abyss"
1999
  • Pixar: "TOY STORY II"
  • ILM: "STAR WARS EPISODE 1"
2000
  • Playstation 2
2001
  • Machinima: Mit Hilfe von Game-Engines erstellte Animationen. Setzt sich aus den Begriffen "machine", "cinema" und "animation" zusammen.
2003
  • aus Alias/Wavefront wird Alias
2005
  • Adobe kauft Macromedia
  • Autodesk kauft Alias
  • xbox 360

Literatur - Links - Bildnachweis / Geschichte der Animation

Literatur:

Füsslin, G. (1993). Optische Spielzeuge oder wie die Bilder laufen lernten. Stuttgart: Verlag Geor Füsslin
Giesen, R. & Meglin, C. (2000). Künstliche Welten. Tricks, Special Effects und Computeranimationen im Film von den Anfängen bis Heute. Hamburg/Wien: Europa
Giesen, R.(2003). Lexikon des Trick- und Animationsfilms. Filme und Figuren, Serien und Künstler, Studios und Technik - Die große Welt der animierten Filme. Hamburg/Wien: Schwarzkopf & Schwarzkopf
Laybourne, K. (1998). New digital Edition – The animation Book. Los Angeles: Tree Rivers Press
Manthey, D. (1999). Making of.. Wie ein Film entsteht. Band 1. 2. Auflage. Hamburg: Rowohlt
Manthey, D. (2000). Making of.. Wie ein Film entsteht. Band 2. 2. Auflage. Hamburg: Rowohlt
Manovich, L. (1999). Was ist digitaler Film (12/12/05)
McLaughlin, D. (2001). A rather incompete but still fascinating history of animation. (12/12/05)
Monaco, J. (2000) Film verstehen. Kunst – Technik – Sprache – Geschichte und Theorie des Films und der neuen Medien. Hamburg: Rowohlt
Monaco, J. (2000 b) Film und Neue Medien. Lexikon der Fachbegriffe. Hamburg: Rowohlt
Musser, C. (1984). The emergency of cinema: The American screen to 1907. USA: University of California Press
Taylor, R. (1996). Encyclopedia of Animation Techniques. Oxford: Quarto Publishing Plc
Toeplitz, J. (1992). Geschichte des Films. Band 1 1895-1928. Berlin: Henschel

Links:

www.animation-le.de.vu

Bildnachweis:

Abbildung 1, 3-9: medien.welten im Technisches Museum Wien

Ergänzende und vertiefende Module