Vorteil: Auflösungsunabhängigkeit

Abgesehen von diesen für den Offsetdruck wichtigen Programmen hat man aber auch in sehr vielen anderen Programmen mit Bézierkurven zu tun, wie insbesondere in Flash, AfterEffects, ElasticReality und so weiter. Der Vorteil des Koordinatensystems von Vektoren ist, dass es auflösungsunabhängig arbeitet. Das heißt, man kann die Kurve beliebig skalieren und sie wird im Ausdruck (oder am Bildschirm) immer bestmöglich dargestellt. Am Bildschirm werden oft auch die Ränder geglättet, das ist das sogenannte Antialiasing.

kurvnaeh.gif

Hier als Beispiel derselbe rote Vektorkreis umgelegt auf verschieden grobe Druckerauflösungen (stark vergrößert). Bei Vektorengrafik wird immer die bestmögliche Auflösung des Druckers genutzt, deshalb entsteht kein abgetrepptes Pixelmuster wie bei zu stark vergrößerten Pixelfotos. (Das Gitter in der Abbildung stellt schematisch die Punkte des Drucker [dots per inch] dar). Im Gegensatz dazu wird bei einem Pixelbild bei zu starker Vergrößerung dessen kleinste Einheit, das Pixel, sichtbar. Darüber hinaus sind Vektoren immer randscharf.

vec_pix_unscharfrand.gif

Noch ein grundsätzlicher Unterschied: Vektoren haben "harte" Kanten, da sie immer auf die tatsächliche Auflösung des Druckers hin berechnet werden, auch der einzelne Rasterpunkt wird an dieser Kante hart beschnitten. Bei Graustufenbildern entsteht der Eindruck der Unschärfe an harten Kanten im Bild durch die Rasterung. Um ein Graustufenbild auszudrucken, muss es gerastert werden. Weil der Drucker nur schwarze und weiße Punkte drucken kann, muss das am Bildschirm in Grauabstufungen dargestellte Bild in Schwarz/Weiß umgewandelt werden. Auch Vektorgrafik muss natürlich in ein s/w-Bitmap für den Drucker umgewandelt und farbige Füllungen aufgerastert werden. (Zum Drucken von Plänen für Architekten gibt es Plotter, die mit einem Stift die Vektorlinien direkt nachzeichen; oder Schneidplotter, die die Vektoren mit einem Messer in Plastikfolie schneiden. Folienbeschriftungen werden so hergestellt. Bei solchen Plottern werden die Vektoren nicht gerastert.)

Zum Vergleich: Als Erstes und Zweites ein Graustufenbild, als Zweites das Graustufenbild zusammen mit dem Gitter der Druckerdots und der Druckrasterpunkte.

nurraster.gifrasterpunkt.gifrasterbuchstabe.gif

Um einen Rasterpunkt zu erzeugen, benötigt man eine gewisse Anzahl an Druckerpunkten (für den Standard von 256 Graustufen ein Quadrat von 16 x 16 Druckerpunkten, hier vereinfacht dargestellt). Rechts eine bereits als Bitmap dargestellte Vektorgrafik, der Buchstabe A wird immer in der optimalen Auflösung des Ausgabegerätes gedruckt. Eine gescannte s/w Linienzeichnung würde genau so aussehen.

72dpi_rastertext.gif

Es ist in dieser Abbildung ersichtlich, warum ein Graustufenbild eine geringere Pixelauflösung benötigt als ein Bitmap. Trotzdem benötigt ein Bitmap weniger Speicherplatz als ein Graustufenbild, da die Datentiefe geringer ist (1 bit gegenüber 1 byte=ein achtel der Dateigröße). Das Bitmap muß der Druckerauflösung entsprechen, oder zumindest 600 dpi haben (dpi=dots per inch, das sind 236 Punkte pro cm, 1 inch = 2,54 cm), um für das Auge als glatte Linie zu erscheinen. 600 dpi für Bitmaps kann man verwenden, weil die meisten Laserdrucker diese Auflösung besitzen, und weil für das Auge bei dieser Auflösung eine schräge Linie, die ja eigentlich abgetreppt ist, glatt erscheint. Für den qualitativ hochwertigen Offsetdruck auf glattem Papier sollte man für Bitmaps 1200 dpi verwenden. Standard ist also 600 dpi in s/w, in Adobe Photoshop einzustellen unter ->Bild ->Modus ->Bitmap (nicht zu verwechseln mit dem Dateiformat .BMP unter Windows, das ist ein Dateiformat wie .TIF oder .JPG und kann auch Graustufen oder Farbe enthalten). In vielen Scanprogrammen wird dieser s/w-Darstellungsmodus auch als "s/w-Zeichnung" bezeichnet. Ein Graustufenbild muss im Ausdruck gerastert werden, der Standardraster für den Offsetdruck hat 60 Linien pro cm=150dpi. Um eine Linie zu erhalten, braucht man einen Zwischenraum, also mal zwei=300dpi.