Allgemeines

Wie bei allen Softwareprodukten stehen uns auch bei der Bearbeitung von digitalen Aufnahmen die Funktionen Cut, Copy und Paste zur Verfügung - völlig unabhängig in welchem Programm wir grade arbeiten, Soundbearbeitung, Sequenzen, etc. - und ähnlich wie beim digitalen Videoschnitt bedeutet das im Vergleich zur analogen Bearbeitung einen erheblichen Zeit- und Komfortgewinn.

Wie schon in einem früheren Abschnitt erwähnt, hat die digitale Bearbeitung den großen Vorteil, dass die Originalaufnahme (Originaldatei) dabei unberührt bleibt, solange das editierte Ergebnis unter anderem Namen abgespeichert wird.

Zusätzlich zu den allgemeinen Manipulationstechniken gibt es in der digitalen Soundbearbeitung noch weitere Bearbeitungsmethoden:

Resampling
Timestretching
Reverse
Looping
Gestaltung von Übergängen

Cut, Copy & Paste

Das Schneiden von digitalen Aufnahmen ist v.a. dann erforderlich, wenn etwa bei Sprachaufnahmen unnatürliche Pausen zwischen den Wörtern entstanden sind oder Rauschen bzw. Fehler aus der Aufnahme entfernt werden sollen.

Dabei gilt in der Regel der Grundsatz, dass diese Schnitte nicht zu hören sein sollen und die Aufnahme ihren harmonischen und natürlichen Klang behalten soll. Schwierig wird der Schneideprozess, wenn die einzelnen Aufnahmepassagen unterschiedliche Pegel oder Dynamiken aufweisen. Das zeigt, wie wichtig schon eine qualitativ hochwertige Aufnahme von Stimmen und Instrumenten ist.

Während ein Schnitt von einem leisen zu einem lauten Schallereignis relativ problemlos gelingt, ist das Schneiden innerhalb eines permanent lauten Schallereignis schwierig, da es schnell zu unerwünschten und hörbaren "Knacksern" kommen kann. Dieser Signalsprung sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

Resampling

DAT, CD und DVD, Multimedia oder Internet haben ihre eigenen anwendungsbezogenen Auflösungen, Samplingfrequenzen und Datenraten. Resamplen bedeutet die Umwandlung der Samplingfrequenz bei gleichbleibender Tonhöhe.
Je nach Umwandlung kann dabei ein komplexer Rechenvorgang notwendig werden. So ist ein Resampling von 44100 Hz auf 22050 Hz durch Wegfall jedes zweiten Wertes problemlos möglich, eine Wandlung von 22050 Hz auf 48000 Hz erfordert dagegen eine über 2fache Menge an Information mit entsprechender Interpolation der Samplewerte. Neben dem längeren Rechenvorgang können außerdem Störgeräusche (sg. Quantisierungsrauschen) entstehen. Man sollte deshalb schon vor der A/D-Wandlung die spätere Verwendung der Aufnahme überlegen und die notwendige Auflösung und Frequenz wählen.

Wird beim Resampling nur die Samplerate neu gesetzt, verändert sich der zeitlich Verlauf und damit die Tonhöhe der Aufnahme. Bei Sprachaufnahmen führt dies beispielsweise dazu, dass die Stimme viel höher klingt und die Aufnahme schneller gesprochen wird. Dieser Effekt wird als experimentelles Stilmittel im Sounddesign eingesetzt. So kann man z.B. das Rascheln eines Blattes, oder einer Folie, in leichtes Rieseln, oder umgekehrt in ein dumpfes Grollen verwandeln.

Timestretching

Beim Timestretching wird versucht, die Länge einer Audioaufnahme zu verlängern, ohne dass dabei die Tonhöhe bzw. das gesamte Spektrum verändert wird.

Timestretching Algorithmen bzw. Softwaretools sind ziemlich aufwendige Teile, da die ganze Berechnung ein kompliziertes Verfahren ist.

Da bei Aufnahmen die Tonhöhe und die Dauer der Aufnahme direkt zusammenhängen, behelfen sich Timestretching Algorithmen ein paar Tricks. Sie teilen die Aufnahme in viele möglichst periodische Abschnitte. Durch Weglassen bzw. Hinzufügen von Abschnitten kann die Länge des Signals verändert werden.

Das Problem ist aber, dass in natürlichen Schallsignalen kaum periodische Signalteile zu finden sind. Durch das Hinzufügen bzw. Weglassen können störende Artefakte entstehen. Um dies zu vermeiden, werden die Abschnitte nicht einfach aneinander gefügt, sondern mittels Blenden angepasst.

Timestretching eignet sich speziell für Flächenklänge, die sich über einen längeren Zeitraum wenig verändern. Schwieriger ist es bei percussiven Aufnahmen.

Die Bearbeitung von Stereosignalen gestaltet sich noch ein wenig schwieriger, da beide Kanäle einen unterschiedlichen Verlauf aufweisen, aber gemeinsam bearbeitet werden müssen.

Reverse

Beim Reverse wird die Aufnahme einfach umgekehrt und vom Ende beginnend abgespielt. Wird meist als Stilmittel für den rhythmischen Teil bei Techno-Aufnahmen verwendet - eine Bass-Drum normal abgespielt, dazwischen eine Reverse. Kann aber auch bei Hintergrundsounds verwendet werden, um einen fließenden Übergang zu erzielen.

Looping

Ein Loop bedeutet das wiederholte Abspielen eines gekennzeichneten Bereiches. Es wird dadurch ermöglicht, einen Sound beliebig zu verlängern. Wie beim Schnitt sollten die Loop-Points äußerst exakt gesetzt sein, damit die Aufnahme harmonisch klingt.

Das Loopen ist ein wichtiges Stil- und Bearbeitungsinstrument in der digitalen Soundbearbeitung.


Richtig gesetzter Rhythmusloop

Abb.: Gesetzte Loop-Points in einem Rhythmusteil, im Programm Sound Forge

Gestaltung von Übergängen

Bei der Aneinanderreihung von Audioaufnahmen gelten grundsätzlich ähnliche Prinzipien wie beim Videoschnitt. Es wird in erster Linie zwischen einem harten Übergang, einem Schnitt, und einem weichen Übergang, einer Blende, unterschieden.

Übergänge sind ein wesentliches Stil- und Gestaltmittel in der Soundbearbeitung und sollten sorgfältig angewendet werden.

Oft werden in der Theorie die beiden oben erwähnten Übergangsformen weiter unterteilt:

a1. der harmonischen Schnitt
Bei dieser Form wird an einer Stelle geschnitten, die den Übergang von einem Material zum anderen als harmonisch erscheinen lässt. Das ist möglich, wenn die beiden Audioteile Ähnlichkeiten aufweisen oder ein lauter auf einen leisen Teil oder umgekehrt folgt.
a2. der harten Schnitt
Der plötzliche Wechsel zweier Soundereignisse, die stark unterschiedlich sind, wird als harter Schnitt bezeichnet. Wird eingesetzt, wenn es um plötzliche Stimmungsänderungen, krasse Gegensätze, gesteigerte Aufmerksamkeit geht.
b1. der Crossfade (Kreuzblende)
ist das gängigste Stilmittel um Soundereignisse ineinander übergehen zu lassen. Dabei nimmt der Lautstärkepegel der einen Aufnahme kontinuierlich zu, während der erste Teil beständig abnimmt. Dadurch wird ein harmonisches Ineinandergreifen zweier Aufnahmen erzielt und die Aufmerksamkeit wird kaum gesteigert. Jedoch sollte der Übergang nicht zu lange dauern, da sonst der Hörer verwirrt sein kann.
b2. die Sturzblende
Hier werden die Soundereignisse nicht wie beim harten Schnitt aneinander gereiht, der Übergang erfolgt aber sehr rasch. D.h. der Fade-Out und der Fade-In Bereich sind sehr kurz gehalten, um ähnlich dem harten Schnitt die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.

Module, die für die Durchführung vorausgesetzt werden