Gestaltungsmöglichkeiten bei der Hülle und andere Eingriffsmöglichkeiten bei der CD-Gestaltung


Ein Jewel-Case besteht aus drei Teilen, der aufklappbare Deckel (Cover), der Plastiknoppen zum Einlegen des Booklets enthält,
dem Boden (Inlay) und die in der Mitte eingelegten Halterung für die CD (Tray).

Jeder dieser Teile kann verändert werden, völlig transparent, opak in fast jeder beliebigen Farbe gefärbt, oder transparent eingefärbt werden (entsprechende Stückzahlen vorausgesetzt, sonst muß man mit vorgefertigten Farben auskommen).

Wenn die Halterung für die CD, der Mittelteil, aus transparentem Kunststoff besteht, kann die Inlay-Card auch auf der Rückseite bedruckt werden und Teil der Gestaltung werden. Siehe weiter oben auch unter Inlaycard.
Denkbar wäre es auch, alle Teile aus undurchsichtigem schwarzem Kunststoff herzustellen und im Siebdruck direkt zu bedrucken, das ist aber mit höheren Kosten verbunden (stempeln mit Plastik-Farbe wär hier für den Hausgebrauch denkbar). Anstatt eines Booklets kann man auch einen Aufkleber verwenden. Für Sammlereditionen gibt es oft ungewöhnliche CD-Hüllen, beispielsweise Boxen aus Blech und vielen anderen meist unüberlegt eingesetzten Materialien.


Kein Platz ist zu klein, um für Gestaltung genützt zu werden, auch nicht der kleine Durchblick. Das ist ausnahmsweise ein Teil eines Digipacks.

Eingelegte kleine Gegenstände im Hohlraum der CD-Hülle sind besonders für Präsentations-CDs in kleinen Auflagen eine reizvolle Möglichkeit.


Der Boden und Mittelteil bilden auf der linken Seite der CD einen Hohlraum von 11,7 cm x 1 cm x 0,7 cm, groß genug für eine Menge kleiner (am besten länglicher) Gegenstände wie Bleistifte, Kabelstücke, Schrauben, Gummibärchen, Büroklammern und vieles, vieles mehr.

Auch die abgerundeten Ecken bieten Platz für bis zu 2 mm dicke in einem Dreieck mit 3 cm Kantenlänge passende Gegenstände. Von gefährlichen Gegenständen wie Glassplittern, Messern oder leicht verderblichen Lebensmitteln ist aber doch eher abzuraten :-)



Ich habe in diesem Zwischenraum eingelegt auch schon einmal ein paar eigens hergestellte Leuchtdioden mit einer Batterie gesehen. Das blinkt natürlich wunderbar bis die Knopfbatterie leer ist.

Kleinauflagen unter hundert Stück sind wenn man sie selbst brennt in vielen Fällen ohnehin billiger, wenn man den Arbeitsaufwand nicht scheut oder nicht verrechnen kann.

Für Präsentations-CDs und Promotion-CDs ist es vorteilhaft, etwas auffallendes am Cover zu machen, und da ist so eine Einlegearbeit sehr gut geeignet.


Solche Spielereien werden natürlich nicht von der Standard-CD-Produktion gemacht, die muß man dann im nachhinein selber organisieren. Also nicht vergessen die Kosten für das verwendete Material und insbesondere auch fürs Einlegen einzukalkulieren! Für kleine Auflagen der eigenen Band kann man das bandintern machen, und für Präsentations-CDs von 5 Stück ist das sowieso kein Problem. Wenn man aber beispielsweise eine CD mit tausend Stück Auflage hat, bedeutet das tausendmal öffnen, einlegen, wieder zumachen, deshalb die Produktionskosten (oder die Zeit) von Anfang an miteinplanen!


CD-Cover der Band Block mit eingelegter Zigarette (ganz links).
Der Designer Stefan Sagmeister musste den Arbeitern in der Fabrik Plastikhandschuhe zum Einlegen der Zigarette zur Verfügung stellen. Gelobt sei Amerika, wo man die Suchtgefahr durch Hautkontakt noch fürchtet!
Das gesamte Design steht unter dem Motto Rauchen. Auf dem Booklet sind vorne drei Zigaretten abgebildet, auf denen unter dem Filter anstatt der Zigarettenmarke der Albumtitel und die Band draufstehen. Die CD ist bedruckt mit einem Aschenbecher, die Länge der Tracks wird in unterschiedlich aufgerauchten Zigarettenstummeln angezeigt.


Eine gute Idee ist die spielerische Beschäftigung mit der runden herausnehmbaren Form der CD.
Auch ohne irgendwelche speziellen Herstellungsverfahren kann man sehr intelligente Ideen mit der Standard-CD verwirklichen.
Alle runden Dinge eignen sich, schön ist es wenn sich die CD und der Aufdruck auf der Inlaycard darunter ergänzen.
zB: Eine Zitronenhälfte und die Saftpresse, eine Schallplatte und der Plattenspieler undsoweiterundsoweiter.


Bei diesem Therapy-Album ist das Thema Müll. Auf der Innenseite der Inlay-Card ist ein gefüllter Mistkübel abgebildet und auf der CD ist der Deckel des Mistkübels aufgedruckt (auf dem Foto oben etwas schlecht zu erkennen). Wenn man die CD herausnimmt, lüftet man also den Deckel der Mülltonne. Schade daß es keine Geruchs-CDs gibt ...


Bei der CD Feelings von David Byrne funktioniert die CD-Hülle als Spiel, auf der CD ist ein Zeiger aufgedruckt, durch Drehen der CD (das geht wenn man ein paar Zacken der Halterung herausbricht, Achtung nicht verschlucken) wird ein Farbbalken angezeigt, der auf einen Farbcode im Booklet verweist, an dem man seine Stimmung ablesen kann.

Im Spielwarenhandel gibt es auch Brettspiele wie Schach, Dame und Mensch-ärgere-dich-nicht in einem CD-Jewelcase.


Die Verwendung eines eingefärbten Covers.



Stefan Sagmeister: Zenker Mountain of Madness. Weil die Idee so gut ist, wurde sie bei einem zweiten Album von Zenker gleich nochmal verwendet.
Die sinnvolle und durchdachte Verwendung eines eingefärbten Covers als Farbfilter.
Erst wenn man das Booklet herauszieht, sieht man das zweite in grün gedruckte Bild.


Dieses Prinzip leitet sich vom Anaglyphen-Verfahren für Stereo-Photographie her, bei dem das linke Stereobild in Rot und das rechte in Grün gedruckt ist und mit einer Brille mit einer roten und einer grünen Farbfilterfolie dem rechten und linken Auge zugeordnet wird. Das Verfahren gibt es außer mit Rot/grün auch mit Rot/Blau (und würde auch mit jedem anderen Komplementärfarbenpaar funktionieren). Eingelegte Plastikfolien wäre eine billigere Alternative zu dem gefärbtem Cover.



CDs mit unregelmäßiger Form (Freiform, Shape-CD) anstelle der runden werden häufig bei Themen-CDs wie für Weihnachtslieder verwendet, die man an der Tankstelle zu kaufen bekommt. Damit kann man aber auch etwas sinnvolles machen. Wichtig ist hier, daß sich der Schwerpunkt der unregelmäßigen Form im Mittelpunkt des Lochs befindet, damit die CD bei der Rotation nicht unwucht läuft. Die Form ist auf jeden Fall mit der Produktion abzuklären. Für Slot-In CD-Laufwerke allerdings nicht geeignet. In Amerika muß man bestimmt einen entsprechenden Warnhinweis auf der CD anbringen.


Man kann also ohne weiteres auch eine eckige CD herstellen lassen, wenn man will. Nur um das Loch in der Mitte kommt man nicht herum, hier hält der Motor des CD-Players die CD und dreht sie. Falls ich das diesmal noch nicht erwähnt habe, auch eine unregelmäßige Form ist selbstverständlich mit einem Aufpreis verbunden, da die Form eigens produziert werden muß.


Pet Shop Boys : Very
Da haben die Steichelzoo-Jungs wohl einen Industriedesigner für ihren Cover engagiert. Diese CD hat ein eigens produziertes gegossenes Cover, das ein wenig an die Struktur von Lego-Steinen erinnert. So etwas wird im Spritzgußverfahren hergestellt und ist sehr teuer, allein die Herstellung der Gußform wird in etwa mehr als 10.000 Euro kosten. Dafür sind die Folgekosten der reinen Herstellung pro Stück sehr gering. Bei CDs über 100.000 Stück Auflage also sicher rentabel :-)


Dieses Cover hat Plastikrillen für den Effekt einer Wackelpostkarte. Auch hier gibt also es ein eigens hergestelltes Plastik-Cover. Möglicherweise gibt es das auf Anfrage sogar fertig, hab ich nämlich schon öfter gesehen.
Diese Produktionsideen sind jedoch teuer und wohl nur für grosse Produktionen mit viel Budget geeignet, aber sehr originell, auffallend und gelungen.


Besondere Booklets/Verpackungen aus Papier
Durch Stanzung, unregelmäßige Form, besonderes Papier oder im Zusammenspiel mit der CD sind hier ungewöhnliche Gestaltungen möglich. Einfach ein Blatt Papier hergenommen und im Origamibuch nachgeschlagen.

Hier wird einfach ein gestanztes Stück Papier wie ein Briefumschlag um die CD herumgewickelt.

Besonders interessant ist hier die Lasche in Dreiecksform, die durch mehrere gestanzte Einschnitte geschoben wird und so die Papierhülle verschliesst. Da hätte man mit Farbe noch einiges mehr machen können.

Grundsätzlich kann man aus jedem Material eine schützende Hülle für die CD machen.
Ein Wiener Orchester hatte einmal einen Cover aus zwei verformten Stücken einer Vinyl-Langspielplatte, die mit eingesetzten Magneten zusammengehalten wurden.


David Byrne Booklet mit abgerundeten Ecken.

Es gibt mittlerweilen einige Bücher, die sich speziell mit CD-Gestaltung auseinandersetzen. Da Stefan Sagmeister viele CD-Cover gestaltet hat, sind in seinem Buch "Made you look" etliche sehr sorgfältig durchdachte Beispiele zu finden. Für eine originelle Sagmeister-Idee gilt meist: Kombiniere mehrere Methoden der Herstellung (oder mehrere konzeptionelle Ansätze).


Anstatt der vorgegebenen Hüllen kann man natürlich auch selber bespielweise einen Buchcover in der entsprechenden Größe herstellen lassen, für solche Zwecke gibt es einklebbare CD-Halterungen. Alle Formen, die nicht als Standard vom CD-Hersteller angeboten werden, müßen mit den entsprechenden Dienstleistern produziert werden und sind natürlich teurer. Solche CD-Halterungen aus verschiedenen Kunststoffen gibt es in den unterschiedlichsten Formen, seit in jedem zweiten Buch eine CD oder DVD hinten eingelegt wird.


Für ein Buch am schönsten und ohne Plastik sind immer noch einfach zwei Einschnitte (Stanzungen), die die CD halten. Diese zwei Einschnitte können natürlich beliebig geformt sein.
Damit das Buch durch die CD nicht deformiert wird, sollte man auch eine runde Aussparung in 1 mm dickem Karton machen, in der die CD Platz hat. Wenn da nur das Budget mitspielt.

Wenn man zusätzlich Schuber oder ähnliches außen herum um das Jewel-Case machen will, sollte man darauf achten, das das Ding trotzdem in einem normalen CD-Regal Platz hat, nichts ist lästiger als eine CD-Hülle die man nirgendwo unterbringen kann.

Von den Abmessungen des Datenträgers ist die DVD gleich der CD. Der bedruckbare Bereich sollte genauso beim jeweiligen Hersteller nachgefragt werden. Die Höhe des länglichen DVD-Covers kommt von der VHS-Hülle her, der Fachausdruck für die biegsame meist schwarze Plastikhülle ist Amaray-Box. Diese Plastikhüllen gibt es auch in völlig transparent oder eingefärbt, obwohl sie für die DVD praktisch immer schwarz sind. Auch die DVD-Hülle kann man selbstverständlich als Verpackung für eine Audio-CD verwenden. Für eine Filmmusik-CD währe das passend.
Die Papiereinlage in der äußeren Hülle hat normalerweise 18,3 x 27,3 cm. Der Rückenbereich in der Mitte ist etwa 12 mm, den man aber nicht voll nutzen sollte, da die Papiereinlage gerne mal um einen Millimeter verrutscht. Die Gestaltung muss also so sein, dass auch ein leicht verrutschter Rücken nicht unangenehm auffällt. Man sollte den Streifen also nicht durch Farbe hervorheben (oder genügend Spielraum lassen), sondern besser einen durchgehenden Hintergrund (Foto) verwenden.
Das Format für das DVD-Booklet ist normalerweise 12 x 18 cm. Im Zweifelsfall lässt man sich vom Hersteller ein Muster schicken und mißt das Format selbst nach.


Im Entwurfsstadium ist alles denkbar, alles!
Auch den CD-Cover mit einem Brandzeichen zu versehen oder mit der Sprühdose zu bearbeiten.
Für die Produktion kann man das im schlimmsten Fall im Endeffekt immer noch abfotografieren und dann normal drucken lassen.


Auf das Foto gestickter CD-Titel (wurde für den Druck einfach nochmal abfotografiert)
Aufgestickte Schriften oder Ornamente findet man in letzer Zeit auch häufig in der Modewerbung.


Selbstgemachter Cover, direkt auf das Plastik gemalt (danke Marc!).

Wenn es aber an die Herstellung geht, muss man oft Kompromisse machen, das ist nicht immer schlecht, manchmal verhilft einem das zu besseren Einfällen als Umgehungsstrategie von Produktionszwängen. Viele gute Ideen sind auch schon aus Geldmangel entstanden.
Im Notfall kann man den Entwurf immer noch abfotografieren oder scannen und so auf Papier drucken. Ist zwar nicht dasselbe wie echtes Material, geht aber oft nicht anders.