Kalibrierung von Geräten, Erstellen von Farbprofilen, Color-Workflow

Grundsätzlich funktioniert das Erstellen eines Farbprofiles so:
Eine genormte Zusammenstellung an Farbfeldern wird gescant und vermessen, der Unterschied vom tatsächlich vorhandenen Ist-Wert zum bekannten erwünschten Soll-Wert wird im Farbkorrekturprofil beschrieben.
Durch Anwendung des Farbprofils ensteht wieder ein farbrichtiges Bild. Diese Farbkorrektur wird aber normalerweise nicht tatsächlich an den Daten durchgeführt und diese dadurch verändert, sondern es wird nur die Korrekturkurve in die Bilddatei mitgespeichert, und jeweils die Bildschirm-Korrekturkurve vor der Anzeige der Bilddatei am Bildschirm angewendet, die Drucker-Korrekturkurve vor dem Ausdruck auf den Drucker. Die Originalbilddatei an sich bleibt unangetastet und unverändert, es werden nur mehrere Korrekturkurven für unterschiedliche Anzeige- und Ausgabezwecke hinzugefügt.

Eines der Probleme dabei ist, daß diese Kalibrierung (Farbeinstellung) der Geräte in regelmäßigen Abständen wiederholt werden muß, und daß für einen geschlossenen Kreislauf auch die Druckerei für ihre Offsetdruckmaschinen ein Profil erstellen muß. Dieser ganze Aufwand ist nur für professionelle Verwendung sinnvoll, bei ständig wiederholten Arbeitsvorgängen.

In vielen Fällen kann als Annäherung auch mit allgemeinen Standardwerten (zB Euroskala) gearbeitet werden. In Photoshop beispielsweise gibt es bei den Farbvoreinstellungen allgemeine Vorgaben (zB. Druckvorstufe Europa), die mittleren Ansprüchen durchaus genügen.

Die Kalibrierung des Monitors zur Beurteilung des Bildes ist sehr wichtig. Besonders ein Röhrenbildschirm muss etwa alle drei Monate neu eingestellt werden, wobei die endgültige Farbwiedergabe erst bei konstanter Betriebstemperatur nach einer halben Stunde Betrieb gegeben ist. Außerdem muß der Einfluß von anderen Lichtquellen, das Umgebungslicht (die Fenster, Leuchtstoffröhren oder Glühbirnen, und was sich sonst von der Beleuchtung des Raumes auf dem Glas des Monitors wiederspiegeln kann und die Farbe verfälscht) berücksichtigt werden. Professionelle Monitore haben deshalb meist eine Abschirmung gegen das Umgebungslicht des Raumes (kann man aber aus einem Pappkarton sehr einfach selbst basteln). Bei TFT-Monitoren kommt das Problem des Leuchtwinkels hinzu (am besten den Kopf bei Farbkorrekturen nicht bewegen :-).

Bei der Kalibrierung von Computer-Druckern und Druckmaschinen geht es nicht nur um eine Korrektur des Druckers oder der Maschine, sondern auch um das Papier. Eine Druckerei müßte deshalb eigentlich für die häufigsten Papiere (glattes, gestrichenes Papier wie Kunstdruck, Kunstdruck matt, ungestrichenes Papier) eine eigene Kalibrierung durchführen, was jeweils mit einem großen Aufwand verbunden ist. Außerdem muß die verwendete Separationsmethode (GCR, UCR, Gesamtfarbauftrag, Maximum Schwarz) ins Profil miteinfließen, da die Werte sonst nicht aussagekräftig und wertlos sind.

Auch für den Computer-Drucker zuhause muß man für jeden neuen Papiertyp eine neue KA?alibrierung durchführen.

Der theoretische Vorteil an der ganzen Prozedur ist, daß ohne jeden Eingriff oder händische Korrektur die Farbe automatisch immer stimmt. Der englische Fachausdruck für den gesamten Arbeitsablauf von Anfang bis Ende ist der Color-Workflow, wie Farbmanagement auch ein gerne verwendetes Schlagwort.
Des weiteren werden Probleme bei der Farbumwandlung vom RGB-Farbraum in den für den Druck benötigten cmyk-Farbraum vermieden, da diese Umwandlung erst ganz am Schluß in der Druckerei mit der dort ermittelten Einstellung erfolgt, und die Bilddaten bis dahin im unproblematischeren und größeren RGB-Farbraum verbleiben. Diese Arbeitsweise ist ganz besonders dann von Vorteil, wenn ein Anzeige in verschiedenen Druckverfahren so konsistent wie möglich erscheinen soll.

Für das Farbmanagement hat sich als allgemein gültiger Standard zum Austausch von Farbprofilen das ICC-Profil bewährt, ein 1993 von der International Color Commission festgelegter Standard.


Soweit die Theorie, jetzt zur Praxis

Der ganze Gedankengang setzt voraus, daß perfekte Fotos, Dias oder Digitalfotos vorhanden sind.
Das ist aber leider sehr häufig nicht der Fall.
Wenn ein Foto mit einem Farbstich gescannt wird, wird also bei perfekt eingestelltem Farbmanagement der Farbstich perfekt erhalten. Ingenieure schätzen Farbmanagement, weil hier alles genau vermessen werden kann, aber die Feineinstellung von Farben erfolgt oft nach Erfahrung, Geschmack und Gefühl und nicht nach vermessenen Farbtabellen.
Man sollte bei allem Farbmanagen nicht vergessen, daß es grundsätzlich darum geht, die Bilder so gut wie möglich aussehen zu lassen, und oft sind objektiv falsche Farben subjektiv einfach schöner.
In der konventionellen Silberfotografie gab es am Ende auch nicht den perfekten Film, sondern unterschiedliche Filmtypen mit optimierten Emulsionen für unterschiedliche Verwendungszwecke, beispielsweise einen Portraitfilm, der zur Wiedergabe von Hauttönen besonders gut geeignet ist.

Wenn der Monitor nicht perfekt eingestellt ist, erscheinen die Farben falsch, und immer viel zu leuchtend im Vergleich zu Pigementfarben. Professionelle Reprotechniker (heute der Scanner-Operator) verlassen sich deshalb nach wie vor eher auf die gemessenen Farbwerte der Pipette und ihre Erfahrungswerte als auf den rein optischen Farbeindruck.
Es gibt im RGB-Farbraum viele Farben, die in cmyk nicht darstellbar sind, das gilt aber auch umgekehrt. Deshalb wird Farbkorrektur vom geschulten Reprotechniker häufig immer noch nach den numerischen cmyk-Werten vorgenommen, und nicht nach rein visuellen Kriterien.
Für den Computer-Drucker muß für jedes unterschiedliche Papier, aber auch für Farbpatronen unterschiedlicher Hersteller eine neue, eigene Korrekturkurve erstellt werden.
Umfassendes Colormanagement kann also nur die Fehler minimieren und Vorgänge automatisieren, stellt aber keine perfekte Lösung dar. Nur ein feststehender, immer wiederholter, genau festgelegter Vorgang kann wirklich vollständig automatisiert werden.
Für den Offsetdruck muß die Druckerei ein gerätespezifisches Profil für das jeweilige Papier (oder zumindest die häufigsten Papierarten) erstellt haben.
Bei einer Digitalkamera eine Farbkorrekturkurve zu erstellen ist noch problematischer, weil je nach Farbtemperatur des aufgenommenen Bildes die Farben unterschiedlich sind. Bei Normlicht eine Farbkorrekturkurve zu erstellen ist dennoch sinnvoll, weil dadurch zumindest konstruktionsbedingte Farbstiche des CCD-Chips beseitigt werden können. Bestimmte grundsätzliche Farbkorrekturen können so automatisiert werden, aber ein Eingriff von Hand ist für perfekte Bilder immer noch notwendig. Farbmanagement wird deshalb nicht die Farbfeineinstellung ersetzen, aber in vielen Fällen ergänzen.

Der Weißabgleich auf einer digitalen Fotokamera oder Videokamera ist ein ähnliches Prinzip der Farbkalibrierung, nur daß diese Einstellung auf die Bilddaten angewandt wird. Deshalb wird man für Korrekturen nach Farbprofilen immer die RAW-Daten der Kamera verwenden, die unkorrigiert vorliegen. Diese Korrektur der RAW-Daten beseitigt aber nicht Probleme mit der Farbe der Beleuchtung auf dem Foto (Lichtfarbe=Farbtemperatur). Das menschliche Gehirn nimmt beim Sehen auch so etwas wie einen Weißabgleich vor, und entfernt beispielsweise den Gelbstich durch Beleuchtung mit einer Glühbirne wieder aus den Farben. In einem Foto wird ein solcher Farbstich aber meist als störend empfunden.

Farbtemperatur

Kalibriert wird in der Reihenfolge Monitor, Scanner, Drucker. Der Bildschirm steht an erster Stelle, damit man einmal alle Farben in der Vorschau richtig sieht. Weil zur Kalibrierung des Ausdrucks ein farbrichtiger Scan notwendig ist, muß der Scanner natürlich zwingend vor dem Drucker kalibriert werden. Natürlich entstehen durch diesen zweistufigen Korrekturprozess des Ausdruckens und Scannens wieder geringe Fehler.

Scanner kalibrieren:
Professionellere Scanner werden nicht nur mit einer Scansoftware, sondern auch mit einer Kalibrierungssoftware ausgeliefert. Dazu gehört auch eine Testtafel mit Farbfeldern und bei Durchlichtscannern ein Testdia (beides meist nach dem IT8-Standard).
Diese Farbfelder können je nach Hersteller von ihrer Zusammenstellung unterschiedlich sein, beinhalten aber auf jeden Fall die Grundfarben und bestimmte typische problematische Mischfarben. Zur optischen Kontrolle ist meist auch ein Foto enthalten, um einen optischen, nicht nur gemessenen Farbeindruck zu sehen.

IT8 Farbkarte, Target, Referenzvorlagen:
Die IT8-Farbkarte ist die verbreitetste Norm von Farbfeldern zur Vermessung von Farbkorrekturen.
Sie wird vielen Scannern entweder als Foto oder bei Diascannern auch als Dia (Durchsichtvorlage) beigeben und viele der Programme zur Herstellung eines ICC-Profils verwenden die IT8-Karte.
Jede Farbkarte hat Abstufungen der RGB und cmyk-Grundfarben, und dann eine Zusammenstellung schwieriger Mischtöne. Nicht fehlen darf auf jeden Fall ein Testbild zur optischen Kontrolle, meist ein Portraitfoto.

IT8 Referenzvorlagen, Farbkarten
IT8 7/1 Aufsicht-Farbreferenzvorlage (Foto)
IT8 7/2 Durchsicht-Farbreferenzvorlage (Dia)
IT8 7/3 Farbreferenzvorlage als Datei

Bei Agfas Colortune/FotoLook sieht die Farbkarte beispielsweise so aus (Freiheit für die Farbe!):

Ergänzende und vertiefende Module