
DeSpeak. Speak only the bare minimum with your _?_
"Wie sich die zwischenmenschliche Sprache zu Gunsten der KI ändern wird."
"How interpersonal language will change in favor of AI."
"Seien sie nicht höflich, das gehört sich nicht."
"Don't be polite, it's not good manners."
S. 2025/08/05
So viel Strom verbraucht Höflichkeit
Erhebungen zufolge bedanken sich zwei von drei Menschen bei KI-Chatbots wie ChatGPT. Forscherinnen und Forscher haben ausgerechnet, wie viel Strom solche Höflichkeiten verbrauchen. Ihr Fazit: Zumindest aus Energiespargründen sollte man auf „bitte“ und „danke“ verzichten.
„Bitte“ und „Danke“, kleine Worte, die im Alltag zum normalen Umgangston gehören. OpenAI, der Firma hinter dem KI-Chatbot ChatGPT, kosten sie aber im Jahr mehrere Millionen US-Dollar; das verriet Gründer und CEO Sam Altman vor Kurzem auf der Plattform X. Wie viel Strom ChatGPT dafür benötigt, sagte er nicht.
Forscherinnen und Forscher der TU Wien haben versucht, das von KI-Firmen gut gehütete Geheimnis zu lüften: Digitale Höflichkeit verbraucht jährlich so viel Strom, wie 2.500 österreichische Haushalte im Jahr. „Man muss sich das so vorstellen, wenn ich einen Prompt eingebe, wird jede Silbe untersucht, unabhängig davon, wofür das Wort benutzt wird oder welche Bedeutung es hat. Und das kostet Strom“, erklärt die KI-Energie-Forscherin Ivona Brandic von der Technischen Universität Wien.
Hochrechnung des Stromverbrauchs
Für die Berechnung hat das Team um Brandic alle öffentlichen Informationspuzzleteile gesammelt und sie mathematisch zusammengefügt. „Man weiß, dass täglich ca. 2,5 Milliarden Prompts geschrieben werden, im Jahr sind das rund 900 Milliarden. Man hat Infos zum Stromverbrauch eines Prompts und weiß, dass sich ungefähr 70 Prozent bei der KI bedanken. Dann gibt es Untersuchungen, wonach Höflichkeitsworte ca. vier Prozent eines durchschnittlichen Prompts ausmachen, usw. Über all diese Informationen kommen wir dann mithilfe von Reverse Engineering auf unsere Aussagen. “
Ein kanadisches Forschungsteam wählte einen anderen Weg, kam damit aber auf ein ähnliches Ergebnis: „Mehrere hundert Haushalte.“ In diesem Fall sind es allerdings kanadische, die einen deutlich höheren pro Kopf-Verbrauch haben als Österreich. Die Forscher rund um die KI-Expertin Sasha Luccioni haben kleinere Modelle gebaut, Tests durchgeführt und die Ergebnisse schließlich hochgerechnet.
Die Forschung kann mit diesen Methoden zwar nicht exakt berechnen, wie viel Strom ChatGPT und andere Modelle für höfliche Nutzerinnen und Nutzer verbrauchen. „Wir kommen aber trotzdem auf belastbare Zahlen, die uns zumindest eine Größenordnung geben, mit der wir weiterarbeiten können“, erklärt Brandic. Beispielsweise wird dadurch greifbarer, wie viel Strom und Platz KI-Rechenzentren mittel- und langfristig brauchen, und dabei geht es nicht um Höflichkeitsstrom allein.
Bedarf steigt
Weltweit nutzen mittlerweile 500 Millionen Menschen jede Woche ChatGPT – vergangenes Jahr zu dieser Zeit waren es noch 200 Millionen. Mit jedem zusätzlichen Wort brauchen KI-Firmen immer mehr Strom. „Es gibt Untersuchungen, dass beispielsweise in Irland, ein Drittel des Stromes in einigen Jahren nur für Rechenzentren benötigen wird.“ Auch im US-Bundesstaat Pennsylvania nahe Harrisburg reaktiviert Microsoft ein stillgelegtes Atomkraftwerk, das allein den Energiehunger eines neuen Rechenzentrums stillen soll.
Ein paar „Bitte“ und „Danke“ wegzulassen, wird den wachsenden Strombedarf allein zwar nicht bremsen, könnte aber dennoch eine Rolle spielen. „Wir müssen jetzt Menschen trainieren, Sachen so zu formulieren, wie es ein Computer gerne hätte.“ Und das heißt für Brandic: nicht unhöflich, aber genauer und kürzer. „Es geht nicht nur darum, Höflichkeitsformen wegzulassen, sondern generell alles, was für die Bearbeitung und Beantwortung der Frage nicht notwendig ist.“
Ref. https://science.orf.at/stories/3231413/