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Einleitung

Um über die Bedeutung von Farben sprechen zu können, muss man sich zuerst die Frage stellen, ob wir zu jeder Farbe eine einzigartige Empfindung zuordnen können. Die Antwort ist ganz klar nein, nicht nur, weil es mehr Gefühle als Farben gibt, sondern auch, weil man die emotionale Wirkung von Farben nicht verallgemeinern kann. Mit Gefühlen verbinden wir immer mehrere Farben, die sich gegenseitig verstärken und erklären. Es sind also die Nebenfarben, die die Wirkung der Grundfarben bestimmen. Wie ein und dieselbe Farbe verschiedene Empfindungen auslösen kann, lässt sich durch deren Verbindung mit vielfältigen Erinnerungen erklären:

 

Sie werden erinnert durch den Zusammenhang (Kontext), in dem wir eine Farbe wahrnehmen. Der Kontext sagt uns, ob eine Farbe real oder als symbolische Farbe gemeint ist, ob eine Farbgebung konventionell oder kreativ ist. Der Kontext definiert die Farbwirkung. (Heller 2008, 13)

 

Ebenso wie die gleiche Farbe anders wirken kann, wird auch der Farbton, den wir wahrnehmen, durch den Kontext definiert. Die Hoffnung wird beispielsweise nicht als giftgrün beschrieben und Spinat nicht als smaragdgrün. Wie viele Nuancen einer Farbe man unterscheiden kann, ist individuell unterschiedlich, hängt aber oft von der Profession ab: Ein Papierhändler kennt beispielsweise etliche Weißtöne, ebenso wie ein Juwelier die Grünnuancen eines Smaragds unterscheiden können muss.

 

Im folgenden Text möchte ich verschiedenen Bedeutungsebenen von Farben (ich beschränke mich auf die drei Lichtfarben der additiven Farbmischung Rot, Blau und Grün) erläutern und folge dabei dem Grundgerüst von Dr. Eva Heller, indem ich zuerst die psychologische Wirkung und danach die traditionelle, kulturelle und politisch Bedeutung dieser Farben abhandle.

 

Bei den Prozentangaben über die durch Farben hervorgerufenen Gefühle und die mit Farben verbundenen Eigenschaften beziehe ich mich auf die anonyme Umfrage der Soziologin und Psychologin Dr. Eva Heller, deren Ergebnisse in ihrem Buch „Wie Farben wirken“ aufgelistet sind. Im Zuge dieser Umfrage wurden 1888 Männer und Frauen gebeten auf einem Fragebogen Farben zu Begriffen aus verschiedenen Gefühls- und Erfahrungsbereichen zuzuordnen. Zur Auswahl standen dabei Blau, Braun, Gelb, Gold, Grau, Grün, Orange, Rosa, Rot, Schwarz, Silber, Violett und Weiß. Um die Befragten nicht durch vorgegebene Farbnuancen zu beeinflussen, wurden die Farben nur schriftlich aufgelistet. Wer sich bei einem Begriff nicht für eine einzige Farbe entscheiden konnte, durfte auch zwei Farben eintragen.

 

Auch bei historischen Fakten und zeitgeschichtlichen Entwicklungen beziehe ich mich auf Dr. Eva Hellers Buch. Weiters habe ich als Einstimmung für diese Arbeit die Trilogie „Drei Farben“ von Krzysztof Kieslowski angesehen und versucht, das Gesehene mit meinem Wissen zu verknüpfen.

 

Das Wissen um die Wirkung von Farben ist in allen künstlerischen Zweigen, sei es die Malerei, das Foto oder der Film, von größter Bedeutung, denn eine Farbe kann schnell ihre Wirkung verlieren, wenn sie in einem falschen Zusammenhang steht oder mit einer falschen Bedeutung kombiniert wird:

 

Nur wer eine Farbe im ganzen Spektrum ihrer Bedeutung kennt, kann das schöne Rot vom häßlichen Rot, das banale Grün vom extravaganten Grün unterscheiden. Je mehr man über die Bedeutung von Farben weiß, desto besser kann man ihre Wirkung beurteilen. (Heller 2008, 17)

 

Psychologische Wirkung von Farben

Farben können automatische Reaktionen und unbewusste Assoziationen auslösen. Diese haben ihren Ursprung in Erfahrungen, die wir sehr oft gemacht und dadurch verinnerlicht haben. Eine wichtige Rolle spielen Farben für unser Wohlbefinden, da sie besonderen Einfluss auf unser Raum-, Temperatur-, und Geschmacksempfinden haben.

 

BLAU 

40% der Männer und 36% der Frauen gaben Blau als ihre Lieblingsfarbe an. In der Beliebtheit spiegelt sich die Verbindung von Blau mit etlichen guten Eigenschaften wie Sympathie (28%), Harmonie (28%) und Freundschaft (28%).

Farben haben, wie einleitend erwähnt, einen großen Einfluss auf unser Raumempfinden und können die Illusion der Perspektive schaffen: Dabei wirken warme Farben näher und kalte Farben weiter entfernt. Diese Verbindung von Farben mit Entfernung ergibt sich durch die Veränderung, der Farben unterworfen sind, wenn sie aus großer Entfernung gesehen werden: Eine sattes, leuchtendes Rot wirkt nur in der Nähe: Je größer die Entfernung zur Farbfläche ist, desto bläulicher wirkt es- dies bewirken die verschiedenen Luftschichten, die sich zwischen Betrachter und Fläche befinden. Die Farbe wird aber auch trüber und blasser, je weiter sie weg ist, weswegen blasse Farben optisch weiter hinten erscheinen. In der Malerei nennt man die Perspektive, die durch nahe und ferne Farben geschaffen wird „Luftperspektive“.

Mit der Wirkung des Entferntseins verbindet sich die Wirkung von Kälte (47%) und Kühle (46%). Diese Verbindungen resultieren aus der Erfahrung, dass unsere Haut in der Kälte blau wird und der Schnee im Sonnenlicht bläulich schimmert.

In unserem Sprachgebrauch hört man auch vom blauen Meer und vom blauen Himmel, obwohl beide eigentlich farblos sind. Wir haben gelernt, dass Blau aus dem Transparenten entstehen kann. Diese psychologische Wirkung von Blau wird mit der im nächsten Kapitel erläuterten symbolischen Wirkung verbunden (Fahrt ins Blaue).

Blau kann in der Form von Forderungsschreiben auch eine ganz andere, nämliche mahnende Wirkung haben (Strafzettel; Gerichtsbescheide; „blauer Brief“).

 

ROT

20% der Männer und Frauen gaben Rot als ihre Lieblingsfarbe an. Dies macht Rot zur zweitbeliebtesten Farbe bei den Befragten und lässt sich wahrscheinlich am Besten durch die Verbindung der Farbe mit positiven Gefühlen wie Liebe (70%) erklären.

Rot ist „die älteste Farbbezeichnung in den Sprachen der Welt“ (Heller 2008, 51). In einigen Sprachen ist das Wort „farbig“ identisch mit dem Wort für „rot“ (wie im Spanischen: „colorado“). Das reine Rot, das weder Gelb noch Blau enthält, nennt man Magenta.

Als Raum- und Materialfarbe wirkt Rot nur aus der Nähe, womit Rot von 29% der Befragten verbunden wurde.

Die Feuerfarben Rot, Orange und Gelb vermitteln ein Empfinden von Wärme (Rot 42%, Orange 23%, Gelb 8%) und Hitze (Rot 46%, Gelb 23%, Orange 21%).

Rot ist im Straßenverkehr die Farbe für gesetzliche Verbote. Wer Rot missachtet, verstößt gegen das Gesetz. Bei der Ampel wird durch Rot angezeigt, dass man unbedingt anhalten muss. Diese Farbe wurde Gelb und Grün vorgezogen, weil Gelb als Standartlicht, von Straßenlampen und Autoscheinwerfern kaum zu unterscheiden ist und Grün am Tag in der Landschaft untergeht. Rot ist sowohl bei Nacht als auch am Tag die unnatürlichste und auffälligste Farbe in unserer natürlichen Umgebung von Himmel und Landschaft.

Es signalisiert Gefahr, weswegen Notbremsen, Alarmknöpfe und Warnleuchten rot sind. Auch in Aufnahmestudios und Operationssälen verbietet Rot den Zutritt.

In der Schule wird ein roter Stift von den Lehrern für die Korrektur von Tests und Hausübungen verwendet, in Geschäften werden mit einem roten Stift Preise durchgestrichen und somit reduziert und in der Wirtschaft gibt es den Ausdruck der „roten Zahlen“, die für den Verlust stehen.

 

GRÜN

Grün war in der Umfrage die drittbeliebteste Farbe: 12% der Männer und Frauen gaben Grün als ihre Lieblingsfarbe an. Es gibt aber auch viele, die Grün nicht mögen: 10% der Männer und 8% der Frauen gaben Grün als die Farbe an, die ihnen am wenigsten gefällt.

Obwohl Grün in der subtraktiven Farbmischung eine Mischfarbe aus Blau und Gelb ist, wird die Farbe meist selbstständig wahrgenommen. Grün ist komplementär zu Rot, aber „in unserer Empfindung und in unserer Farbsymbolik ist Blau der Gegenpol zu Rot“ (Heller 2008, 80).

Der Ursprung des Wortes „grün“ liegt im germanischen Wort „ghro“, was soviel wie „wachsen“ oder „gedeihen“ bedeutet. Im Englischen entwickelte sich daraus „grow“ und „green“.

Grün wirkt neutral, da es zwischen den beiden Extremen Blau und Rot positioniert ist: Zwischen dem heißen Rot und dem kühlen Blau ist das angenehme Grün, zwischen dem trockenen Rot und dem nassen Blau ist das feuchte Grün, zwischen dem materiellen Rot und dem geistigen Blau ist das natürliche Grün und zwischen dem aktiven Rot und dem passiven Blau ist das beruhigende Grün. Auch in der Raumwahrnehmung ist Grün die Mitte: Zwischen dem nahen Rot und dem fernen Blau liegt Grün.

„Extreme sind aufregend, gefährlich. Grün in vollendeter Neutralität zwischen allen Extremen, wirkt beruhigend und sicher“ (Heller 2008, 80).

Deswegen wurde Grün im Farbtest mit dem Beruhigenden (Grün 40%, Blau 15%), der Ruhe (Grün 30%, Blau 16%, Weiß 15%),  dem Angenehmen (Grün 23%, Blau 15%) und der Sicherheit (Grün 23%, Weiß 15%, Blau 14%) assoziiert. Weil grüner Untergrund angenehm auf das menschliche Auge wirkt, sind  Billard- und Roulettetische grün bespannt und auch die Wandtafel in der Schule ist grün. 

Die genaue Wirkung von Grün lässt sich am besten durch die Kombinationsfarben verstehen: Grün-Blau-Weiß stehen für positive Eigenschaften, wohingegen Grün-Gelb-Schwarz negativ gewertete werden.

Grün ist die Farbe der Photosynthese, im Zuge derer aus anorganischen organische Stoffe werden. Als Farbe der Pflanzenwelt kann Grün vielen Begriffen eine neue, naturbezogene Bedeutung geben: So wird ein Wald für eine Großstadt zur „grünen Lunge“, ein unerforschter Urwald zur „grünen Hölle“ und ein Hobbygärtner bekommt einen „grünen Daumen“. In der Stadt, wo die natürliche Vegetation teilweise vollkommen aus dem Blickfeld verschwunden ist, fahren die Menschen zur Erholung „ins Grüne“. Dort gibt es auch „Grünanlagen“ und „Begrünungsflächen“. Der Wert von Grün hängt also von seiner Verfügbarkeit im direkten Umfeld ab.

Wenn man Schlagwörter der Kultur und der Zivilisation mit dem Prädikat „grün“ versieht, will man damit die Wirkung von Natürlichkeit erzeugen (48% der Befragten nannten Grün als Farbe der Natürlichkeit).

Wenn man Grün als Farbe der Natur erlebt, verbindet man damit häufig auch das Gesunde (34%), das Frische (34%) und die Erholung (63%). „Grünzeug“ ist eine andere Bezeichnung für Gemüse und Grün wird deswegen allgemein als die Farbe des Gesunden (30%) gesehen.

Im Zusammenhang mit verschiedensten Nahrungsmitteln kann das Attribut „grün“ auch den Zusatz von Gemüse und Kräutern anzeigen (grüner Eier). Auch das Saure (Grün 38% Gelb 38%) und das Bittere (27%) steht im Zusammenhang mit Grün.

Im Straßenverkehr zeigt uns Grün an, dass das Fahren erlaubt ist (grüne Ampel)- diese Symbolik wurde in die Alltagssprache übernommen (jemanden grünes Licht geben). Grüne Schilder signalisieren auch in Gebäuden freien Durchgang (Kennzeichnung von Rettungswegen und Notausgängen).

Die Bekleidung der Chirurgen ist auch oft grün, da Blut auf grünen Stoffen dunkler und „weniger erschreckend“ (Heller 2008, 83) wirkt.

Symbolische Bedeutung von Farben

Farben werden auch Begriffen zugeordnet, die keine reale Farbigkeit haben- sie bekommen dadurch Symbolcharakter. Auch diese Farbzuordnung entsteht durch die Erfahrung, nur sind es in diesem Fall keine persönlichen Erfahrungen, sondern oft jahrhundertealte Überlieferungen. Die symbolische Wirkung entsteht durch die Verallgemeinerung und Abstraktion der psychologischen Farbwirkung- diese zwei Gebiete sind also sehr eng miteinander verbunden.

 

BLAU

Wenn zwei Liebende räumlich getrennt werden und über weite Entfernung ihre Beziehung aufrechterhalten wollen, müssen sie sich gegenseitige Treue erweisen. Blau (vor allem in Form von Blumen wie Veilchen oder Vergißmeinnicht) ist die Symbolfarbe der Treue (28%), des Vertrauens (35%) und der Zuverlässigkeit (27%).

In der Dichtung der Romantik war die blaue Blume, wie zum Beispiel in Novalis’ Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“, eine Metapher für die Erfüllung der Sehnsüchte. In der Umfrage verbanden auch 27% die Sehnsucht mit Blau.

Blau ist auch die Farbe des Phantastischen (18%) und Unwahren (sein blaues Wunder erleben; keinen blauen Dunst haben).

Das kühle Blau ist vor allem in Kombination mit den Farben Grün und Weiß die Farbe der Erholung (Grün 57%, Blau 16%, Weiß 9%), der Entspannung (Blau 29%, Grün 22%, Weiß 10%) und der Ruhe (Gün 30%, Blau 21%, Weiß 15%). Blau steht dabei für die Erholung, die durch Nichtstun erreicht wird, Grün für die aktive Möglichkeit der Freizeitgestaltung in der Natur und Weiß unterstützt den Aspekt der Ruhe.

Blau und Weiß in Kombination stehen in der Symbolik für die himmlischen Mächte, die Verbindung zum Göttlichen:

In der Tafelmalerei des frühen Mittelalters wurde der Mantel der Maria blau dargestellt als Zeichen ihrer jungfräulichen Reinheit und ihrer Treue zu Gott.

In Ägypten wurden die Himmelsgötter blau dargestellt- Amun hatte eine blaue Hautfarbe und der Nil wurde der „blaue Fluß“ genannt.

Auch beim indischen Gott Krishna war die blaue Hautfarbe ein Kennzeichen der himmlischen Herkunft.

In der modernen Symbolik ist Blau auch die Farbe für das Männliche (35%), wo sie Rot abgelöst hat. Der Grund dafür sind die Babyfarben Hellblau und Rosa. Jahrhundertelang war aber Rosa eine Symbolfarbe des Männlichen und das Jesuskind wurde in rosa Kleidern abgebildet.

 

ROT

Die Symbolik der Farbe ist von zwei Assoziationen mit Rot geprägt: Blut und Feuer sind rot. „Im Hebräischen haben die Worte Blut und Rot denselben Ursprung: Rot heißt „dm“, Blut heißt „dom“. Bei den Eskimos bedeutet Rot wörtlich übersetzt „wie Blut“ “ (Wunderlich 1925, 18). In vielen Religionen, wie zum Beispiel bei den Maya, waren Blutopfer früher üblich. Das Übergießen mit Tierblut sollte die Kräfte und die Stärke des Tieres „auf die Menschen [...] übertragen“ (Heller 2008, 52). Die Symbolik von Blut wurde auf die Farbe Rot übertragen und damit auch die Assoziation der Farbe mit Energie (38%), Aktivität (28%) und Lebensfreude (27%): „Die psychologische und symbolische Wirkung des Blutes macht Rot zur dominanten Farbe in allen positiven Lebensgefühlen“ (Heller 2008, 52).

Rot steht für das gesamte animalische Leben- alle Lebewesen, durch deren Adern Blut fließt.

Es wird mit beiden Extremen der Gefühlswelt des Menschen verbunden: Liebe (Rot 70%; Rosa 8%) und Hass (Rot 47%, Schwarz 23%). Auch hier verbirgt sich eine Erfahrung: Nämlich dass Leidenschaften das Blut in Wallung bringen können: Wenn jemandem etwas peinlich ist, wird er „rot im Gesicht“, ebenso steigt einem das Blut in den Kopf, wenn man verlegen oder verliebt ist. Man kann auch „rot vor Scham“ werden und, wenn man die Kontrolle über sich selbst verliert, nur mehr „rot sehen“.

Als Farbe des Blutes steht Rot auch für den Krieg. Der römische Kriegsgott Mars, nach dem der „rote Planet“ Mars benannt ist, vereinigt typisch männliche Eigenschaften wie Aggressivität (Rot 50%, Schwarz 12%) und Kraft (Rot 36%, Schwarz 23%).

Die gesellschaftliche Bewertung der Eigenschaften kann man aus den Farben ablesen, die mit Rot kombiniert werden:
Bei den positiven Leidenschaften, wie Liebe, ist die Kombinationsfarbe Rosa, bei negativen Leidenschaften, wie Wut (Rot 55%, Schwarz 15%), ist es Schwarz. Wird Liebe mit Erotik und Sexualität gleichgesetzt, so kommt Violett dazu: Leidenschaft (Rot 54%, Violett 12%), Sexualität (Rot 48%, Violett 14%) und Wollust (Rot 31%, Violett 22%).

Je mehr die Gefühle als Sünde gewertet werden, desto mehr wird Rot mit Schwarz verbunden, denn: „Wenn eine Farbe mit Schwarz kombiniert wird, verkehrt sich die symbolische Bedeutung der Farbe in ihr Gegenteil“ (Heller 2008, 54). Um dies zu verdeutlichen, kann man sich ein Bild des Teufels ins Gedächtnis rufen, der mit roter Haut und schwarzer Kleidung dargestellt wird.

Als Symbolfarbe des Feuers wurde Rot in vielen Kulturen verwendet: In der christlichen Mythologie erschien dem Moses Gott als brennender Dornbusch und der heilige Geist wird in der Malerei häufig als Flamme dargestellt. In diesem Fall steht das rote Feuer für die Vertreibung der Dunkelheit und der bösen Mächte und für die Reinigung. Der erste Mensch, Adam, wurde aus „roter Erde“ geschaffen.

Die psychologische Wirkung des unnatürlichen Rot als Warnfarbe wurde auf die moralische Ebene übertragen: Das Wort „Rotlichtviertel“ verdeutlicht noch einmal gut, wie Rot das Unmoralische, die Erotik und somit das Lasterhafte und die Sünde symbolisiert.

Im 16. Jahrhundert wurden viele rothaarige Frauen als Hexen verbrannt.

 

GRÜN

Unsere Erfahrung sagt uns, dass gesunde Pflanzen in ihrer vollen Blüte grün sind, wenn sie welk werden und absterben, verändern sie ihre Farbe. So wurde Grün zur Symbolfarbe des Lebens (38% der Befragten brachten Grün mit Lebendigkeit in Verbindung) und des Wachstums.

Grün hat aber auch die Konnotation der Unreife: Wenn man grüne Früchte neben roten Früchten sieht, geht man davon aus, dass diese unreif sind. Diese automatische Assoziation mit Unreife führt zu einer Verallgemeinerung der Farbe mit fehlender Reife, wie zum Beispiel als Symbolfarbe der Jugend (28%): In der Natur werden im Prozess der Reife aus grünen Knospen Blüten in den verschiedensten Farben- „das Stadium der Unreife ist immer grün“ (Heller 2008, 77). So wird von Jugendlichen gesagt, dass sie noch „grün hinter den Ohren“ seien oder die Unreife wird durch Begriffe wie „Grünschnabel“ (Englisch: „greenhorn“) zum Ausdruck gebracht.
Als Farbe der Hoffnung (52%), einem Gefühl, das nach einer Zeit der Entbehrung entsteht, ist Grün verwandt mit der Erfahrung des Frühlings (64%): So wie man im Winter auf das Wiederaufblühen der Natur im Frühling hofft, wünscht man sich in einer schwierigen Zeit einen Neubeginn im Leben. Dies zeigt sich in sprachlichen Analogien: Die Hoffnung keimt wie die Saat im Frühling.

In der Farbsymbolik der Minnedichtung stand Grün für die beginnende (keimende) Liebe. So wie Pflanzen können sich auch Gefühle entwickeln und wachsen. Eine junge, heiratsfähige Frau wurde damals als „grünes Mädchen“ (Heller 2008, 74) bezeichnet und trug grüne Trachten.

In Kombination mit Gelb ist Grün die Symbolfarbe des Neides (Gelb 53%, Grün 30%) Die Redensart „grün vor Neid“ resultiert aus der Überlieferung, dass Menschen, die sich andauernd ärgern, gallenkrank werden (die Galle ist gelbgrün).

 „Bei den Römern war Grün die Farbe der Venus“ (Heller 2008, 74), der Göttin der Liebe und des Gartens und bei den Ägyptern war der Gott des Nils und der Fruchtbarkeit, Osiris, grün und trug den Beinamen „Der Große Grüne“ (Heller 2008, 74).

 

Traditionelle Bedeutung von Farben

Nicht nachvollziehbare Farbwirkungen verweisen oft auf alte Verfahren zur Farbgewinnung oder Einfärbung von Materialien. Farben waren Jahrhunderte lang nicht in beliebigem Ausmaß verfügbar- manche Farben waren sehr teuer und erforderten einen aufwändigen Produktionsprozess. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts synthetische Farbstoffe auf den Markt kamen, war die Farbe der Kleidung keine Geschmacks-, sondern eine reine Geldfrage: Die Farbstoffe mussten mühsam aus den Färberpflanzen gewonnen und oft importiert werden und auch die Färberei selbst war ein arbeitsintensiver Prozess.

 

BLAU

In Mitteleuropa wurde der blaue Farbstoff aus Waid gewonnen: Die Blätter des Waids müssen hierfür geerntet, zerstampft und in der Sonne getrocknet werden. In einem Bottich muss das Gemisch dann gären. Durch Alkohol löst sich der Farbstoff Indigo aus den Blättern. Die Färber tranken zuerst den Alkohol, da er zu wertvoll war, um ihn direkt den Pflanzen beizumengen, und urinierten danach in den Bottich. Dieser Vorgang hat sich in unserem Sprachgebrauch manifestiert (blau machen; blau sein; blauer Montag).

Als 1498 Vasco da Gama den Seeweg nach Indien fand, bedeutete dies gleichzeitig die Verfügbarkeit von Indigo, einem vielfach ergiebigeren und billigeren Farbstoff als Waid. Um die Waidbauern zu schützen, wurde in Deutschland Indigo verboten und erst 1737 legalisiert.

Bis zum Ersten Weltkrieg trugen alle deutschen Truppen Dunkelblau, nur die Bayern trugen Hellblau. Damit wollten die preußischen Fürsten ihre Waidbauern im Konkurrenzkampf mit den indischen Importeuren schützen. Ab dem Ersten Weltkrieg wurden die farbigen Uniformen durch Tarnfarben ersetzt.

Auch die Matrosen tragen heute noch blaue Uniformen, ebenso wie Piloten, Schaffner oder Wachpersonal.

1863 wurden die Farbfabriken Bayer gegründet und 1865 die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF). 1868 gelang es schließlich Adolf Baeyer Indigo künstlich herzustellen und 1897 brachte BASF das künstliche Indigo auf den Markt und verdrängte somit auch die Inder mit ihrem natürlichen Indigoanbau vom Weltmarkt.

In der Malerei war Blau in Form von Ultramarinblau lange die wertvollste Farbe. Sie wurde aus dem Halbedelstein Lapislazuli hergestellt. Der Stein wurde zermahlen und mit Bindemitteln verrührt.

Lapislazuli galt auch als Mittel gegen die „blauen Krankheiten“ wie Melancholie und Schlaflosigkeit.

   

ROT

Wie bereits erwähnt wurde lange Zeit durch Kleiderordnungen bestimmt, wer welche Kleidung tragen darf: Die reinen und leuchtenden Farben waren für die Reichen reserviert, die Armen durften nur unreine und trübe Farben tragen. Die reinen Farben erhielten deshalb so große Wertschätzung, weil es sehr kostspielig und kompliziert war, die Naturfarbstoffe von Unreinheiten zu befreien. Rot war die teuerste Farbe, und wer Rot tragen durfte, heiratete auch in Rot.

Das edelste und kostbarste Farbe der Antike war Purpurrot, die Farbe von Königsmänteln, Kardinalsmützen und Richterkleidern. Der Farbstoff „Kermes“, aus dem Purpurrot gemacht wird, wird aus den getrockneten, weiblichen Kermesläusen, einer Schildlausart, gewonnen:

Für ein Kilo der Läusefarbe müssen ungefähr 140000 Läuse mit einem Holzspachtel von Blättern gekratzt werden. Getrocknet werden die Läuse zu einem roten Pulver zerrieben. Mit einem Kilo der Läusefarbe kann man etwa 10 Kilo Wolle färben. (Heller 2008, 59)

Ein besonderer Vorteil von Kermes ist seine Lichtechtheit, was bedeutet, dass es nicht mit der Zeit verblasst. Ein weiterer roter Farbstoff ist Krapp, den man aus den getrockneten und gemahlenen Wurzeln der Krapp-Pflanze gewinnt. Krapp wurde für Textil- und Malfarben verarbeitet. Die Entdeckung Amerikas brachte das Rot der Cochenille-Laus, die schon die Mayas zu Färbezwecken verwendet hatten. Die Läuse werden, um den Farbstoff zu gewinnen, getrocknet und zu einem Pulver zermahlen- aus den Cochenilleläusen macht man Karminrot. Cochenille verdrängte Kermes vom Markt. 1871 konnten die Chemiker der Badischen Anilin- und Sodafabrik synthetisches Kapprot herstellen. Wie der Waid verschwand auch der natürliche Krapp vom Textilmarkt.

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war Rot auch die Farbe für viele Soldatenuniformen.

Als Vollstrecker der Todesstrafe trugen Henker im Mittelalter eine rote Kleidung.

In der Kirche sollen rote Gewänder während der Passionszeit an die Leiden Christi erinnern.

 

GRÜN

Dunkelgrün war eine sehr billig produzierbare Farbe, weswegen einfache Filze und Lodenstoffe für die Bauern grün eingefärbt wurden, die Könige und Würdenträger aber keine grünen Kleider trugen. Mit den Blättern und der Rinde verschiedener Bäume, wie der Birke, kann man Stoffe grün einfärben. Es funktioniert aber auch mit anderen Pflanzen, wie Moos, Farn und Heidekraut. Der Arbeitsvorgang des Färbens ist dabei vergleichsweise einfach:

„Die Wolle wird mit einer Alaunlösung vorbehandelt, damit sie die Farbe aufnimmt, dann wird sie in der Pflanzenbrühe stunden-, manchmal tagelang geköchelt“ (Heller 2008, 79).

Die pflanzlichen Farbtöne sind zwar ungiftig, aber die Grüntöne verblassen beim Waschen sehr schnell, außerdem sind sie entweder sehr hell, oder sehr gesättigt.

In Ägypten wurde Grün zu Schminkzwecken aus dem Halbedelstein Malachit gewonnen.

1863 entwickelte der Chemiker Eugen Lucius den grünen Farbstoff Aldehydgrün.

Grün als Farbe vieler gesunder Nahrungsmittel wird auch mit der Bedeutung „giftig“ gelesen (giftgrün) und wurde als Hauptfarbe des Giftigen (Grün 56%, Gelb 21%) und des Ungenießbaren (23%) genannt. Die Malerfarbe Smaragdgrün, die aus in Arsen gelöstem Kupfer-Grünspan hergestellt wurde, ist stark giftig. Sowohl der Prozess der Herstellung und Verarbeitung von Grün, als auch die Weiterverwendung der Farbe sind gesundheitsgefährdend.

Napoleon, dessen Lieblingsfarbe grün war, starb im Exil in St. Helena durch die verdunsteten, mit Arsen angereicherten Tapeten an einer schleichenden „Arsenvergiftung“ (Heller 2008, 78).

Viele fluoreszierende, leuchtende Substanzen sind auch grün, wodurch sich dessen Giftwirkung auf den Menschen noch verstärkt wird.

Kulturelle Bedeutung von Farben

Durch die unterschiedlichen Lebensweisen in verschiedenen Kulturkreisen ergeben sich auch unterschiedliche Farbwirkungen. Allgemein kann festgehalten werden, dass die Farben, die in einer Kultur einen hohen Wert symbolisieren als die männlichen Farben angesehen werden, die zweitrangigen Farben hingegen als weiblich. Einige Farbwirkungen treten auch nur in einer bestimmten Nation als Besonderheiten auf. Farben können auch ihre kulturellen Wirkung verändern.


BLAU

Im Mittelalter war auch die Qualität der Farbe je nach Stand unterschiedlich. Ein leuchtendes Blau durfte in Frankreich beispielsweise nur der König tragen. Als durch den Import aus Indien das Indigo in Europa billiger wurde, färbte man schließlich die Arbeitkleidungen blau. In Amerika und England entstand der Begriff der „Blue-collar workers“. Die Bluejeans der Goldgräber und Cowboys wurden ebenfalls mit Indigo gefärbt.

Ein sprachlicher Unterschied findet sich bei der Verwendung von „blau sein“:

Wenn ein Deutscher blau ist, ist er betrunken, wenn hingegen ein Engländer „blue“ ist, ist er melancholisch (Blues).

Wer bei uns ein „blaues Auge“ hat, hat in England ein „schwarzes Auge“.

Die Redensart des „blauen Blutes“ hat ihren Ursprung in Spanien, wo die Adeligen durch ihre westgotische und nordeuropäische Abstammung viel hellhäutiger waren, als die Einheimischen. Da bei weißer Haut die Adern besser durchscheinen, erschienen den Spaniern die Adern „mit blauem Blut gefüllt“ (Heller 2008, 41).

 

ROT

In Ägypten, wo die Hitze der Sonne das Leben der Menschen erschwert, ist Rot die Symbolfarbe für das Böse und Zerstörung (der ägyptische Gott Sed wurde rot dargestellt), wohingegen in kalten Ländern, wie Russland, wo die Sonne den langen Winter vertreibt, Rot eine eher positive Symbolik besitzt: Das russische Wort für Rot, „krasnij“, gehört zur gleichen Wortfamilie wie schön, herrlich, gut und wertvoll („krasiwij“). „Die Roten“ hat die Konnotation „Die Guten“ und der „Rote Platz“ in Moskau heißt gleichzeitig der „Schöne Platz“.

Im China der Kaiserzeit war Rot eine Glücksfarbe, wohingegen es heute für den Kommunismus steht.

 

GRÜN

Grün war die Lieblingsfarbe des Propheten Mohammed, der der Legende nach einen grünen Mantel und einen grünen Turban trug. Nur seine Nachfolger, die Kalifen, dürfen ebenfalls einen grünen Turban tragen. Auch die Fahne der Mohammedaner, mit der sie in den „Krieg gegen die Ungläubigen“ (Heller 2008, 73) ziehen, ist grün. Im Koran wird das Paradies als blühende Landschaft beschrieben, eine grüne Oase, was für ein Wüstenvolk wie die Araber natürlich eine ganz andere Wirkung als auf einen Europäer hat. Auch die Farbe der Arabischen Liga ist grün.

In Europa ist Grün als Farbe von Gras und Bäumen die Standartlandschaftsfarbe, wohingegen in Wüstengebieten eine grüne Oase wie das Paradies erscheint. So ist auch das weibliche Grün der profanen Natur von Europa in islamischen Ländern eine männliche, heilige Farbe.

In der Liturgie der katholischen Kirche ist Grün die Farbe für die „gewöhnlichen Sonntage“ (Heller 2008, 75). Rot, Blau und Grün stehen für die Dreifaltigkeit: „Rot ist der Gottvater, Blau Gottes Sohn, Grün ist die Farbe des Heiligen Geistes“ (Heller 2008, 76).

In Europa werden Drachen auf Abbildungen häufig grün dargestellt- auch dämonische Wesen werden mit grüner und gelber Haut (die Farben des Giftigen) gemalt. Um die Wirkung von Grün noch mehr auf die Seite des Bösen zu bringen, kommt noch Schwarz hinzu. „Im Islam ist die Verbindung von Böse und Grün nicht vorstellbar“ (Heller 2008, 79).

Politische Bedeutung von Farben

In diesem Bereich muss ein besonderes Augenmerk auf die Wappen- und Flaggenfarben der verschiedenen Adelsgeschlechter und Nationen gelegt werden. Flaggen symbolisieren politische und religiöse Machtverhältnisse. Um die Symbolik der Farben in Flaggen deuten zu können, habe ich den von Werner Wirth herausgegebenen „Flaggenatlas“ verwendet.

 

BLAU

Viele internationale Organisationen (UNO) verwenden Blau als Farbe für Friedenseinsätze. Vor allem aber in sozialistischen Ländern wird Blau als Friedensfarbe, die einen starken Gegensatz zum leuchtenden Rot darstellt, gebraucht.

In der Flaggenkunde ist Blau eine Anspielung auf Wasser, vor allem aber auf das Meer. Inselstaaten oder Staaten, die vom Meer abhängig sind (Griechenland, Australien, Neuseeland, Fidschi) verwenden Blau als Grundfarbe ihrer Flaggen. Als Himmelsfarbe steht Blau auch für die Hoffnung auf eine gute Zukunft.

Politische Bewegungen wie die irischen und spanischen Faschisten haben auch Blau als beliebte und männliche Farbe für sich beansprucht.

Hellblau ist eine traditionell mongolische Farbe und steht für den blauen Himmel.

 

ROT

Rot ist die häufigste Flaggenfarbe. Der Grund dafür ist die Lichtbeständigkeit von Kermes- und Krapprot. Als kriegerische Blutfahne wurde Rot von vielen Heeren verwendet.

Im 20. Jahrhundert wurde Rot auch die Farbe der Revolution und des Kommunismus in Russland. Die Arbeiterbewegung beanspruchte hier die ehemalige Farbe der Reichen für sich.

Auch Adolf Hitler wählte für seine „Nationalsozialistische Arbeiterpartei“ Rot als Grundfarbe des Hakenkreuzbanners. Außer der roten Flagge der Sowjetunion, die es heute nicht mehr gibt, findet sich das Rot im Zusammenhang mit Kommunismus auch in den Flaggen von China, Vietnam und Weißrussland.

In anderen Zusammenhängen steht das Rot der Flaggen auch für das im Freiheitskampf vergossene Blut, Mut, Patriotismus und die Sonne.

 

GRÜN

Als heilige Farbe des Islam ist sie die Grundfarbe aller Länder mit islamischer Staatsreligion (Komoren, Mauretanien, Pakistan, Saudi Arabien, Turkmenistan).

Die grüne Flagge von Libyen ist die einzige monochrome Farbe der Welt.

Grün ist auch die Nationalfarbe der „Grünen Insel“ Irland. Das Grün wird hier als Farbe des Katholizismus gewertet.

In der Flaggenkunde kann Grün auch für die Natur, die Landwirtschaft und die Hoffnung stehen.

Die Partei „Die Grünen“ hat ihren Ursprung den Umweltbewegungen des 20. Jahrhundert. Grün als Farbe der Natur weist auf das wichtigste Thema der Partei, den Umweltschutz hin, außerdem symbolisierte Grün „überzeugend die politische Eigenständigkeit zwischen den Blöcken der Roten und der Schwarzen“ (Heller 2008, 82 f.).

Aber auch parteiunabhängige, internationale Umweltschutzorganisationen wie „Greenpeace“ haben die Farbe Grün für sich beansprucht.

Krzysztof Kieslowskis "Drei Farben"

Der polnische Regisseur Krzysztof Kieslowski wurde am 27. Juni 1941 in Warschau geboren und starb dort am 13. März 1996 an einem Herzversagen. Die 1993-1994 entstandene „Drei-Farben-Triologie“ behandelt die französischen Revolutionsforderungen von Freiheit (liberté), Gleichheit (égalité) und Brüderlichkeit (fraternité), die in der Flagge durch die Farben Blau, Weiß und Rot dargestellt werden. Für Drei Farben: Rot wurde Kieslowski 1994 für den Oscar im Bereich Regie nominiert und für Drei Farben: Blau gewann er 1993 den Goldenen Löwen auf dem "Film-Festival Venedig" für den besten Film. Weitere Werke von Kieslowski sind seine Serie von 10 Kurzfilmen unter dem Namen "Dekalog" (1988) und sein Spielfilm "Die zwei Leben der Veronika" (1991).

BLAU

Der erste Teil der Spielfilm-Trilogie mit dem Titel „Blau“ behandelt das Motiv der Freiheit. Julie, gespielt von Juliette Binoche, ist die einzige Überlebende eines schweren Autounfalls, durch den ihr Mann, ein berühmter französischer Komponist, und ihre einzige Tochter ums Leben kamen. Julie möchte ein neue Existenz aufbauen und ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie zieht nach Paris, beauftragt einen Makler, ihren Landsitz zu verkaufen und vernichtet die unfertigen Notationen ihres Mannes. Die neuerrungene Freiheit kann aber nicht ihren Schmerz lindern. Erst als sie sich wieder auf ihre Vergangenheit einlässt, Kontakt mit einem alten Freund und der Geliebten ihres verstorbenen Ehemannes aufnimmt und an dessen Kompositionen weiterarbeitet, findet sie wieder ins Leben zurück.

Im Film ist die Farbsymbolik von Blau allgegenwärtig: Durch den Regen, das Meer und einige Schwimmbadszenen wird die undifferenzierte, traumhafte Grundstimmung getragen. Die Farbstimmung des Films vermittelt eine gewisse Kühle. Unwirkliche, verschwommene und unscharfe Bilder reflektieren den Vorgang des Vergessens und die Kopfwelt der Hauptdarstellerin: Sie versinkt und verliert sich in der Unendlichkeit des Blau. Wie betäubt wandelt sie durch den Film, bis sie am Schluss in die Realität zurückfindet. 

ROT

Der letzte Teil der Trilogie war gleichzeitig der letzte Film des 1996 verstorbenen Krzysztof Kieslowski. Rot steht in der Tricolore für die Brüderlichkeit. Die junge Studentin Valentine (Irène Jacob) verdient ihr Geld als Fotomodell in Genf, während ihr Freund immer irgendwo im Ausland arbeitet. Auf dem Heimweg von einem Fotoshooting fährt sie einen Hund an. Sie nimmt ihn in ihrem Auto mit, bringt ihn zum Tierarzt und will anschließend den Besitzer ausfindig machen. Sie findet einen einsiedlerischen, pensionierten Richter vor, der seine Zeit damit verbringt, die Telefongespräche seiner Nachbarn abzuhören. Aus anfänglicher Ablehnung entwickelt sich langsam eine eigenartige Beziehung zwischen den beiden. Auguste, ein Mann aus der Nachbarschaft, ist gerade dabei, sein Richterexamen abzulegen. Augustes Leben ist dem des pensionierten Richters sehr ähnlich: Auch er wird von seiner Freundin betrogen, was der Richter nie überwinden konnte. In Valentine hat er aber eine gute Freundin gefunden und er reist ihr sogar zu einem Auftritt als Model nach. Dort empfiehlt er ihr, mit der Fähre nach England zu reisen, was in einer Katastrophe endet, da die Fähre durch ein gewaltiges Unwetter zum Sinken gebracht wird. Die Hauptpersonen der drei Filme „Blau“, „Weiß“ und „Rot“ sind gleichzeitig die Überlebenden dieses Fährenunglücks.

 

In „Rot“ kommen fast alle symbolischen Bedeutungen von Rot, zum Beispiel in Form von Erdbeeren, rotem Wein, roten Lippen, Blut, einer roten Ampel oder dem Rotlichtviertel, vor. Das riesige Plakat, auf dem Valentine für Kaugummi wirbt, ist auch rot. Rot sticht als Signalfarbe in fast jedem Bild des Films hervor.

Film- und Literaturverzeichnis

Filmverzeichnis: 

DREI FARBEN: BLAU

Krzysztof Kieslowski, F 1993

(DVD: Concorde Home Entertainment)

http://www.amazon.de/Drei-Farben-Boxset-Blau-Wei%C3%9F/dp/B00007JQTK/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=dvd&qid=1235745428&sr=8-1 

[Besuchsdatum: 27.02.2009] 

 

DREI FARBEN: WEISS

Krzysztof Kieslowski, F 1994

(DVD: Concorde Home Entertainment)

http://www.amazon.de/Drei-Farben-Boxset-Blau-Wei%C3%9F/dp/B00007JQTK/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=dvd&qid=1235745428&sr=8-1 

[Besuchsdatum: 27.02.2009]  

 

DREI FARBEN: ROT

Krzysztof Kieslowski, F 1994

(DVD: Concorde Home Entertainment)

http://www.amazon.de/Drei-Farben-Boxset-Blau-Wei%C3%9F/dp/B00007JQTK/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=dvd&qid=1235745428&sr=8-1 

[Besuchsdatum: 27.02.2009]  


Literaturverzeichnis: 

Heller, Eva (2008): Wie Farben wirken. Farbpsychologie Farbsymbolik Kreative Farbgestaltung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch 

Wirth, Werner (Hrsg.) (2001): FlaggenAtlas. Erde. Gotha: Justus Perthes Verlag 

Wunderlich, Eva (1925): Die Bedeutung der roten Farbe im Kultus der Griechen und Römer. Erläutert mit Berücksichtigung entsprechender Bräuche bei anderen Völkern. Giessen