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Symbolische Bedeutung von Farben

Farben werden auch Begriffen zugeordnet, die keine reale Farbigkeit haben- sie bekommen dadurch Symbolcharakter. Auch diese Farbzuordnung entsteht durch die Erfahrung, nur sind es in diesem Fall keine persönlichen Erfahrungen, sondern oft jahrhundertealte Überlieferungen. Die symbolische Wirkung entsteht durch die Verallgemeinerung und Abstraktion der psychologischen Farbwirkung- diese zwei Gebiete sind also sehr eng miteinander verbunden.

 

BLAU

Wenn zwei Liebende räumlich getrennt werden und über weite Entfernung ihre Beziehung aufrechterhalten wollen, müssen sie sich gegenseitige Treue erweisen. Blau (vor allem in Form von Blumen wie Veilchen oder Vergißmeinnicht) ist die Symbolfarbe der Treue (28%), des Vertrauens (35%) und der Zuverlässigkeit (27%).

In der Dichtung der Romantik war die blaue Blume, wie zum Beispiel in Novalis’ Romanfragment „Heinrich von Ofterdingen“, eine Metapher für die Erfüllung der Sehnsüchte. In der Umfrage verbanden auch 27% die Sehnsucht mit Blau.

Blau ist auch die Farbe des Phantastischen (18%) und Unwahren (sein blaues Wunder erleben; keinen blauen Dunst haben).

Das kühle Blau ist vor allem in Kombination mit den Farben Grün und Weiß die Farbe der Erholung (Grün 57%, Blau 16%, Weiß 9%), der Entspannung (Blau 29%, Grün 22%, Weiß 10%) und der Ruhe (Gün 30%, Blau 21%, Weiß 15%). Blau steht dabei für die Erholung, die durch Nichtstun erreicht wird, Grün für die aktive Möglichkeit der Freizeitgestaltung in der Natur und Weiß unterstützt den Aspekt der Ruhe.

Blau und Weiß in Kombination stehen in der Symbolik für die himmlischen Mächte, die Verbindung zum Göttlichen:

In der Tafelmalerei des frühen Mittelalters wurde der Mantel der Maria blau dargestellt als Zeichen ihrer jungfräulichen Reinheit und ihrer Treue zu Gott.

In Ägypten wurden die Himmelsgötter blau dargestellt- Amun hatte eine blaue Hautfarbe und der Nil wurde der „blaue Fluß“ genannt.

Auch beim indischen Gott Krishna war die blaue Hautfarbe ein Kennzeichen der himmlischen Herkunft.

In der modernen Symbolik ist Blau auch die Farbe für das Männliche (35%), wo sie Rot abgelöst hat. Der Grund dafür sind die Babyfarben Hellblau und Rosa. Jahrhundertelang war aber Rosa eine Symbolfarbe des Männlichen und das Jesuskind wurde in rosa Kleidern abgebildet.

 

ROT

Die Symbolik der Farbe ist von zwei Assoziationen mit Rot geprägt: Blut und Feuer sind rot. „Im Hebräischen haben die Worte Blut und Rot denselben Ursprung: Rot heißt „dm“, Blut heißt „dom“. Bei den Eskimos bedeutet Rot wörtlich übersetzt „wie Blut“ “ (Wunderlich 1925, 18). In vielen Religionen, wie zum Beispiel bei den Maya, waren Blutopfer früher üblich. Das Übergießen mit Tierblut sollte die Kräfte und die Stärke des Tieres „auf die Menschen [...] übertragen“ (Heller 2008, 52). Die Symbolik von Blut wurde auf die Farbe Rot übertragen und damit auch die Assoziation der Farbe mit Energie (38%), Aktivität (28%) und Lebensfreude (27%): „Die psychologische und symbolische Wirkung des Blutes macht Rot zur dominanten Farbe in allen positiven Lebensgefühlen“ (Heller 2008, 52).

Rot steht für das gesamte animalische Leben- alle Lebewesen, durch deren Adern Blut fließt.

Es wird mit beiden Extremen der Gefühlswelt des Menschen verbunden: Liebe (Rot 70%; Rosa 8%) und Hass (Rot 47%, Schwarz 23%). Auch hier verbirgt sich eine Erfahrung: Nämlich dass Leidenschaften das Blut in Wallung bringen können: Wenn jemandem etwas peinlich ist, wird er „rot im Gesicht“, ebenso steigt einem das Blut in den Kopf, wenn man verlegen oder verliebt ist. Man kann auch „rot vor Scham“ werden und, wenn man die Kontrolle über sich selbst verliert, nur mehr „rot sehen“.

Als Farbe des Blutes steht Rot auch für den Krieg. Der römische Kriegsgott Mars, nach dem der „rote Planet“ Mars benannt ist, vereinigt typisch männliche Eigenschaften wie Aggressivität (Rot 50%, Schwarz 12%) und Kraft (Rot 36%, Schwarz 23%).

Die gesellschaftliche Bewertung der Eigenschaften kann man aus den Farben ablesen, die mit Rot kombiniert werden:
Bei den positiven Leidenschaften, wie Liebe, ist die Kombinationsfarbe Rosa, bei negativen Leidenschaften, wie Wut (Rot 55%, Schwarz 15%), ist es Schwarz. Wird Liebe mit Erotik und Sexualität gleichgesetzt, so kommt Violett dazu: Leidenschaft (Rot 54%, Violett 12%), Sexualität (Rot 48%, Violett 14%) und Wollust (Rot 31%, Violett 22%).

Je mehr die Gefühle als Sünde gewertet werden, desto mehr wird Rot mit Schwarz verbunden, denn: „Wenn eine Farbe mit Schwarz kombiniert wird, verkehrt sich die symbolische Bedeutung der Farbe in ihr Gegenteil“ (Heller 2008, 54). Um dies zu verdeutlichen, kann man sich ein Bild des Teufels ins Gedächtnis rufen, der mit roter Haut und schwarzer Kleidung dargestellt wird.

Als Symbolfarbe des Feuers wurde Rot in vielen Kulturen verwendet: In der christlichen Mythologie erschien dem Moses Gott als brennender Dornbusch und der heilige Geist wird in der Malerei häufig als Flamme dargestellt. In diesem Fall steht das rote Feuer für die Vertreibung der Dunkelheit und der bösen Mächte und für die Reinigung. Der erste Mensch, Adam, wurde aus „roter Erde“ geschaffen.

Die psychologische Wirkung des unnatürlichen Rot als Warnfarbe wurde auf die moralische Ebene übertragen: Das Wort „Rotlichtviertel“ verdeutlicht noch einmal gut, wie Rot das Unmoralische, die Erotik und somit das Lasterhafte und die Sünde symbolisiert.

Im 16. Jahrhundert wurden viele rothaarige Frauen als Hexen verbrannt.

 

GRÜN

Unsere Erfahrung sagt uns, dass gesunde Pflanzen in ihrer vollen Blüte grün sind, wenn sie welk werden und absterben, verändern sie ihre Farbe. So wurde Grün zur Symbolfarbe des Lebens (38% der Befragten brachten Grün mit Lebendigkeit in Verbindung) und des Wachstums.

Grün hat aber auch die Konnotation der Unreife: Wenn man grüne Früchte neben roten Früchten sieht, geht man davon aus, dass diese unreif sind. Diese automatische Assoziation mit Unreife führt zu einer Verallgemeinerung der Farbe mit fehlender Reife, wie zum Beispiel als Symbolfarbe der Jugend (28%): In der Natur werden im Prozess der Reife aus grünen Knospen Blüten in den verschiedensten Farben- „das Stadium der Unreife ist immer grün“ (Heller 2008, 77). So wird von Jugendlichen gesagt, dass sie noch „grün hinter den Ohren“ seien oder die Unreife wird durch Begriffe wie „Grünschnabel“ (Englisch: „greenhorn“) zum Ausdruck gebracht.
Als Farbe der Hoffnung (52%), einem Gefühl, das nach einer Zeit der Entbehrung entsteht, ist Grün verwandt mit der Erfahrung des Frühlings (64%): So wie man im Winter auf das Wiederaufblühen der Natur im Frühling hofft, wünscht man sich in einer schwierigen Zeit einen Neubeginn im Leben. Dies zeigt sich in sprachlichen Analogien: Die Hoffnung keimt wie die Saat im Frühling.

In der Farbsymbolik der Minnedichtung stand Grün für die beginnende (keimende) Liebe. So wie Pflanzen können sich auch Gefühle entwickeln und wachsen. Eine junge, heiratsfähige Frau wurde damals als „grünes Mädchen“ (Heller 2008, 74) bezeichnet und trug grüne Trachten.

In Kombination mit Gelb ist Grün die Symbolfarbe des Neides (Gelb 53%, Grün 30%) Die Redensart „grün vor Neid“ resultiert aus der Überlieferung, dass Menschen, die sich andauernd ärgern, gallenkrank werden (die Galle ist gelbgrün).

 „Bei den Römern war Grün die Farbe der Venus“ (Heller 2008, 74), der Göttin der Liebe und des Gartens und bei den Ägyptern war der Gott des Nils und der Fruchtbarkeit, Osiris, grün und trug den Beinamen „Der Große Grüne“ (Heller 2008, 74).