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Kulturelle Bedeutung von Farben

Durch die unterschiedlichen Lebensweisen in verschiedenen Kulturkreisen ergeben sich auch unterschiedliche Farbwirkungen. Allgemein kann festgehalten werden, dass die Farben, die in einer Kultur einen hohen Wert symbolisieren als die männlichen Farben angesehen werden, die zweitrangigen Farben hingegen als weiblich. Einige Farbwirkungen treten auch nur in einer bestimmten Nation als Besonderheiten auf. Farben können auch ihre kulturellen Wirkung verändern.


BLAU

Im Mittelalter war auch die Qualität der Farbe je nach Stand unterschiedlich. Ein leuchtendes Blau durfte in Frankreich beispielsweise nur der König tragen. Als durch den Import aus Indien das Indigo in Europa billiger wurde, färbte man schließlich die Arbeitkleidungen blau. In Amerika und England entstand der Begriff der „Blue-collar workers“. Die Bluejeans der Goldgräber und Cowboys wurden ebenfalls mit Indigo gefärbt.

Ein sprachlicher Unterschied findet sich bei der Verwendung von „blau sein“:

Wenn ein Deutscher blau ist, ist er betrunken, wenn hingegen ein Engländer „blue“ ist, ist er melancholisch (Blues).

Wer bei uns ein „blaues Auge“ hat, hat in England ein „schwarzes Auge“.

Die Redensart des „blauen Blutes“ hat ihren Ursprung in Spanien, wo die Adeligen durch ihre westgotische und nordeuropäische Abstammung viel hellhäutiger waren, als die Einheimischen. Da bei weißer Haut die Adern besser durchscheinen, erschienen den Spaniern die Adern „mit blauem Blut gefüllt“ (Heller 2008, 41).

 

ROT

In Ägypten, wo die Hitze der Sonne das Leben der Menschen erschwert, ist Rot die Symbolfarbe für das Böse und Zerstörung (der ägyptische Gott Sed wurde rot dargestellt), wohingegen in kalten Ländern, wie Russland, wo die Sonne den langen Winter vertreibt, Rot eine eher positive Symbolik besitzt: Das russische Wort für Rot, „krasnij“, gehört zur gleichen Wortfamilie wie schön, herrlich, gut und wertvoll („krasiwij“). „Die Roten“ hat die Konnotation „Die Guten“ und der „Rote Platz“ in Moskau heißt gleichzeitig der „Schöne Platz“.

Im China der Kaiserzeit war Rot eine Glücksfarbe, wohingegen es heute für den Kommunismus steht.

 

GRÜN

Grün war die Lieblingsfarbe des Propheten Mohammed, der der Legende nach einen grünen Mantel und einen grünen Turban trug. Nur seine Nachfolger, die Kalifen, dürfen ebenfalls einen grünen Turban tragen. Auch die Fahne der Mohammedaner, mit der sie in den „Krieg gegen die Ungläubigen“ (Heller 2008, 73) ziehen, ist grün. Im Koran wird das Paradies als blühende Landschaft beschrieben, eine grüne Oase, was für ein Wüstenvolk wie die Araber natürlich eine ganz andere Wirkung als auf einen Europäer hat. Auch die Farbe der Arabischen Liga ist grün.

In Europa ist Grün als Farbe von Gras und Bäumen die Standartlandschaftsfarbe, wohingegen in Wüstengebieten eine grüne Oase wie das Paradies erscheint. So ist auch das weibliche Grün der profanen Natur von Europa in islamischen Ländern eine männliche, heilige Farbe.

In der Liturgie der katholischen Kirche ist Grün die Farbe für die „gewöhnlichen Sonntage“ (Heller 2008, 75). Rot, Blau und Grün stehen für die Dreifaltigkeit: „Rot ist der Gottvater, Blau Gottes Sohn, Grün ist die Farbe des Heiligen Geistes“ (Heller 2008, 76).

In Europa werden Drachen auf Abbildungen häufig grün dargestellt- auch dämonische Wesen werden mit grüner und gelber Haut (die Farben des Giftigen) gemalt. Um die Wirkung von Grün noch mehr auf die Seite des Bösen zu bringen, kommt noch Schwarz hinzu. „Im Islam ist die Verbindung von Böse und Grün nicht vorstellbar“ (Heller 2008, 79).